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11.

Feb 2011

~ND

Die Brautprinzessin

Als der kleine Billy Goldman zum ersten Mal von seinem Vater Die Brautprinzessin vom bekannten florinischen Autor S. Morgenstern vorgelesen bekommt, erholt er sich gerade von einer schweren Lungenentzündung und weiß sofort, dass es sein Lieblingsbuch wird. Als er Jahre später wieder an die Geschichte kommt, stellt er fest, dass sein Vater ihm seine eigene Version des Buches vorgelesen hat, denn eigentlich sollte Morgensterns Werk als eine satirische - und stinklangweilige - Sicht auf die Monarchie Florins dienen. Kurzerhand beschließt er, Die Brautprinzessin neu aufzulegen, aber nur die "guten und spannenden Teile" zu behalten.
Und so erzählt er die Geschichte von Butterblume, einer der schönsten Frauen der Welt. Sie macht nichts lieber als mit ihrem Pferd namens Pferd auszureiten und natürlich den Stallburschen Westley zu peinigen. Als sie nach Jahren - und einer gehörigen Portion Eifersucht _ endlich begreift, dass sie Westley liebt, macht der sich auf nach Amerika um das ganz große Geld zu machen. Denn natürlich liebt er Butterblume auch und will ihr für die Zukunft etwas bieten. Bevor er aber in Carolina an Land gehen kann, wird das Schiff von dem Greuelpiraten Roberts geentert und Westley getötet. Butterblume ist natürlich am Boden zerstört, wird durch die Trauer und ihren dadurch gereiften Charakter aber nur noch schöner. Das geht auch an Prinz Humperdinck nicht unbemerkt vorüber, der gerade eine Braut sucht um Florin einen männlichen Erben zu schenken. Und so zwingt er Butterblume - nach 3 Jahren Prinzessinnenschule versteht sich - seine Frau zu werden.
Als ihre Verlobung bekannt gegeben wird, machen sich drei mehr oder weniger finstere Gestalten daran Butterblume für einen zunächst unbekannten Auftraggeber zu entführen und zu töten. Aber nicht nur sie sind hinter ihr her, sondern auch der mysteriöse Schwarze. Und der scheint noch Schlimmeres im Schilde zu führen.

Nachdem man die zugegebenermaßen recht lange, aber dafür auch sehr witzige Einleitung William Goldmans gelesen hat, in der er beschreibt, wie er an das Buch gelangt ist und warum er es denn nun neu auflegt, beginnt also die tatsächliche Geschichte. Eigentlich gehören diese und der Kommentar aber untrennbar zusammen und machen das Gesamtwerk aus.
Was man allerdings vielleicht vorher wissen sollte: Alles ist komplett und von vorne bis hinten erfunden. Es gab niemals einen S. Morgenstern, Florin (inklusive der Hauptstadt Florinopolis) natürlich ebenfalls nicht und auch die gesamte Realität, die er drum herum erschaffen hat (und unter anderem seine fiese Psychologenehefrau und Stephen King beinhaltet), ist reine Fiktion.
Das Ergebnis ist zu Einen eine sehr amüsante kleine Abenteuergeschichte, denn Butterblume und ihre Freunde erleben wirklich allerhand skurrile Sachen miteinander. Und zum anderen bekommt man als Rahmenhandlung eben William Goldmans erfundenen Kommentar zur Entstehung des Romans. Immer wieder wirft er kleine Aufklärungen oder Informationen in die Geschichte ein, so dass man wirklich versucht ist, all das zu glauben, was er einem hier auftischt.
Einzig die gelegentlich recht ausführlichen Erklärungen sind manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, da sie zwar immer mit dem Buch zusammenhängen, aber teils ziemlich weit ausholen und er sehr viele seiner Bekannten und Kollegen einbaut, die dem Leser aber nunmal einfach nichts sagen.

In den neueren Auflagen sind auch neben dem 1. Kapitel der bislang verschollenen Fortsetzung viele kleine Anekdoten (wie viel davon der Wahrheit entspricht sei dahingestellt) über den 1987 entstandenen Film Die Braut des Prinzen enthalten, in dem unter anderem Billy Chrystal, Peter Falk, Robin Wright und Cary Elwes zu sehen sind.

Insgesamt ist William Goldman dadurch ein schönes modernes Märchen gelungen, das durch seine urkomische Schreibweise und skurrilen Ideen lebt und fast schon eine Persiflage ist. Es wird sicher nicht jedem gefallen - denn ganz ehrlich, eigentlich ist es wirklich einfach ein einziges, großes Hirngespinst - es ist aber zweifellos eines der witzigsten Bücher, die ich je gelesen habe und gleichzeitig der beste literarische Scherz aller Zeiten.

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