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07.

Jul 2015

~ND

Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe

Als Bree Prescott in das kleine verschlafene Örtchen Pelion in Maine zieht, möchte sie nichts anderes, als ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Sie hat vor mehreren Monaten bei einem Verbrechen ihren Vater verloren und braucht nun ganz dringend einen Neuanfang. Welcher Ort würde sich da besser eignen, als der, an dem ihre Familie das letzte Mal wirklich glücklich war?
Pelion heißt Bree mit offenen Armen herzlich Willkommen. Die Leute sind freundlich, ihr kleines Häuschen am See wunderschön und sie findet auch schnell einen Job im örtlichen Diner. Doch besonders eine Person hat es Bree angetan: Archer Hale, der stumme Außenseiter der Stadt, der von fast allen einfach nur ignoriert wird.
Die meisten Bewohner von Pelion wissen, dass Archer bei einem Unfall nicht nur seine Eltern verloren hat, sondern auch seine Stimme. Was allerdings niemand ahnt, sind die genauen Umstände dieses Unglücks. Archer hat auch eigentlich nicht vor, jemals etwas daran zu ändern. Die Erinnerungen an diesen Tag sind zu schmerzhaft und er ist einfach nur froh, wenn die Leute ihn in Ruhe lassen und er weitgehend unter dem Radar fliegen kann.
Doch dann poltert Bree wie ein frischer Wind in sein Leben. Die junge Frau lässt sich von Archers kühler Art nicht abwimmeln und bald schon kann er gar nicht mehr anders, als sich ihr zu öffnen.
Archers Leben ist allerdings alles andere als einfach, und nicht jeder gönnt ihm das bisschen Glück, das er vielleicht mit Bree finden könnte...

Als ich auf Goodreads über Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe von Mia Sheridan gestolpert bin und die vielen guten Bewertungen gesehen habe (über 4,5/5 Sterne bei mehr als 35 000 Bewertungen), war ich natürlich gleich sehr neugierig. Und es war auch ein wirklich gutes Buch, dennoch waren meine Erwartungen am Ende wohl doch etwas zu hoch.
Die erste Hälfte von Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe war allerdings wirklich sehr schön. Bree kommt in Pelion an und wir begleiten sie dabei, wie sie es langsam aber sicher zu ihrer Heimat macht. Die Geschichte entwickelt sich sachte und gemächlich, wurde dabei aber nie langweilig. Zum einen lag das natürlich an den vielen neuen Eindrücken, die Bree sammelt, zum anderen aber auch an den Rückblenden, die wir zu lesen bekommen. Sowohl über Bree, als auch über Archer sehen wir sehr früh ein paar Einblicke in die Momente, in denen sich ihre Leben für immer verändert haben. Ein komplettes Bild können wir uns allerdings erst viel später machen, aber man bekommt als Leser dennoch früh einen Eindruck, was die beiden Schreckliches durchmachen mussten.
Als Archer und Bree sich schließlich kennenlernen, entwickelt sich auch ihre Beziehung ganz behutsam. Bree fühlt sich sofort zu Archer hingezogen, kann aber nicht wirklich beurteilen, woran das liegt. Zumindest zum Teil ist es sicher Mitgefühl, denn es wird sehr schnell klar, dass die ganze Stadt Archer schon lange abgeschrieben hat - und das, obwohl sie von seiner tragischen Vergangenheit wissen. Doch statt sich ihm anzunehmen, ignorieren sie ihn. Die meisten denken sogar, er wäre einfältig und hätte durch den Unfall einen geistigen Schaden davon getragen. Doch Bree blickt hinter Archers Fassade und lernt dadurch bald einen hochintelligenten, einfühlsamen, aber auch vollkommen unerfahrenen jungen Mann kennen. Archer hat sein Leben sehr abgeschottet und einsam verbracht und ist in mancher Hinsicht wirklich noch sehr naiv. Mir hat es sehr gut gefallen, wie viel Zeit sich Mia Sheridan gelassen hat, bis es Bree gelingt, zu Archer durchzudringen und ihm die Welt zu zeigen, was ihre Beziehung wirklich realistisch und dadurch nur umso schöner wirken ließ.

Allerdings gibt es auch ein paar Dinge, mit denen ich mich in Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe nicht so recht anfreunden konnte. Da wäre z. B. die Tatsache, dass Bree fast schon zu perfekt ist. Sie ist gebildet, schön, ehrlich, liebenswert und jeder, dem sie begegnet, schließt sie sofort ins Herz. Natürlich ist auch sofort jeder Mann an ihr interessiert. Es war ein bisschen wie mit Bella Swan - das neue Mädchen in der Stadt, dass ach so durchschnittlich ist und trotzdem liegt ihr jeder zu Füßen, weil sie im Grunde doch perfekt ist. Irgendwann hat mich Brees Gutmenschlichkeit einfach gelangweilt. Ich mag es, wenn Charaktere Ecken und Kanten haben, doch die sucht man bei Bree vergeblich.
Ebenfalls ein wenig übertrieben sind einige der Machenschaften der Bösewichte. Diese grenzen fast Soziopathie und hätten definitiv Schlimmeres verdient, als das was ihnen am Ende zustößt. Außerdem ist die Handlung recht vorhersehbar. Die "großen Wendungen" habe ich eigentlich alle kommen sehen und war somit eigentlich nie wirklich überrascht. Vor allem nicht vom großen Finale, mit dem man eigentlich ab der Mitte des Buches schon gerechnet hat.

Ein schönes Buch bleibt Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe von Mia Sheridan aber dennoch. Es ist gut geschrieben, hat zumindest mit Archer und einigen der Nebencharakteren sehr spannende Figuren und ist wunderbar romantisch. Für Freunde von Liebesromanen also definitiv zu empfehlen.

Die deutsche Ausgabe erscheint voraussichtlich am 1. Februar 2016.

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