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06.

Nov 2011

~ND

Hushed

Seit ihrer Kindheit sind Archer und Vivian die besten Freunde. Sie haben ihre gesamte Zeit miteinander verbracht und Vivians Haus war mehr ein Zuhause für Archer, als sein eigenes. Er würde alles für sie tun.
Das ändert sich auch nicht, als die beiden älter werden und nun gemeinsam aufs College gehen. Archer musste schon von jeher mitansehen, wie sich Vivian von einer kaputten Beziehung in die nächste hangelte und war immer derjenige, an dessen Schulter sie sich hinterher ausgeheult hat. Dabei will Archer nichts anderes, als dass sie ihn auch endlich auf "diese Weise" sieht, doch er bleibt immer nur der beste Freund.
Auch Vivians aktueller Freund Mick ist alles andere als ein guter Fang. Er ist cholerisch, nutzt Vivian aus, will sie komplett für sich allein haben und verbietet ihr sogar den Umgang mit ihren Freunden, vor allem aber Archer. Und Vivian lässt das alles mit sich machen.
Und das obwohl Archer wirklich alles für sie tun würde. Sogar töten. Denn Vivian hatte keine einfache Kindheit und Archer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, auch wenn er ganz genau weiß, dass er damit sein eigenes Leben zerstört. Aber Archer hat nur Vivian und deshalb ist es sein einziges Ziel, sie irgendwie glücklich zu machen.
Doch dann trifft er Evan. Die beiden werden schnell Freunde und Archer beginnt Vivian und seine Beziehung zu ihr mit anderen Augen zu sehen. Denn mit Evan ist alles einfach und natürlich. Zum ersten Mal in seinem Leben geht es Archer einfach gut.
Langsam wird ihm klar, was er wegen Vivian alles zerstört hat und dass er nichts mehr will, als eine normale Zukunft. Selbst wenn er es schaffen sollte, sich endgültig von Vivian zu lösen, so drohen seine Taten ihn dennoch jeden Moment wieder einzuholen. Und selbst das bedeutet auch noch lange nicht, dass Vivian ihn tatsächlich gehen lassen würde.

Mit ihren Debütroman Hushed ist Kelley York definitiv ein ungewöhnliches Buch gelungen, bei dem ich gar nicht so richtig weiß, wo ich ansetzen soll.
Archer ist ein ausgesprochen schwieriger Charakter. Er ist zwar hochintelligent, eigentlich aber weder besonders sympathisch, noch gibt er sich echte Mühe bei seinen Mitmenschen klarzukommen. Deshalb war es zunächst auch sehr schwierig für mich mit ihm zurechtzukommen, denn zusätzlich beginnt das Buch auch noch sofort mit einem seiner Morde. Außerdem scheint sich sein gesamter Lebensinhalt nur um Vivian zu drehen, was ihn in meinen Augen zu einem eher schwachen Charakter gemacht hat. Er lässt sich von ihr wirklich alles gefallen. Vivian selbst konnte ich zunächst nicht wirklich etwas vorwerfen, außer vielleicht schlichter Dummheit. Sie sucht fast schon nach den furchtbarsten aller Männer, als ob es ihr Spaß macht sich selbst zu zerstören. Es dauert aber nicht lange, bis sie noch ein ganz anderes Gesicht zeigt.
Und doch habe ich ohne es wirklich zu merken das Buch verschlungen. Archer verändert sich sehr innerhalb des Buches, was natürlich auch an Evan liegt. Er ist so etwas wie der moralische Faden, der sich durch die Geschichte zieht. Deshalb ist es definitiv auch ihm zu verdanken, dass mir Archer nach und nach doch sehr ans Herz gewachsen ist. Daran konnte auch nichts ändern, dass er schlicht und ergreifend ein Mörder ist. Deswegen habe ich mich auch sehr schlecht dabei gefühlt, auf ein gutes Ende für ihn zu hoffen. Ich konnte aber einfach nicht anders, als Mitleid für Archer zu empfinden, womit die Autorin auch sehr bewusst gespielt hat.
Zu etwas Besonderem wird das Buch natürlich auch durch die Dreiecksbeziehung, die in diesem Fall mal was anderes ist. Denn zwischen Evan und Archer entwickelt sich mehr als eine reine Freundschaft und das, obwohl er immer noch nicht von Vivian loskommt.
Mein einziges Problem war, dass die wenigen, die in die Morde eingeweiht waren oder zumindest eine Vermutung hatten, teilweise nicht unbedingt so reagiert haben, wie ich es erwartet hätte. Es war nicht direkt unrealistisch, aber dennoch eher überraschend bzw. fragwürdig.

Insgesamt konnte ich aber nicht anders, als Hushed zu mögen. Es hat definitiv eine starke Geschichte, die sich aber mehr im Kopf des Protagonisten abspielt und trotzdem jede Menge Spannung mitbringt. Gleichzeitig war es aber schwer mit einem Antihelden dieser Größenordnung zu sympathisieren. Nicht weil ich ihn nicht mochte (ganz im Gegenteil), sondern eher weil ich das Gefühl hatte, dass ich es nicht darf.
Trotzdem war Hushed von Kelley York meiner Meinung nach ein lesenswertes und kontroverses Buch über absolut krankhafte Liebe und Abhängigkeit, das ganz sicher die unterschiedlichsten Reaktionen bei den Lesern hervorrufen wird.

Leider ist auch in diesem Fall noch nichts zu einem deutschen Erscheinungstermin bekannt. Die amerikanische Ausgabe erscheint am 6. Dezember 2011.

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Kommentare

1 - 2 von 2 Kommentaren auf der Seite.

nia schrieb am 06.11.2011 12:49:57:

Hmmmh, hört sich schwierig an, aber interessant;). Löst es sich denn so auf, dass es rund ist?
LG nia

ND schrieb am 06.11.2011 14:01:39:

Hmm...es löst sich auf. Und es ist rund, allerdings nicht so, wie ich erwartet habe. Es war ein hartes Ende, aber ich fand es nicht schlecht.
Jetzt bist du vermutlich auch nicht viel schlauer^^

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