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08.

Sep 2013

~ND

Hover

Enthält Spoiler für Gravity.

Drei Wochen ist es mittlerweile her, seit Ari die Erde verlassen und auf Loge, dem Heimatplaneten der Ancients, fliehen musste. Diese Welt ist fremd für sie. Von den Ancients wird sie entweder mit Misstrauen oder Neugier begutachtet und Ari weiß nie genau, was sie als nächstes erwartet oder wem sie vertrauen kann. Jackson ist es jedenfalls nicht. Sie kann ihm einfach nicht verzeihen, dass er ihr nicht die Wahrheit über seine Verbindung zu Zeus gesagt hat. Wie kann sie dem Enkel ihres schlimmsten Feindes vertrauen? Ari muss allerdings bald feststellen, dass auf Loge nichts ist, wie es zu sein scheint. Weder Jackson, noch Zeus oder die anderen Ancients.
Langsam aber sicher wird Ari klar, das Zeus noch lange nicht aufgegeben hat. Er will sein Volk auf die Erde bringen, koste es was es wolle. Und dazu will er ausgerechnet die Menschen benutzen, die wie Ari von der Erde flüchten mussten...
Die einzige Chance, die Menschheit zu retten, ist Zeus zu töten - und Ari ist fest entschlossen, genau das zu tun, selbst wenn sie das mit dem Leben bezahlen muss. Doch Zeus scheint Ari immer einen Schritt voraus zu sein...

In Hover, dem zweiten Teil in Melissa Wests The Taking Reihe, muss sich Ari erst einmal an ihre neue Situation anpassen. Sie ist auf einem fremden Planeten, hat nur wenige Freunde und weiß nicht, wie es für sie weiter gehen soll. Von Jackson fühlt sie sich verraten und er ist nicht der Junge, für den sie ihn gehalten hat. Alles in allem ist Ari also erst einmal ziemlich ziellos. Und so kam mir auch das Buch selbst vor. Lange Zeit plätschert es dahin, ohne das wirklich etwas passiert oder die Geschichte irgendwie Fahrt aufnimmt. Stattdessen lernen Ari und der Leser diese neue Welt lernen. Das an sich wäre ja schön und gut - wenn es denn viel kennen zu lernen gäbe. Triad, die Stadt in der Jackson und Zeus leben, könnte genauso gut eine Stadt auf der Erde sein. Schon im ersten Buch hat mich gestört, wie ähnlich sich die Aliens und Menschen sind. In Hover wird das nur noch deutlicher. Sie sprechen die gleiche Sprache, rechnen in Minuten, Stunden, Tagen und Jahren, funktionieren biologisch zum Großteil wie Menschen, werden genauso alt, und so weiter und so fort. Für ein Science Fiction Buch war mir das einfach zu simpel gestrickt.
Doch das ist leider erst der Anfang meiner Probleme mit diesem Buch. Es gibt viele, viele Unstimmigkeiten zum ersten Band. Ari wurde erzählt, dass sich auf Loge jeder selbst aussuchen kann, welchen Beruf er ausüben will, dass die Ancients ein friedliches Volk wären, dass sie abgesehen von Jacksons Eliteeinheit kein Militär hätten und und und. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus, was entweder bedeutet, dass die Fortsetzung schlampig durchdacht ist, oder aber, dass Jackson gelogen hat. Ich tippe auf ersteres, da Ari diese Details nie zur Sprache bringt. Beide Möglichkeiten missfallen mir allerdings gleich.
Aber auch sonst gibt es jede Menge Ungereimtheiten bzw. sehr bequem gelöste Probleme. Z.B. die Tatsache, dass Ari sich frei in Triad bewegen darf, selbst nachdem sie Zeus angegriffen hat. Sie wird in Dinge eingeweiht und zu Orten vorgelassen, von denen Zeus sie eigentlich meilenweit fernhalten sollte. Auch sonst entwickelt sich für Ari oft alles sehr einfach. Sie trifft immer die richtigen Leute oder bekommt die nötigen Hinweise. Ohne jede Übung meistert sie ihre neuen Fähigkeiten als halber Ancient. Wie gesagt wirkte das nach eine Weile einfach zu simpel und bequem.

Doch glücklicherweise gibt es auch ein paar Dinge, die mir an Hover gut gefallen haben. Dazu gehören die Entwicklungen in Aris und Jacksons Beziehung. Ich persönlich empfand Aris Reaktion auf Jacksons Halbwahrheiten als sehr realistisch und glaubwürdig. Sie hat sich ihre Gedanken gemacht und Konsequenzen aus Jacksons Handeln gezogen, ihn dabei aber (fast) nie unfair behandelt. Jackson selbst hat zwar wieder so viel vor Ari verheimlicht, wie er nur konnte, was stellenweise äußerst frustrierend war. Er hat sich aber nicht so verstellt, wie noch im ersten Buch und das hat mir gut an ihm gefallen.
Auch was die spärliche Kommunikation mit der Erde aufdeckt hat mir gut gefallen. Einiges hat sich dort getan, seit Ari fort gehen musste. Das meiste davon gibt ihr allerdings Rätsel auf, denn keiner redet Klartext mit ihr. Law ist völlig verändert und plötzlich Präsident, allerdings ist es ein Mann namens Kelvin, der das Amt ausführt; Aris Vater hält sich meist aus den Gesprächen raus, was eigentlich so gar nicht seine Art ist, wie Ari genau weiß; und Gretchen sieht aus, als ob sie seit Wochen nicht geschlafen hätte. Irgendetwas ist ganz und gar nicht in Ordnung auf der Erde und diese sehr vage Entwicklung gefällt mir ziemlich gut. Sie gibt dem Buch ein wenig Spannung zurück, die ihm über weite Teile fehlt.

Wie schon im ersten Buch ist auch in Hover das Ende wieder das Beste an der Geschichte. Hier überschlagen sich die Ereignisse und es ist eine der wenigen Sequenzen, in der wirklich etwas passiert. Zwar endet Hover in einem Cliffhanger, in diesem Fall bin ich aber sehr dankbar dafür, denn es verleiht dem Buch die Spannung und den Schliff, die ihm sonst so gefehlt haben.
Ich hoffe sehr, dass es Melissa West im nächsten Teil Collide gelingt, wieder mehr Logik, Spannung und Schwung in ihre Geschichte zu bringen. Bis das allerdings erscheint, müssen wir uns noch bis Sommer 2014 gedulden.

Über eine deutsche Veröffentlichung der The Taking Reihe ist mir bisher noch nichts bekannt.

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