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30.

May 2013

~nia

Junimond

Pfingsten 2012. Vier Potsdamer Teenager, ein Filmprojekt und eine Menge Dinge, die schief gehen können:

Nick (16).
Bester Freund von Ares und Olivia. Nick ist ein Denker - ohne eine Sache von allen Seiten betrachtet zu haben, wird er selten tätig. Er hat ein Händchen für Computer und ist ein Genie, wenn es um das Schneiden von Filmen geht. Seine Mutter ist caritativ tätig, sein Vater Arzt und er ist der Zweitälteste von vier Jungen im Alter zwischen 18 und 6 Jahren. Seit einiger Zeit ist Nick heftig in Olivia verliebt.

Ares (16).
Bester Freund von Nick und Olivia. Ares ist ein Macher. Wenn er einen Plan gefasst hat, fängt er an, diesen umzusetzen. Seine Pläne geht er an, als kenne er keine Selbstzweifel: Egal ob es sich um das jährliche Filmprojekt für die Schule handelt oder die Idee, Gitarre zu lernen und eine erfolgreiche Punkband zu gründen. Er hat eine ältere Schwester und Eltern, die kurz vor ihrer Trennung stehen. Geht es um Mädchen, ist Ares gar nicht mehr cool. Stella bringt sein Herz zum Klopfen und seine Stimme zum Verstummen.

Olivia (16).
Beste Freundin von Nick und Ares. Olivia hat eine untrügliche Intuition, wenn es um Filme geht. Außerdem ist sie die Prinzessin: Denn seit ihre Mutter die Familie vor zehn Jahren verlassen hat, wohnt sie allein mit ihrem Vater in einer riesigen Villa und bekommt von ihm jeden Wunsch erfüllt. Aupairmädchen, Kindermädchen und Haushaltshilfen haben sich seitdem die Klinke in die Hand gegeben. Olivia hat im Winter eine einschneidende Erfahrung gemacht, die sie immer noch nicht verdaut hat.

Stella (16).
Stella ist clever, eloquent und belesen. Dokumentarfilme oder andere tiefgründige Filme sind ihr Ding. Sie hat mit ihrer Hippiemutter Liz schon in den verschiedensten Städten und Ländern gelebt. Nun hat Liz ein Haus geerbt und zieht mit Stella kurzerhand von Berlin nach Potsdam. Stella fühlt sich allein und vom Leben angeschnitten. Doch als sie Ares, Nick und Olivia richtig kennenlernt, wird Potsdam immer reizvoller. Insbesondere Ares mit seinen grünen Augen hat es ihr angetan.

Katrin Bongard hat mit Junimond wieder eine sehr schöne Geschichte um das Erwachsenwerden und das Filmbusiness geschrieben. Im Gegensatz zu Flying Moon geht es hier nicht um das Schauspielern für einen professionellen Film, sondern um ein schulisches Filmprojekt. Ein engagierter Lehrer bietet es seinen Schülern jährlich an und Olivia, Nick und Ares sind inzwischen seit Jahren dabei und eine eingeschweißte und erfolgreiche Truppe beim Filme machen. Mit Stella stößt nun aber eine zusätzliche Person zu 'den drei Musketieren'. Und so müssen sich die vier arrangieren und versuchen, zu einer Art 'Fantastic Four' zu werden. Dabei kommen ihnen allerlei Probleme wie Herzensdinge, Unfälle, Familienstreitigkeiten oder Polizeieinsätze in die Quere. Doch die historische Recherche in Potsdams Villenviertel eröffnet ihnen auch den ein oder anderen neuen Horizont.

Junimond liest sich sehr locker und leicht, was definitiv auf den schönen Schreibstil von Katrin Bongard zurückzuführen ist. Das Buch braucht allerdings ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Man erlebt die Geschichte aus der Perspektive aller vier Protagonisten, ergänzt um sehr charmante Rückblenden in die Kindergartenzeit von Ares, Nick und Olivia. So dauert es ein wenig, bis man Olivia, Stella, Ares und Nick wirklich gut kennenlernt. Insbesondere Olivia und Ares wirken zuerst etwas oberflächlich, was aber täuscht. Man sollte Junimond also seine Zeit geben, um dann wirklich gut unterhalten zu werden.
Die Autorin schafft es sogar, die historischen Begebenheiten in Potsdam von der NS-Zeit, über den zweiten Weltkrieg und die DDR-Vergangenheit bis in die heutige Zeit lebendig zu erzählen. Einfach indem sie die vier Protagonisten recherchieren lässt und sie die Geschichte durch Interviews, mündliche Überlieferungen oder einzelne Lebensgeschichten erfahren. Das Ganze wirkt so sehr lebensnah und farbig.

Warum dann keine volle Bewertung, mag man sich fragen. Das liegt daran, dass ich manche Sachen etwas überzogen fand. Beispielsweise Stellas verrückte Mutter oder die Tatsache, dass die Jungens da diesen Zusammenstoß in der Garage haben. Nicht ganz nachvollziehen konnte ich auch Stellas Vorliebe für den eher einfach gestrickten Skaterboy oder ihr ganz bestimmte Art von Outfits, die irgendwie nicht zu einem jungen Mädchen gepasst haben, welches unbedingt Jura studieren will. Klar, damit reite ich gerade auf Vorurteilen rum, weil Menschen nie nur so oder so sind. Doch da alle vier nur eine begrenzte Zeit haben, um sich dem Leser vorzustellen, waren diese Momente, in denen man beim Lesen ins Stutzen kam, irgendwie störend. Doch nach einiger Zeit waren mir dann zum Glück allen vier Charaktere gleich sympathisch und die Personen als Ganzes erschienen rund. Zum Ende hin mir Junimond sehr viel Spaß gemacht und ich hätte gerne sogar noch etwas mehr über den sehr spannend klingenden Film erfahren.
Sicher nicht mein letztes Buch von Katrin Bongard

Ein herzliches Dankeschön an Uwe von Red Bug Books für das Rezensionsexemplar von Junimond.

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