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08.

Jan 2013

~nia

Dornenkuss

Enthält Spoiler für Splitterherz und Scherbenmond. Achtung, diese Rezension enthält Ironie und schwarzen Humor und ist nicht ganz ernst zu nehmen. Die abschließende Bewertung dagegen schon. Fans von Bettina Belitz sollten, wenn sie Kritik an ihrer Werken nicht verkraften können, lieber nicht weiterlesen.

Ellie (Elisabeth) Sturm hat die Ereignisse in Hamburg gar nicht gut verkraftet. Colin und sie befinden sich in einer Krise: Die Gewalt zwischen ihnen, die notwendig war um Ellies Bruder Paul zu retten, hat zu einem Riss in ihrer Beziehung geführt. Außerdem musste Colin fliehen, um Tessa von ihren Spuren abzulenken - eine Aussprache oder ein Arbeiten an ihrer Beziehung liegt also in weiter Ferne. Auch, dass Paul sich längst nicht so gut wie erhofft von Francois erholt, macht Ellie zu schaffen. Tillman sehnt sich derweil nach Tessa, obwohl sie alle gemeinsam nach Süditalien fahren wollen, um der alten Mahrin den Garaus zu machen. Außerdem soll dort auch noch die längst fällige Suche nach Ellies und Pauls Vater stattfinden. Und so sitzt Ellie im Westerwald und sehnt sich nach Colin und der Sonne. Doch dann kommt die Hamburger Truppe wieder zusammen und macht sich auf den Weg nach Italien...

Für mich ist es absolut unbegreiflich, dass dieses Buch so viele gute Kritiken bekommen hat. In Splitterherz war Ellie anstrengend, in Scherbenmond war sie mit ihrem Lamentieren und ihren emotionalen Achterbahnfahrten schon schwer erträglich, aber in Dornenkuss schlägt sie einfach alles. Einen Großteil des Buches steht Ellie einfach neben sich und macht die seltsamsten, nichtigsten Dinge, während die Handlung träge vor sich hintröpfelt. Beispielsweise dauert es fast 150 Seiten bevor Ellie, Paul, Gianna und Tillman überhaupt in Italien ankommen. Bis auf 2 (!) wichtige Sätze passiert bis dahin so gut wie nichts. Nach etwa der Hälfte des Buches ist dann mit viel Lamentieren und einigen dramatischen Ausbrüchen ein Problem gelöst worden und man fragt sich: Was soll denn nun noch passieren?

Tja, dann lernt Ellie Angelo kennen und - man glaubt es kaum - benimmt sich von da an noch irrer als zuvor. Sie schläft (wenn überhaupt) nur noch in Gesellschaft eines Skorpions, sie badet nicht nur, nein, sie schwimmt fruchtbar gerne zusammen mit Quallen in Richtung Nebel und auch die Viper im Garten zählt zu ihren besten Freunden. Tillman, Gianna und Paul existieren zwar noch, werden aber nicht mehr groß beachtet und von Colin ist nur wenig zu lesen und zu erfahren. Zum Ausgleich gibt es aber den charmanten und wunderschönen Angelo (blond mit türkisfarbenen Augen), der irgendwie aussieht wie Grischa - ihr erinnert euch an den braunhaarigen Jungen mit den brauen Augen, in den Ellie in Köln aus der Ferne verliebt war? Tja, wenn ihr euch die Ähnlichkeit auch nur schwer vorstellen könnt, fehlt es euch (wie mir) vermutlich an Fantasie.
Erst auf Santorin findet der Leser dann zusammen mit Ellie ein paar Antworten auf dringende Fragen (um Seite 600! herum) - etwa die, was an Angelo so toll ist, warum Ellie ihre sonstiges Leben vergessen zu haben scheint und was wirklich mit ihrem Vater passiert ist. Zusätzlich zu all diesen Antworten erfährt sie noch andere tolle Dinge, denn - Tusch - unsere Ellie ist ein ganz besonders Mädel. Wusste ich ja schon vorher, aber im Buch ist tatsächlich nicht von ihrer besonders nervigen Art, sondern von einer anderen Besonderheit die Rede. Nun ja, die letzten 200 Seiten waren dann zum Glück ein wenig spannender, wenn auch immer noch anstrengend, weil Ellie selbst mit erleuchteten Phasen nervig bleibt. Als Finale gibt es dann - aus Ellies Sicht - eine Art urzeitlichen Showdown, eine gute Tat, die ihr schier das Herz zerreißen will und - Hurra - ein Ende (zwischenzeitlich dachte ich, es sei nicht zu erreichen).

Vielleicht fragt ihr euch, warum ich Dornenkuss von Bettina Belitz überhaupt gelesen habe? Zum einen hat mir meine liebe Oma das Buch letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt und da wollte ich es wenigstens vor dem nächsten Fest gelesen haben. Zum anderen wollte ich tatsächlich wissen, wie diese ursprünglich mal so schöne Idee mit den Mahren zu Ende geht. Wie heißt es so schön: Curiosity killed the Cat. Aber einen Trost gibt es, dass Buch sieht zusammen mit den anderen beiden Bänden der Splitterherz-Reihe wunderschön im Regal aus. Trotzdem würde ich vom Lesen abraten: Schließlich kauft man sich Bücher ja erst in zweiter Linie der Optik wegen...
Fazit: Weitere Bücher von Bettina Belitz kommen mir garantiert so schnell nicht ins Haus. Selbst der Schreibstil, der mir die ersten beiden Bände der Splitterherz-Reihe erträglich gemacht hat, konnte mich in Dornenkuss nicht mehr begeistern.

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