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10.

Oct 2013

~ND

Made of Stars

Die 18-jährigen Halbgeschwister Hunter und Ashlin hatten nie das normalste Familienleben. Sie sind fast gleich alt und haben denselben Vater, Lou, aber verschiedene Mütter. Diese haben Lou nie für die damals sehr verzwickten Umstände verziehen, durch die die Geschwister gezeugt wurden und lassen das auch heute noch niemanden vergessen.
Die einzige Zeit, in der Hunt und Ash mal wirklich loslassen und sie selbst sein können, sind die Sommer, die sie bei ihrem Vater verbringen. Und das liegt fast ausschließlich an einem Menschen: Chance. Der Junge, von dem keiner so richtig weiß, wo er eigentlich herkam, wird schnell zum besten Freund der Geschwister und zu dritt stellen sie allerlei Unfug an. Chance ist ein Wirbelwind, dem sich weder Ash noch Hunter entziehen können und sie entwickeln eine besondere Freundschaft zu ihm.
Nun sind die Geschwister zum ersten Mal seit 3 Jahren wieder bei ihrem Vater, der sich nach einem schweren Unfall lange erholen musste, und wollen die Wintermonate bei ihm verbringen. Hunt und Ash erwarten, dass alles so ist, wie es früher im Sommer auch immer war. Und zunächst sieht es auch tatsächlich danach aus. Sie treffen Chance wieder und es ist, als wären die drei nie getrennt gewesen. Doch nach und nach wird Hunt und Ash wirklich bewusst, was sie als Kinder nicht wahrhaben wollten: Viel von dem, was Chance ihnen über die Jahre erzählt hat, ist gelogen. Er lebt in keinem großen, prächtigen Haus und seine Eltern sind keine erfolgreichen Geschäftsleute. Und dann wären da noch die vielen Unfälle, die er angeblich hatte und in Knochenbrüchen und Blutergüssen endeten...
Beide Geschwister wollen nichts weiter, als ihm helfen, doch Chance will davon nichts wissen. Je ernster Chances Situation allerdings wird, umso mehr Sorgen machen sich Hunter und Ashlin. Als Chance dann plötzlich eines schweren Verbrechens verdächtigt wird, müssen sich die Geschwister fragen, was sie ihrem besten Freund überhaupt noch glauben können...

Made of Stars ist das mittlerweile dritte Buch, das ich von Kelley York gelesen habe und wie schon mit Hushed und Suicide Watch zuvor, konnte sie mich auch dieses Mal wieder komplett begeistern. Dennoch ist Made of Stars alles andere, als ein fröhliches Buch...
Hunter und Ashlin sind wie gesagt keine typischen Geschwister. Sie sehen sich nur selten, haben aber trotzdem eine innige Beziehung zueinander. Die Sommer mit ihrem Vater und vor allem mit Chance sind etwas ganz besonderes für die beiden und eigentlich fühlen sie sich auch nur dort richtig Zuhause. Die Geschichte ist sowohl aus Hunts als auch Ashs Perspektive erzählt und so kann man sich als Leser schnell einen guten Überblick über die einzelnen Charaktere, Beziehungen und Situationen machen. Auch die Geschwister haben ihre Geheimnisse, von denen der jeweils andere keine Ahnung hat, die sie aber indirekt doch betreffen. Trotzdem sind sowohl Hunter als auch Ashlin tolle Charaktere. Sie haben eine innige Beziehung zueinander, können sich 100% aufeinander verlassen und würden beide eigentlich am liebsten für immer bei ihrem Vater bleiben, da sie nur hier wirklich glücklich sind. Vor allem Hunter hat es mir angetan. Seine Mutter und ihr Freund sind Alkoholiker und seine Freundin ist zwar sehr nett, aber auch anspruchsvoll, und so ist Hunt froh, einfach mal eine Weile er selbst sein zu können. Für mich ist er die Figur, mit der ich mich am besten identifizieren konnte und dessen Stimme in dieser Geschichte am meisten Gewicht hat.
Eigentlich ist Made of Stars aber Chances Geschichte. Was Hunt und Ash als Kinder nicht erkannt haben, ist für sie nun als quasi-Erwachsene schmerzhaft klar: Chance wird zuhause geschlagen und wer weiß was sonst noch alles. Doch durch seine Lügen und Halbwahrheiten macht er es den Geschwistern sehr schwer, zu ihm durchzudringen und ihm wirklich zu vertrauen. Deshalb macht es Chance einem nicht immer ganz leicht, ihn zu mögen. Trotzdem ist er ein sehr interessanter und ein wenig skurriler Charakter, mit dem alles in dieser Geschichte steht und fällt und der mir mehr als einmal das Herz gebrochen hat.
Wer viel Romantik möchte, sollte allerdings besser zu einem anderen Buch greifen. Es gibt zwar eine Liebesgeschichte, diese wird aber nur zart angedeutet. Trotzdem geht sie sehr ans Herz. Vielleicht ist sie allerdings nicht unbedingt das, was man am Anfang erwarten würde (vor allem, wenn man diese Autorin nicht kennt). Schubladendenken sollte man bei Kelley York aber sowieso abschalten.

Es dauert eigentlich relativ lange, bis in Made of Stars wirklich etwas passiert, was die Handlung angeht. Darum geht es aber eigentlich auch gar nicht so richtig. Vielmehr geht es in diesem Buch darum, zu fühlen, was die Figuren empfinden und langsam zu erkennen, das Normalität und sich selbst zu finden, nicht immer ein und dasselbe sind. Deshalb ist Made of Stars zwar eher ein ruhiges Buch, das aber dennoch nie langweilig wird. Dafür hat Kelley York zu geschickt mit den Gefühlen ihrer Figuren - und damit auch der des Lesers - gespielt.

Wirklich verwunderlich ist es daher nicht, dass Made of Stars kein 08/15-Ende hat. Es bleiben viele Fragen offen und emotional wirklich damit abschließen kann man eigentlich auch nicht. Direkt nach dem Lesen war ich nicht sicher, was ich davon halten sollte. Mittlerweile finde ich den Schluss aber gut und vor allem sehr passend. Theoretisch könnte noch eine Fortsetzung kommen, ich hoffe (und denke) aber nicht, dass das passiert. Made of Stars ist emotional, realistisch und unverblümt und mit seinem sehr eleganten Erzähl- und Schreibstil genau richtig so, wie es ist.

Auf Englisch ist Made of Stars von Kelley York bereits zu bekommen. Die deutschen Rechte wurden vor einigen Monaten ebenfalls an Random House verkauft, bisher habe ich allerdings noch keine Informationen wann und ob Made of Stars wirklich auch auf Deutsch erscheint.

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