Buchjunkies


Rezensionen Empfehlungen Autoren Reihen Tags Rezensionsarchiv

13.

Apr 2013

~nia

Kirschroter Sommer

Sieben Jahre ist es her, seit Emely Winter ihre erste Liebe Elyas Schwarz nicht mehr gesehen hat. Wenn es nach der gerade 24-Jährigen gegangen wäre, hätten es ruhig auch siebzig Jahre sein können. Doch jetzt ist Alex, Elyas kleine Schwester und Emelys beste Freundin von München nach Berlin gezogen. Und da Alex bei Elyas wohnt, läuft man sich wohl oder übel öfter über den Weg. Die Begegnungen zwischen den beiden laufen selten glimpflich ab und bissige oder ironische Bemerkungen sind an der Tagesordnung. Trotz oder gerade wegen ihrer desaströsen Vergangenheit, nimmt Emely aber jede von Elyas Gesten und seine Kommentare wahr. Umgekehrt scheint es genauso, wenn man Elyas anzügliche Sprüche und seine betont aufdringliche Art Emely gegenüber richtig deutet. Obwohl Emely alles dran setzt, nicht noch einmal auf Elyas Charme reinzufallen und sie sogar einen lustigen und netten Gesprächspartner per E-Mail findet, steht ihre Verteidigung Elyas gegenüber irgendwann auf mehr als wackeligen Beinen...

Kirschroter Sommer von Carina Bartsch ist mir zuerst über die Bücherplattform Goodreads aufgefallen, und kaum hatte ich die Bücher bemerkt, tauchte sie auch schon in den Buchläden auf. Zunächst war ich mir unsicher, ob die Geschichte was für mich ist, weil mir die Buchtitel und -cover nicht so recht gefallen haben und mir arg klischeehaft vorkamen. Doch die vielen positiven Stimmen konnten meine Neugierde so anheizen, dass ich mir die beiden Bücher für eine lange Zugfahrt auf den Reader geladen habe. Und was soll ich sagen, Emelys und Elyas Geschichte konnte mich vom ersten Wort an fesseln.
Das liegt zu einem Großteil an dem lustigen und wortgewandeten Stil, mit dem Carina Bartsch den Leser in Emelys Gedankenwelt schickt. Dabei wirkt Emely auf den ersten Blick ziemlich gewöhnlich - nicht als Person an sich, sondern als Heldin eines Jugendbuchs. Sie ist auch so eine junge Frau, die sich wenig für Klamotten interessiert, sich nicht bewusst ist, wie hübsch sie wirklich aussieht und dazu noch ständig über ihre eigenen Füße stolpert (bitte alle die Hände heben, die sich noch an die typische Young-Adult-Heldin erinnert fühlen). Doch zum Glück steckt in Emely mehr. Sie ist nämlich total schlagfertig (eine Fähigkeit, die sie Elyas gegenüber auch wirklich braucht) und kommt ziemlich gut mit ihrem Studium oder ihre gesamten Leben als junger Singlefrau zurecht. Tief drin in Emely steckt aber auch eine zutiefst verletzte Seele. Die spürt man von Beginn an, doch bis man als Leser wirklich in diesen streng verschlossenen Winkel ihres Hirns blicken darf, vergeht einige Zeit. Dieser Drang, wissen zu wollen, was damals Schlimmes zwischen Emely und Elyas vorgefallen ist, ergibt zusammen mit dem Humor, der immer wieder für ein breites Grinsen oder lautes Lachen sorgt, eine unwiderstehliche Mischung.

Noch mal zu meinem einzigen Kritikpunkt an Kirschroter Sommer. Anfangs war ich etwas genervt von Emelys Tollpatschigkeit. Da frage ich mich beim Lesen immer, ob eigentlich jede junge Frau, deren Selbstbewusstsein nicht allzu gut ausgeprägt ist, so sein muss und ob das zusätzliche Sympathiepunkte bringen soll? Doch da dieser Wesenszug von Emely dann doch tatsächlich zur Geschichte beigetragen hat, konne ich mich mit der Zeit auch damit anfreunden (das sieht man vielleicht hier noch nicht, aber in Türkisgrüner Winter gibt's dafür keinen Punktabzug mehr).
Doch auch bei leichter Kritik vorab eine Warnung an alle künftigen Leser: Die Geschichte macht süchtig und man will einfach nur noch weiterlesen. Jeder, der anfängt Kirschroter Sommer zu lesen, sollte also unbedingt dafür sorgen, dass er auch den Nachfolgeband Türkisgrüner Winter im Regal hat. Mir persönlich fällt es im Nachhinein sogar schwer, beide Bücher als Einzelwerk zu betrachten. Ohne noch mal in das Buch zu linsen, hätte ich jetzt auch gar nicht mehr genau gewusst, welche Ereignisse noch in Kirschroter Sommer oder schon in Türkisgrüner Winter spielen.

Fazit: Eine sehr unterhaltsames New-Adult-Buch. Emely und Elyas Geschichte liest sich witzig und charmant und bietet dennoch die nötige Tiefe, um nicht langweilig oder durchschnittlich zu sein.

Ein Wort noch zum Schluss: Auch ein Besuch der Internetseite von Carina Bartsch lohnt sich. Die Humor der Autorin ist dort ebenfalls deutlich zu spüren.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Deutsche Ausgabe

2 Kommentare | Facebook | Twitter