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26.

Apr 2015

~ND

Only Trick

Darby der Fußabtreter - so war Darby die meiste Zeit ihres Lebens bekannt. Solange sie denken kann, hat sie sich verbogen und vergeblich versucht, dazu zu gehören: In der Schule und Uni, wo es ihr nie wirklich gelungen ist, Freunde zu finden, genauso wie in ihrer Familie. Ihr Vater, ein angesehener Politiker, ist eher damit beschäftigt seine schmutzigen Affären auszuleben, als sich um seine Tochter zu kümmern. Einzig ihre Großmutter steht ihr durch dick und dünn zur Seite.
Doch als Darby, die als Ärztin in der Notaufnahme arbeitet, eines Tages Patrick "Trick" Roth kennenlernt, findet sie einen Menschen, bei dem sie irgendwie einfach sie selbst sein kann - und das, obwohl er eigentlich erst mal nichts mit ihr zu tun haben will und ihr das auch unmissverständlich klar macht. Bevor sie es sich versehen, werden die beiden aber trotzdem Freunde. Doch eine Freundschaft mit Trick ist nicht so einfach, wie Darby vielleicht gedacht hat, denn er ist ein absolutes Rätsel für sie: Trick ist ein kompletter Frauenmagnet, hat aber eine Aversion gegen das weibliche Geschlecht. Er hat einen homosexuellen Partner, doch Darby ertrinkt fast in der sexuellen Anspannung zwischen ihr und Trick. Außerdem ist er ein ehemaliger Drogenabhängiger, der nur sehr wenig von sich preisgibt. Doch das aller Bedenklichste: Ihm fehlen mehrere Jahre aus seiner Erinnerung.
Mit 20 hatte Trick einen Unfall und seitdem ist alles aus den fünf Jahren zuvor wie weggeblasen. Doch eines ist klar: Irgendetwas Schlimmes ist in dieser Zeit geschehen, das sein gesamtes Leben bis heute bestimmt...

Hach, was war Only Trick von Jewel E. Ann für eine großartige Überraschung für mich. Ich bin mit eher niedrigen Erwartungen an diese Geschichte gegangen und habe das Buch am Ende aber in einem Rutsch durchgelesen.
In erster Linie ist das Darby zu verdanken. Sie ist eine wunderbare Heldin, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Sie ist schon irgendwie ein komischer Vogel und sagt öfter Mal das erste, was ihr in den Kopf geschossen kommt, was mitunter schon mal ziemlich merkwürdig sein kann. Darby ist aber auch treu, mitfühlend und extrem humorvoll. Ich musste so oft über sie und die Situationen, in die sie sich manövriert hat, lachen. Außerdem ist sie erfrischend geradeaus und wenn sie doch mal etwas für sich behält, ist es sehr nachvollziehbar.
Als Trick in ihr Leben tritt, geht die Geschichte natürlich erst so richtig los. Trick sieht extrem gut aus mit seinen Tattoos und Bad Boy Auftreten und auch an Darby, die in einer ziemlich leidenschaftslosen Beziehung lebt, geht das nicht spurlos vorbei. Er ist anders, als alle Männer die sie je getroffen hat. Auch ihn mochte ich in kürzester Zeit wirklich gern, denn obwohl er oft ziemlich unfreundlich war, war er auch erfrischend anders. Doch als das jähe Erwachen kommt und sie erfährt, dass er schwul ist, muss sie diese bittere Pille schlucken. Bis dahin haben die beiden allerdings schon zarte Bande geschlossen und sich wider aller Erwartungen angefreundet. Das schlechte Gewissen, das Darby deswegen entwickelt, war gleichzeitig herzerweichend und auch ziemlich komisch, denn sie kann einfach nicht verhindern, dass sie Gefühle für ihn entwickelt. Sagen kann sie ihm das aber natürlich nie.
Ich fand die Freundschaft zwischen den beiden einfach großartig. Klar, man merkt als Leser sehr schnell, dass irgendetwas an Tricks Geschichte nicht stimmt und ihm and Darbys Feundschaft vielleicht doch mehr liegt, als sie denkt. Wie sich das alles entwickelt hat mir aber sehr gut gefallen und für einige unterhaltsame Szenen gesorgt.
Auch die andern Charaktere mochte ich sehr gern, allen voran Darbys Großmutter Grace, Tricks Partner Grady und dessen Schwester Tamsen. Zusammen mit Trick und Darby haben sie eine kunterbunte Gruppe gebildet, mit der einem nie langweilig wurde. Auch wenn die Geschichte im Grunde oft einen sehr ernstern Ton anschlägt, ist der Humor dennoch ebenfalls sehr präsent. Darby selbst ist wie gesagt schon ziemlich lustig und dadurch dass das Buch hauptsächlich aus ihrer Sicht geschrieben ist, ist ihr ganz eigener Sinn für Humor sehr oft zu spüren. Doch gleichzeitig passieren ihr auch in Kombination mit den Eskapaden der anderen Charaktere sehr oft ziemlich peinliche Missgeschicke, die sich gleichzeitig noch sympathischer gemacht haben, aber auch brüllend komisch waren.
Natürlich dreht sich aber auch ein großer Teil der Handlung um Tricks Vergangenheit. Seine Abneigung Frauen gegenüber hat definitiv etwas mit diesen fünf ungewissen Jahren zu tun, genauso wie sein Suchtproblem, doch Trick ist es bis heute noch nicht gelungen, das Rätsel zusammen zu setzen. Als Leser bekommt man schon irgendwann mal so eine Ahnung, doch die ein oder andere Überrschaung, mit der ich nicht gerechnet hatte, konnte Jewel E. Ann dennoch einbauen. Das Buch ist zwar wie gesagt hauptsächlich aus Darbys Sicht geschrieben, doch die Autorin hat hier und da sehr geschickt auch Tricks Gedanken eingebaut, was die Geschicte jedes Mal wieder ein wenig aufgerüttelt hat.

Ich muss allerdings zugeben, dass mir das Ende ein wenig zu dick aufgetragen war. Tricks Geheimnis fand ich zwar grundsätzlich recht spannend, die Umstände und Beteiligten sind aber vielleicht ein wenig arg vereinfacht bzw. spielen zu viele Zufälle zusammen, um es wirklich glatt und glaubwürdig wirken zu lassen.
Ähnlich ging es mir mit dem Epilog. Da hat es Jewel E. Ann einfach ein wenig übertrieben mit dem Happily Ever After. Ich liebe ein schönes Ende, aber weniger ist manchmal halt doch mehr.

Trotzdem, Only Trick von Jewel E. Ann ist ein richtig schönes Buch, das mich noch eine Weile begleiten wird. Eine innige Freundschaft, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, sympathische und komplexe Charaktere und ein spannender Plot machen Only Trick zu einer sehr erfrischenden Abwechslung. Jewel E. Ann werde ich mir auf jeden Fall merken.

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