Buchjunkies


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04.

Dec 2016

Ihr Lieben,

es wurde mal wieder Zeit für eine Lesung. Der Droemer Knaur-Verlag hatte zur Lesung von Angela Peltner geladen, die ihr Buch Durchs Bild gelaufen: Mein total glamouröser Alltag als Komparsin einem kleinen Publikum im 'Kaffee Burger' vorstellte.

An diesem frostigen und sehr nebligen Sonntag stand uns eigentlich nicht so recht der Sinn danach noch einmal das Haus zu verlassen. Nachdem wir (also mein Mann und ich) am Tag schon ein wenig Weihnachtsshoppen waren und erfolglos versucht haben eine Lichterkette für den Kunstbaum zu finden, gab es daheim also nur einen kurzen Zwischenstopp, ein umdekorieren der Taschen und dann wieder ab raus.

Eins vorweg - dass es sich bei der Location um ein Raucherlokal handelt wurde leider vergessen zu erwähnen. So als absolute Nichtraucher, empfanden wir es als Zumutung und wäre ich nicht so pflichtbewusst dem Verlag gegenüber, wäre ich sofort wieder gegangen. Nun musste die Autorin sich also besonders ins Zeug legen.
Während wir es uns auf Bierbankgarnituren bequem machten, waren wir etwas irritiert, dass sich andere Leute vom türkischen Imbiss an der Ecke etwas zu Essen holten und es vor Ort verspeisten. Das habe ich definitiv noch nicht erlebt. Aber es gibt für alles ein erstes Mal.

Angela Peltner

Als es dann 19:30 Uhr wurde, dachten wir, es würde dann ja wohl losgehen, denn das war so angekündigt worden. Dem war nicht so. Während wir also eine halbe Stunde darauf warteten, dass die Autorin sich auf den gemütlichen Sessel auf der kleinen Bühne pflanzte, quatschten wir mit Wolfgang Wilkening. Der Herr saß hinter uns und wollte eigentlich nur wissen, ob wir das Buch bereits gelesen haben. Nope, hatten - und haben - wir noch nicht. Er, selbst seit 10 Jahren Komparse in Berlin, berichtete dann lebhaft von verschiedenen Drehtagen und vor allem, dass Angela Peltner in ihrem Buch mit jedem Wort Recht hat. Zwar wird das vielleicht dem Einen oder Anderen nicht gefallen, aber man kann es eh nie allen Recht machen.
Das Glamouröseste an solch einem Event ist und bleibt in den meisten Fällen der kurze Blick auf den eigentlichen Star, mit dem man arbeitet. Auch hier gibt es gravierende Unterschiede, aber die meisten sind wohl sehr nett. Warum wir an diesem Abend auf Bierbänken sitzen dürfen, erklärte er uns auch gleich: das ist der Hauptsitzplatz eines Komparsen. Gern auch mal viele Stunden lang um eine Minisequenz von einer Sekunde zu haben.
Habt ihr euch Spannender vorgestellt? Ich mir auch ;o)

Dann ging es endlich los. Die Autorin platzierte sich auf der Bühne und schnell war klar, das Publikum besteht zum überwiegenden Teil aus Verwandten, Bekannten und befreundeten Komparsen. Während Angela Peltner also kurz etwas zu ihrer Person erzählte, wurde mit kleineren Fragen festgestellt, dass eine Dame aus den hinteren Reihen alle anderen mit 20 Jahren an Komparsenzeit schlug. Da fiel selbst der Autorin nicht mehr viel ein.
Im Anschluss begann sie sprunghaft verschiedene Erlebnisse aus ihrem Buch vor zu tragen. Ab und an bekam sie dabei Unterstützung von Philipp Christopher Wolter - seines Zeichens Schauspieler. Einige Abschnitte lasen beide im Dialog vor, was sehr zur Unterhaltung beitrug.

Phillip Christopher Wolter und Angela Peltner

Da Angela Peltner nicht nur Komparsin und jetzt frisch Autorin ist, erfüllten zwischendurch immer wieder musikalische Klänge den Mini-Raum, denn ihre Kollegen von der Band 3viertelelf waren ebenfalls dabei.
Nach dem was wir nun erfahren haben, ist das Leben eines Komparsen stressig, unbequem, unvorhersehbar und unterbezahlt. Und trotzdem gibt es wahnsinnig viele Menschen, die für diesen eine kleinen Augenblick vor der Kamera all dies in Kauf nehmen. Ist es das Wert? Das muss wohl jeder selbst für sich entscheiden.
Als kamerascheues Wesen, ist es für mich definitiv keine Option und ich bleibe lieber bei meinen nüchternen Zahlen ;o)

Nach einer Zugabe am Ende, löste sich die Meute ein wenig auf und es bestand die Chance mit der Autorin ein wenig zu plaudern, sich ein Buch zu kaufen und sich selbiges signieren zu lassen. Natürlich hatte ich es bereits dabei und habe es mir signieren lassen. Da wir nun ganz dringend frische Luft brauchten und es schon spät war, sind wir quasi sofort danach aus dem Lokal gestürmt.
Die kühle Luft war unbeschreiblich angenehm und wir steuerten die Tram-Haltestelle an. Super, Bahn gerade weg - die nächste kam 20 Minuten später. Hm. Umgeschwenkt auf U-Bahn, auch die gerade weg, aber immerhin nur 10 Minuten Wartezeit. Dann einer anderen Tram hinterher gerannt und bald darauf endlich daheim gewesen.

Fazit des Tages: Kein Sonntag zum Entspannen. Ich wäre von der Lesung wahrscheinlich restlos begeistert gewesen, wenn es eben kein Raucherlokal gewesen wäre. Ansonsten waren die vorgelesenen Abschnitte aus dem Buch sehr unterhaltsam und die Autorin in ihrer quirligen Art wahnsinnig süß.
Nun freue ich mich darauf das Buch zu lesen und werde euch bald wissen lassen, ob so ein Tag auf der Bierbank noch zu toppen ist an unbequemen Sitzmöbeln ;o)

Einen lieben Dank an den Verlag für die Einladung zur Lesung.

Vorweihnachtliche Grüße,
Euer Buchjunkie nef

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