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06.

May 2011

~ND

Warped

Von Jeher haben die drei Nornen das Schicksal der Menschen bestimmt. Eine dreht den Faden eines jeden Menschlebens, Eine verwebt sie miteinander und Eine zerschneidet die Fäden am Ende des Lebens wieder. Das Ergebnis ist die Wyrd, das Gewebe aus allen Leben und der ganzen Welt. Das Gleichgewicht dieses Gewebes wurde aber empfindlich gestört, als vor 500 Jahren sieben dieser Fäden gestohlen wurden und spurlos verschwanden. Seitdem sind die Nornen auf der Suche nach diesen sieben Leben.

500 Jahre später lebt die 17jährige Tessa mit ihrem Vater in Portland über einem Buchladen, den sie gemeinsam betreiben. Bei einer Auktion erstehen sie einige Kisten mit Büchern, unter denen sich auch ein besonders altes Exemplar befindet, sowie ein sehr gut erhaltener Wandteppich, auf dem ein Einhorn zu sehen ist. Tessa ist gleichzeitig fasziniert und entsetzt von dem Bild. Vor allem, als sie jedes Mal, wenn sie das Einhorn auch nur berührt, von Visionen heimgesucht wird. Aus irgendeinem Grund macht ihr der Gedanke, den Wandteppich wieder zu verlieren, jedoch noch mehr Angst.
Durch Zufall entdeckt sie einen losen Faden in dem Gewebe, doch als sie an ihm zieht, reißt er nicht, wie sie erwartet hatte, ab. Stattdessen beginnt der gesamte Raum zu beben und ein junger Mann, in altertümlichen Gewändern, landet neben ihr auf dem Boden. Dieser stellt sich als William de Chaucy vor und schon bald wird klar, dass er seit Jahrhunderten in dem Wandteppich gefangen war. Doch das hatte einen Grund und der alte Besitzer setzt alles daran, den Stoff wieder zu bekommen - und zwar mit Allem, was darin war.
Aber auch die Nornen sind mittlerweile auf Tessas und Wills Spur und fest davon überzeugt, dass sie etwas mit dem Diebstahl der sieben Fäden zu tun haben. Gemeinsam versuchen sie, Will zu retten. Und bald stellen sie fest, dass die Geschichte für beide viel früher angefangen hat, als sie dachten.

Maurissa Guibords Debütroman Warped war definitiv eine angenehme Überraschung für mich. Nicht zuletzt ist das den sympathischen Charakteren zu verdanken. Tessa ist eine tolle Heldin mit einem hitzigen Gemüt, die nichts einfach auf sich sitzen lässt. Will ist ebenso stur wie stolz, aber auch tapfer und hat das Herz am rechten Fleck. Vor allem seine Reaktionen auf die heutige Welt und deren Veränderungen hat für einige amüsante Momente gesorgt. Doch auch die anderen Charaktere hatten viel zu bieten, genau wie die Bösewichte, auch wenn ich von diesen gerne noch etwas mehr erfahren hätte.
Die Geschichte selbst ist abwechslungsreich und hat mit dem Einschlag der nordischen Sagenwelt in Form der Nornen, Wyrd und anderen Figuren mal einen etwas anderen Hintergrund. Das ganze Konstrukt mit den Schicksalen der Menschen ist logisch aufgebaut, lässt aber noch viel Platz für den Fantasyanteil und somit auch für die ein oder andere Überraschung.
Einen kleinen Abzug gibt es allerdings für den Anfang. Der braucht ein bisschen, bis er in Gang kommt. Es wird aus verschiedenen Perspektiven und Epochen erzählt und es dauert eine Weile, bis die einzelnen Stränge zusammenfinden. Das wurde meiner Meinung nach etwas zu lang gezogen und hat dabei auch ein oder zwei Dinge zu viel verraten, die man auch cleverer im weiteren Verlauf der Geschichte hätte einbringen und damit den Spannungsbogen höher halten können.

Wenn man aber erst mal den etwas schwachen Anfang hinter sich gebracht hat, erwartet einen ein unterhaltsamer Fantasyroman, den die kleine Prise nordischer Sagen sowie die sympathischen Charaktere interessant machen.

Zu einer deutschen Veröffentlichung ist bisher nach eigener Aussage der Autorin noch nichts bekannt.

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