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14.

Aug 2011

~ND

Ashes / Brennendes Herz

Alex wird sterben. In den letzten zwei Jahren hat sie gegen den Tumor in ihrem Kopf gekämpft und endlose Chemotherapien und Testläufe mit neuen Medikamenten hinter sich gebracht. Alles ohne Erfolg. Anstatt kleiner zu werden, hat das Monster in ihrem Gehirn ihr den Geruchssinn und damit viele Erinnerungen genommen und Alex denkt langsam ans Aufgeben. Deshalb findet sie sich auch auf einem Campingtrip alleine in der Wildnis wieder. Das ist etwas, was sie immer mit ihrem verstorbenen Vater gemacht hat und sie will diese Zeit nutzen, um ihre Gedanken zu ordnen und zu einem Entschluss zu kommen. Doch alles kommt völlig anders. Plötzlich wird sie von einer Art Druckwelle umgerissen und danach ist die Welt nicht mehr wie sie vorher war. Manche Menschen fallen einfach blutend tot um, manche bleiben scheinbar völlig unverändert verschont und wieder andere scheinen jeglichen Bezug zu ihrer Menschlichkeit zu verlieren. Auch Alex hat sich verändert, aber anders als alle anderen: Plötzlich kann sie wieder riechen. Und das nicht in einem normalen Maß, sondern besser, als es für einen Menschen möglich sein sollte. Sie kann sogar Gefühlsregungen daraus lesen.
Doch nicht nur viele Menschleben wurden zerstört. Die Druckwelle hat jegliche moderne Technik vernichtet und nichts, was auch nur annähernd computerunterstützt arbeitet, funktioniert noch. In dieser neuen Welt, in der jeder ums Überleben kämpft, kann Alex niemandem vertrauen, findet aber in der 8-jährigen Ellie und dem Soldaten Tom Gefährten und echte Freunde und gemeinsam versucht sich das Trio durch die Wildnis zu schlagen. Doch keiner von ihnen ist sicher und nicht alle werden die Suche nach einer sicheren Heimat gemeinsam antreten können. Denn Gefahren drohen auch von völlig unerwarteter Seite.

Ashes / Brennendes Herz von Ilsa J. Bick war ein Buch das mich von der ersten Sekunde an packen konnte. Alex Krankheit und ihr Leidensweg werden auf ungewöhnliche, aber nicht weniger packende Weise beschrieben und hat sie von Anfang an zu einer beeindruckenden Figur gemacht. Denn obwohl sie ans Aufgeben denkt, ist sie ein starker Charakter. Zwar ist es ein bisschen fragwürdig, ob ein Mädchen, das so viele Strapazen hinter sich hat, einem Campingausflug wie sie ihn macht körperlich gewachsen ist, aber man kauft es ihr trotzdem ab.
Die Welt, die beschrieben wird, ist phantastisch gelungen. Ich fand es besonders interessant, dass man als Leser diesmal quasi live dabei war, als sich die Welt verändert hat und nicht, wie es meistens ist, Jahre später in die veränderte Gesellschaft geworfen wird. Denn auf diese Weise und durch die Unwissenheit, die Alex und ihre Freunde ertragen müssen, wird die Stimmung noch viel dichter und die Geschichte einfach unglaublich spannend, denn der Leser tappt natürlich genauso im Dunkeln, was denn eigentlich genau hinter der Druckwelle steckt. Allerdings sollten zartbesaitete Leser lieber die Finger von diesem Buch lassen, denn an Gewalt und teilweise recht blutrünstigen Szenen wurde nicht gespart. Ich fand es allerdings nicht übertrieben und es hat definitiv zu der Atmosphäre beigetragen. Trotzdem würde ich es fast schon nicht mehr als Jugendbuch bezeichnen.
Vor allem die ersten zwei Drittel haben mir gerade deshalb ausgesprochen gut gefallen. Leider hat das im Letzten ein wenig abgebaut. Die grundsätzliche Geschichte war nach wie vor richtig gut und hat mich bei der Stange gehalten. Bedauerlicherweise gab es aber doch die ein oder andere Strecke und das obwohl ich eigentlich finde, dass manche Geschehnisse ein bisschen zu schnell abgehandelt wurden, man war dadurch emotional einfach nicht so bei der Sache.
Auch wenn der deutsche Klappentext eine große Liebesgeschichte erwarten lässt (mal im Ernst, die Zusammenfassung hat mich mit einem völlig anderen Buch rechnen lassen), so ist diese doch ziemlich unterentwickelt. Das wäre gar nicht weiter schlimm, wenn nicht irgendwann noch ein dritter Faktor hinzugekommen wäre, wenn ihr versteht, was ich meine. Das hat Alex nicht nur Sympathiepunkte gekostet, ich konnte es auch nicht wirklich nachvollziehen. Denn so phantastisch die Welt auch beschrieben wird und wie dicht die Stimmung auch ist, zwischenmenschliche und charakterliche Entwicklungen bleiben ein bisschen auf der Strecke und wirken - auch hier vor allem im letzten Drittel - recht kühl. Es ist zu viel passiert und man hat sich zu wenig Zeit genommen all das komplett glaubhaft zu vermitteln.

Aber die eigentliche Geschichte reicht vollkommen aus, um Ashes / Brennendes Herz zu einem sehr lesenswerten Buch zu machen, auch wenn die "Liebesgeschichte" zum Großteil nicht nach meinem Geschmack ausgefallen ist. Dafür wird das mit viel Spannung und interessanten Charakteren wieder wettgemacht und hat außerdem einen Cliffhanger, bei dem es mir die Schuhe ausgezogen hat.

Deshalb kann ich es trotz aller Kritik kaum den zweiten Teil abwarten. Dieser erscheint 2012 unter dem Titel Shadows / Tödliche Schatten (Amazon-Partnerlink*), gefolgt vom abschließenden Band Monsters (Amazon-Partnerlink*) 2013. Sowohl Titel als auch ungefährer Erscheinungstermin dürften bei den deutschen und englischen Ausgaben fast identisch sein.

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