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01.

Jun 2013

~ND

Gameboard of the Gods

Nachdem die Welt von religiösen Extremisten und dem mysteriösen Virus Mephistopheles beinahe zerstört wurde, hat sich zwangsläufig eine neue Weltordnung entwickelt. In Europa herrscht Chaos und in den verschiedenen Provinzen, wie z. B. Südamerika, ist Kriminalität alltäglich. Einzig in der Republic of United North America (RUNA) herrscht ein geregeltes Leben. Die Bevölkerung lebt dort relativ luxuriös und sicher und verfügt über neueste Technik. Allerdings hat diese Sicherheit ihren Preis: Die Menschen werden überwacht, Geburten und genetisches Erbmaterial kontrolliert und die meisten Religionen sind schon lange verboten.
Dafür, dass das alles funktioniert, sorgen, neben dem Militär und der Polizei, die Praetorians, eine Spezialeinheit, deren Mitglieder dank eines Implantats über besondere Fähigkeiten und Schnelligkeit verfügen. Eine von ihnen ist Mae Koskinen. Mae liebt ihren Job. Sie ist bereit alles zu geben, um die Ordnung der RUNA aufrecht zu erhalten und glaubt an das, wofür ihr Land steht.
Eigentlich hat Mae sich zu jeder Zeit vollkommen unter Kontrolle - außer an einem verhängnisvollen Tag, an dem sie ausgerechnet auf einer Beerdigung provoziert wird und einen Kampf vom Zaun bricht. Und die nehmen bei Praetorians schnell extreme Ausmaße an. Zur Strafe muss Mae zwei Regierungsbeamte nach Panama City begleiten, um dort den ehemaligen Servitor (Ermittler, die die Entwicklungen von Religionen und Sekten kontrollieren) Dr. Justin March aus dem Exil zurück in die RUNA zu holen. Mae wird prompt zu seinem Bodyguard ernannt, denn Justin soll in einer Mordserie ermitteln, die landesweit für Aufsehen sorgt und in der alle Opfer durch rituelle Waffen zu Tode gekommen sind.
Je näher die beiden den Dingen auf den Grund gehen, umso klarer wird ihnen, dass dahinter nicht einfach religiöse Fanatiker stecken - jedenfalls nicht nur. Etwas viel Größeres hat seine Finger im Spiel. Etwas, das sich nicht wissenschaftlich erklären lässt und in das sowohl Justin als auch Mae bereits viel länger verstrickt sind, als ihnen bewusst ist.

Die Welt von Gameboard of the Gods ist so komplex, dass es unmöglich ist, das alles in ein paar Sätzen zusammen zu fassen. Richelle Mead nimmt sich dementsprechend viel Zeit dem Leser diese Welt erst einmal vorzustellen. Das hat zum Vorteil, dass sich der Leser ziemlich gut in diese neue Realität, in der sich wirklich einiges verändert hat, einfühlen kann und sich das meiste schon nach kurzer Zeit recht natürlich und logisch anfühlt. Leider bleiben dabei aber zu Beginn die Charaktere ein wenig auf der Strecke und das hat mir den Einstieg etwas erschwert.
Bei ihren Charakteren beweist Richelle Mead aber wieder ein besonderes gutes Händchen. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Mae, Justin und gelegentlich auch Tessa, der Tochter von Justins bestem Freund aus Panama, die er mit in die RUNA nimmt. Mae wirkt auf den ersten Blick extrem kühl und unnahbar, was sowohl mit ihrem Hintergrund, als auch natürlich ihrem Job als Praetorian zu tun hat. Doch hinter ihrer kontrollierten Fassade steckt wesentlich mehr. Sie ist loyal und mutig, hat aber große Schwierigkeiten, sich zu öffnen. Das liegt aber auch daran, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmt. Denn manchmal, wenn sie kämpft, spürt sie, dass sie eine Art Macht überkommt, die sie sich nicht erklären kann.
Justin ist so ziemlich ihr genaues Gegenteil. Er tut immer das, worauf er gerade Lust hat. Und das sind meistens Alkohol, Zocken, Drogen und Frauen. Meist in Kombination. Sein gutes Aussehen und Charme helfen ihm dabei natürlich. Doch Justin ist auch ein genialer Ermittler. Er kann Menschen durchschauen wie kein anderer und so dauert es nicht lange, bis er feststellt, dass auch Mae Geheimnisse hat. Justin selbst versteckt allerdings ebenfalls etwas. Als Ermittler der SCI (Sect and Cult Investigation) sollte er eigentlich der Letzte sein, der an Gottheiten oder das Übernatürliche glaubt. Er hat aber schon vor langer Zeit gelernt, dass der Mensch längst noch nicht alles weiß. Tatsächlich hat er sogar zwei ständige Begleiter, die ihn daran erinnern, dass es mehr da draußen gibt...
Vor allem durch diese beiden sehr unterschiedlichen Figuren bekommt die Geschichte (nachdem sie die etwas träge Anlaufzeit überstanden hat) eine tolle Dynamik. Justin und Mae sind gleich auf mehrere Arten miteinander verbunden, die erst nach und nach aufgedeckt werden. Während ihren Ermittlungen stoßen sie auf jede Menge Hinweise, die irgendwann ganz plötzlich Sinn ergeben und einen wirklich gelungenen Höhepunkt ermöglichen.
Es fällt übrigens ziemlich schwer, Gameboard of the Gods einem bestimmten Genre zuzuweisen. Es ist Fantasy, denn der Titel ist nicht ohne Grund gewählt und diese Gottheiten haben einiges vor für ihre Spielfiguren. Es ist aber auch Science Fiction und zu einem gewissen Grad vielleicht sogar eine Dystopie. Normalerweise mag ich es nicht, wenn sich gerade Fantasy und Dystopie vermischen, doch im Falle von Gameboard of the Gods klappt diese Verschmelzung so gut, logisch und unübertrieben, dass es mir sehr gefallen hat.

Trotzdem, auch nach dem etwas zähen Anfang konnte ich Gameboard of the Gods nicht wirklich einfach runterlesen. Ich weiß nicht woran es liegt - denn wie gesagt, das Buch macht mit spannenden Charakteren und einer interessanten Geschichte wirklich alles richtig - trotzdem habe ich einige Tage gebraucht, um das Buch zu beenden. Das und die Tatsache, dass es relativ wenig Romantik gibt, sind eigentliche meine einzigen Kritikpunkte.
Da eine langsam aufkeimende Liebesgeschichte aber typisch für Richelle Mead ist, mache ich mir für den Rest der Age of X-Reihe eigentlich keine Sorgen. Denn auch den zweiten Band, der bisher noch ohne Titel ist, werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Zwar gibt es keinen wirklichen Cliffhanger und die Geschichte um die Morde ist im Großen und Ganzen in sich abgeschlossen, aber gerade gegen Ende gibt es so viele Hinweise und Details, die Maes und Justins Rolle betreffen, dass ich mich jetzt schon sehr auf die Fortsetzung freue.

Gameboard of the Gods erscheint in den USA am 4. Juni 2013. Über eine deutsche Veröffentlichung weiß ich bisher noch nichts, allerdings stehen die Chancen wohl recht gut.

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