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01.

Sep 2015

~nia

Lessons in Astronomy

Vorne weg ist zu sagen, dass Lessons in Astronomy nur für Personen ab 18 Jahren geeignet ist. Es werden verschiedene Themen behandelt, die Ängste auslösen können. Für wen der Verlust eines Ungeborenen, Gewalt in Kombination mit Sex oder eine einseitige inzestuöse Liebe nicht zu verdauen sind, sollte besser nicht weiter lesen.

Bei Lessons in Astronomy von CaitlinFairchild handelt es sich um eine Serie aus drei kleineren Sherlock-Fanfiction, die alle nach Abschluss der dritten Fernsehstaffel spielen. Der erste Teil heißt The Boundaries of an Event Horizon und wird aus Sherlocks Perspektive erzählt, Teil zwei The Properties of a Binary System aus Mycrofts und der Abschlussteil The Process of Stellar Ignition dann aus Johns. Und auch wenn die Serie harter Stoff ist, liebe ich sie total.

Ausgangspunkt ist, dass John und Mary ihre Tochter verlieren, weil Mary entführt wird und sich bei ihrer Befreiung die Plazenta löst. Zur Information: Das ist ein absolut lebensbedrohlicher Zustand für den Fetus, da Blut und Sauerstoff von einer Sekunde auf die andere fehlen. Kommen Mutter und Kind nicht sofort in ein Krankenhaus, hat man keine Chance das Kind zu retten. Die Beziehung zwischen beiden war vorher schon angespannt, sodass es John nicht verwundert, als Mary das Weite sucht. Den Verlust seiner Tochter verkraftet er allerdings nicht so gut. John ist wütend wie nie zuvor - und das heißt schon einiges. Und so wundert es Sherlock nicht, dass er eines Abends betrunken in der Baker Street auftaucht und seine Wut an Sherlock auslässt. Ja, die beiden prügeln sich auf heftigste und am Ende mündet das Ganze in Hass-Sex. Langsam aber sicher bewegen sich die beiden auf den Abgrund zu, weil Sex und Schlägereien immer heftiger werden. Schließlich hält John es nicht mehr aus, bitte Mycroft um Hilfe und verschwindet zu den Ärzten ohne Grenzen. Wie und ob alle drei Charaktere weiter mit der Situation zurechtkommen und ob bei so einem Szenario ein glückliches Ende überhaupt möglich ist, werde ich an dieser Stelle nicht verraten.

Lessons in Astronomy ist in jedem Fall eine der bestgeschriebenen Serien, die ich je gelesen habe. CaitlinFairchild hat ein solches Händchen, lebendig und mitreißend zu schreiben. Es ist der Wahnsinn. Besonders die Allegorien haben es mir angetan, also die bildliche Darstellung von abstrakten Dingen, in Lessons in Astronomy natürlich die Beziehungen zwischen den Charakteren.

Hier ist mal die Inhaltsangabe von The Boundaries of an Event Horizon, die mir das Herz einfach höher schlagen lässt. Meine Übersetzung wird dem Original leider nicht gerecht, ich habe aber versucht, Bilder und Satzfluss so gut es ging zu übertragen:

In a different time, a more naive time, Sherlock thought he was the star and John the satellite, circling him in worshipful orbit. He knows now that was never true. John was always the sun, bright and fierce, and Sherlock was the pale, cold moon, his only heat coming from the light he reflected.

And then his sun went into supernova. Moriarty said he would burn him and he has, and John is the fire, his rage and grief incinerating Sherlock, burning the heart out of him in the end, turning him into nothing but cinder and ash. And now the supernova is collapsing, a black hole born where there was once warmth and heat and love, and Sherlock is being pulled down, down past the event horizon, into the endless frozen void where nothing can ever escape.

Übersetzung: Zu einer anderen, naiveren Zeit dachte Sherlock, er sei der Stern und John der Satellit, der bewundernd in seinem Orbit kreißte. Er weiß jetzt, dass das nie der Fall war. John war immer schon die Sonne, hell und glühend, und Sherlock war der blasse, kalte Mond, dessen einzige Wärme vom reflektierten Licht kam.

Und dann wurde die Sonne zur Supernova. Moriaty sagte, er würde ihn verbrennen und das tut er, und John ist das Feuer, sein Zorn und seine Trauer verglühen Sherlock, verbrennen sein Herz am Ende, so, dass nichts anderes vom ihm bleibt als Schlacke und Asche. Und nun kollabiert die Supernova und ein Schwarzes Loch entsteht da, wo einst Wärme, Hitze und Liebe war und Sherlock wird mit herabgezogen, über den Rand des Universums hinaus, hinein in das endlose gefrorene Nichts aus dem niemand jemals entkommen kann.

Die Sprache in dieser Geschichte ist so, so wunderschön. Und dass damit dann schwierige Themen beleuchtet werden und die Charaktere eine harte Reise vor sich haben, macht die Sache für mich nur noch besser. Jedem, der des Englischen mächtig ist und der vor einer schmerzhaften Geschichte nicht zurückschreckt, kann ich Lessons in Astronomy wirklich nur ans Herz legen.

Die Autorin, CaitlinFairchild, findet man auch auf tumblr.

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