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06.

Dec 2011

~ND

Dearly, Departed / Dark Love

Im Jahr 2195 ist von den USA nicht mehr viel übrig. Mehrere Naturkatastrophen, Eis und Hungersnöte haben die Menschen dazu gezwungen, in den Süden abzuwandern. Doch auch dort kamen sie nicht zur Ruhe und Kämpfe um Land und Führungsansprüche haben für konstante Spannungen gesorgt. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich dabei zwei Gruppen herausgebildet, die sich im mittel- und südamerikanischen Raum gegenseitig auflauern: Die Neuviktorianer und die Punks. Letztere haben sich von der Technologie abgewandt und versuchen die Menschen zu ihren Ursprüngen zurückzuführen.
Die Neuviktorianer auf der anderen Seite halten an ihrer Technologie fest, orientieren sich was ihre Gesellschaft angeht aber am Vorbild der viktorianischen Ära, wo Ordnung, Schönheit und Sicherheit vorrangig waren.
Die knapp 17jährige Nora Dearly ist eine von ihnen. Von ihrem Vater zu einer starken Persönlichkeit erzogen kommt sie nur schwer mit den strengen Regeln und der Rolle der Frau in dieser Gesellschaft klar. Denn Frauen bekommen kaum echte Bildung und sollen sich hauptsächlich darum kümmern, eine gute Partie zu heiraten. Unter normalen Umständen wäre Nora das schon zuwider, aber seit ihr Vater vor einem Jahr gestorben ist, kann sie das ganze Gehabe kaum noch ertragen, vor allem als sich ihre Tante Gene am Tag, an dem die Trauerzeit um ihren Vater endet, sofort wieder in das soziale Leben wirft und Nora zwingt mitzuziehen.
Doch dann wird Noras Alltag jäh unterbrochen. Erst wird sie beinahe von einem unheimlichen Unbekannten auf offener Straße entführt. Was danach kommt ist aber noch viel schrecklicher: Nachts wird ihr Haus von Männern überfallen, die allerdings mehr Monster als Mensch sind. Und sie sind eindeutig nicht mehr am Leben. In letzter Sekunde wird sie ausgerechnet von dem unheimlichen Mann gerettet, der sie schon einmal mitnehmen wollte.
Dieser stellt sie als der recht junge und gutaussehende Soldat Bram heraus ? der allerdings ebenfalls ein wandelnder Toter ist. Nora hat panische Angst und weiß nicht, was los ist, doch sie muss sich bald mit einer noch viel unbequemeren Wahrheit anfreunden: Ihr Vater hatte wesentlich mehr mit diesen untoten Monstern zu tun, als ihr lieb ist und er ist auch der Grund, warum sie sich nun in den Händen von Zombies befindet.

Auf den ersten Blick (und auch auf den ersten paar Seiten) ist Dearly, Departed / Dark Love von Lia Habel zunächst einmal ein ziemliches Durcheinander und eine recht gewagte Mischung aus dystopischen, viktorianischen, post-apokalyptischen und ein paar Horror- und Steampunk-Elementen. Und zugegebenermaßen habe ich mich am Anfang auch ein wenig schwer damit getan. Komischerweise lag das hauptsächlich an der Anlehnung ans viktorianische Zeitalter, denn das wirkte in der Einleitungsphase etwas zu gewollt und ich wollte nicht so recht begreifen, wieso sich diese Menschen, die erstaunlich viel extrem moderne Technik besitzen, so sehr an ein veraltetes Gesellschaftsbild klammern. Das wird aber nach und nach sehr gut erklärt und hat sich irgendwann auch ziemlich natürlich für die Geschichte angefühlt und den Science Fiction Elementen so einen recht interessanten und neuen Anstrich verpasst.
Im Vordergrund stehen aber natürlich die Zombies, die in diesem Fall mal ein bisschen anders sind, als man sie normalerweise kennt. Zwar gibt es auch die komplett hirnlosen Fressmaschinen, die man aus Horrorfilmen kennt, viele sind aber doch mehr. Und einige Glückliche haben sich nach ihrem Tod kaum verändert. Die gesamte Geschichte und Krankheit der Zombies hat mir richtig gut gefallen und ich war ständig zwischen Faszination und Ekel hin und her gerissen. Auch die wissenschaftlichen bzw. biologischen Hintergründe fand ich ziemlich schlüssig und gut erklärt.
Deshalb haben mir auch besonders diese Charaktere so gut gefallen, denn vor allem die Zombies hat die Autorin erstaunlich feinfühlig beschrieben. Bram und seine Freunde haben alle ihre ganz eigenen Geschichten hinter sich und durch sie erfährt man hautnah, dass das Leben nach dem Tod alles andere als einfach ist. Daher haben sie sich auch alle eine gehörige Portion schwarzen Galgenhumors angewöhnt, der größtenteils wirklich lustig war. Aber auch Nora war ein wirklich toller und starker Charakter und es hat Spaß gemacht ihr dabei zuzusehen, wie sie sich endlich beweisen durfte.
Das Einzige, was mich neben dem etwas konfusen Anfang gestört hat, war, dass die Geschichte aus etwas zu vielen Perspektiven geschrieben wurde. Denn neben Nora und Bram berichten noch drei weitere Charaktere von ihren Erlebnissen. Das hat zwar den Vorteil, dass man überall vor Ort ist, manchmal musste ich mich aber ganz bewusst nochmal darauf hinweisen, wer denn nun eigentlich erzählt.

Alles in allem ist Dearly, Departed / Dark Love von Lia Habel aber ein gelungener Start für die Gone With the Respiration Reihe. Mit viel dunklem Humor, Steampunk und Science Fiction, ein paar gruseligen Momenten und natürlich einer Menge nicht ganz gewöhnlicher Zombies hat sie eine spannende und tolle Geschichte geschaffen, die noch viel Platz für eine gute Fortsetzung bietet. Auch eine zarte aber wirklich schöne Liebesgeschichte findet man natürlich in diesem Buch.

Mehr zu alldem werden wir sicher im zweiten Teil der Reihe erfahren, der voraussichtlich im Herbst 2012 unter dem Titel Dearly, Beloved (Amazon-Partnerlink*) in den USA erscheinen wird.
Die deutsche Ausgabe wird vermutlich zur gleichen Zeit bei uns erscheinen.

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