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26.

May 2016

~ND

Damned If You Do

Abaddons Leben ist die Hölle - buchstäblich. In seinem menschlichen Leben hat er seine Seele an einen Teufel verkauft und nun, nach seinem Tod, ist er selbst ein Teufel und muss gemeinsam mit seinen Mit-Dämonen die Seelen von Menschen sammeln. Wirklich viel Freude hat Abaddon daran aber nicht, was auch seine Quote zeigt. Er muss dringend mehr Seelen zusammenbringen, um seinen Platz in seinem Großraumbüro und sein Recht, weiterhin auf die Erde gehen zu können, zu behalten. So wenig Spaß er auch an dem Papierkram und bürokratischen Schnickschnack eines Seelensammlers hat, der Job ist immer noch besser, als sich um die Haufen der Höllenhunde zu kümmern, was ihm drohen könnte, sollte er nicht schnellstmöglich ein paar Seelen finden.
Für seine Situation reichen aber nicht irgendwelche Seelen, es müssen besonders reine, bedeutsame Seelen sein. Und so verschlägt es Abaddon in den Bible Belt, irgendwo in den Südstaaten der USA. Was er dort findet haut Abaddon allerdings um: Er trifft auf Seth, einen jungen blinden aber ungemein talentierten Musiker, der Teil einer kleinen reisenden religiösen Gruppe ist, die im ganzen Land gemeinsame Predigten feiert. Als Abaddon Seths Seele zum ersten Mal sieht, ist sie wie ein Leuchtfeuer für ihn - er kann sich einfach nicht fernhalten. Seth hat für jede Situation den passenden Bibelvers und ist der ehrlichste Mensch, der Abaddon jemals begegnet ist - er ist also die perfekte Seele, um Abaddons Quote doch noch rechtzeitig zu erfüllen und ihm obendrein noch ein bequemes Polster zu verschaffen.
Doch es stellt sich als schwieriger heraus als gedacht dem jungen Mann seine Seele abzuschwatzen, denn Seth kennt seinen Weg und zweifelt würde niemals auf so einen Deal eingehn. Doch Abaddon kann nicht aufgeben. Je näher er dabei Seth aber kennenlernt umso klarer wird ihm, dass er nur allzu leicht sein Herz an den jungen Musiker verlieren könnte...und dass Seth mehr zu sein scheint, als ein normaler Mensch...

Im ersten Moment klingt Damned If You Do von Marie Sexton sicher ein bisschen skurril - und das ist es auch, aber auf eine wirklich süße und schöne Weise.
Abaddon ist tatsächlich ein ziemlich sympathischer Kerl für einen Teufel. So ganz wohl war ihm beim Gedanken an das Sammeln von Seelen nie, aber da er sich an sein eigenes sterbliches Leben nicht mehr erinnern kann und keine Ahnung hat, was er sonst tun soll, hat er sich eben mit seinem Schicksal wohl oder übel abgefunden. Trotzdem, gern tut er es nicht, was aber mittlerweile wie gesagt auch seine Vorgesetzten mitbekommen. Doch selbst als er Seth - das perfekte Opfer - kennenlernt ist er eher halbherzig bei der Sache, wenn es darum geht ihm bei einem Deal seine Seele abzuknöpfen. Abaddons Drang, weiter bei Seth zu sein hat völlig andere Gründe. Es war wirklich süß, wie er langsam aber sicher beginnt Seth Schicksal und Wohl vor sein eigenes zu stellen und wieder aufs neue zu beweisen, dass er einfach nicht zum Teufel gemacht ist.
Auch Seth ist sehr sympathisch, auch wenn seine ständigen Bibel-Zitate manchmal ein bisschen nerven. In dem jungen Mann steckt mehr, als es zunächst den Anschein hat, denn während der Predigten geschehen immer wieder merkwürdige Dinge und sie alle fokussieren sich auf ihn. Er selbst hat sich allerdings mit diesem Schicksal abgefunden - das hält Abaddon aber nicht davon ab ein bisschen genauer nachzuforschen und er kann selbst kaum glauben, was er da herausfindet...
Die Geschichte von Damned If You Do ist zwar im Grunde relativ einfach gehalten, trotzdem gibt es die ein oder andere Wendung, mit der ich kein bisschen gerechnet hätte und die das Buch immer unterhaltsam gehalten haben. Außerdem fand ich natürlich den Kontrast zwischen Abaddons und Seths Hintergrund sehr interssant. Abaddon ist Religion ziemlich egal und ein besonders großer Freund Gottes ist er auch nicht. Seth dagegen lebt ein komplett devotes Leben und sein Glaube ist das Wichtigste für ihn. Ich selbst mag religiöse Geschichten ja eigentlich überhaupt nicht. Es gibt nur eine handvoll Bücher, die mir trotz ihres religiösen Themas gut gefallen haben. Damned If You Do ist eines davon, aber sicher auch deswegen, weil die ganze Gott-Teufel-Glaube Sache eher ein fantastisches als ein religiöses Element war.
Damned If You Do ist außerdem wirklich lustig. Marie Sexton hat sich einige sehr süße und humorvolle Ideen einfallen lassen und sowohl die Hölle als auch der Himmel haben ein paar lustige und clevere Eigenheiten. Umso mehr hat es mich erstaunt, dass das Buch auch eine sehr gefühlvolle Seite hat, die mich sogar einmal zu Tränen gerührt hat. Es war wirklich ein überraschend abwechslungsreiches und gelungenes Gesamtpaket.

Es gibt aber dennoch zwei Dinge, die ich an Damned If You Do nicht ganz perfekt fand. Zum einen ist es nämlich sehr kurz. Mit nur gut 120 Seiten ist es eher eine Novelle, als ein echter Roman. Daraus resultiert mein zweites Problem, denn für meinen Geschmack haben sich die Gefühle zwischen Abaddon und Seth einfach zu schnell entwickelt. Hätte Marie Sexton ihren Figuren ein paar Seiten mehr gegeben, in denen sie sich wirklich kennenlernen hätten können, würde die Sache schon ganz anders aussehen. So hatte Damned If You Do aber immer ein wenig diesen märchenhaften Insta-Love Touch.

Ich kann Damned If You Do von Marie Sexton aber dennoch empfehlen, einfach weil es mal etwas anderes war und wirklich Spaß gemacht hat.
Damned If You Do erscheint am 14. Juni 2016.

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