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13.

Feb 2016

~ND

The Lie

Manchmal braucht es nur einen Moment, um ein ganzes Leben zu zerstören. In Brigs McGregors Fall, war es der Moment, als er von dem Autounfall erfährt, der seiner Frau Miranda und seinem Sohn Hamish das Leben genommen hat. Brigs ist am Boden zerstört - denn es ist alles seine Schuld. Hätte er nicht den Streit mit Miranda ausgelöst, der sie dazu brachte wutentbrannt und angetrunken aus dem Haus zu stürmen, wären sie und Hamish vielleicht noch am Leben...
Vier Jahre späte ist Brigs endlich wieder bereit in sein Leben zurückzukehren. Er hat eine Anstellung am King's College in London und auch wenn seine Schuldgefühle nach wie vor immer präsent sind, hat er gelernt mit ihnen zu leben. Zumindest bis plötzlich völlig überraschend der Grund für Brigs und Mirandas Streit in den Fluren der Uni vor ihm steht: Natasha, die Frau in die er sich vor vier Jahren verliebt hat und die ihn von einer anderen, glücklicheren Zukunft träumen ließ...

Es hat 4 Jahre gedauert, bis sich Natasha von jener verhängnisvollen Nacht erholt hat, die sie selbst nicht nur die Liebe ihres Lebens, sondern auch zwei Leben gekostet hat. Brigs und Natashas Liebe war ein Fehler und eine Lüge und sie weiß, dass sie alles verdient hat, was ihr widerfahren ist. Das macht es aber nicht einfacher, als Brigs plötzlich vor ihr steht - ausgerechnet jetzt, wo sie endlich bereit und fähig ist, ihr Studium, abzuschließen.

Eines wird Brigs und Natasha sehr bald klar - wenn sie jemals wirklich mit ihrem Leben weitermachen wollen, müssen sie all die ungesagten Dinge zwischen ihnen klären, die seit vier Jahren zwischen ihnen brodeln...

Wer The Play von Karina Halle gelesen hat, dem dürfte Brigs schon ein Begriff sein. Dort haben wir ihn als Lachlans Bruder mit der tragischen Vergangenheit kennengelernt, mit dem man eigentlich nichts weiter als Mitleid hatte. In The Lie erfährt man aber schon im Prolog was es wirklich mit der Nacht auf sich hatte, in der Miranda und Hamish gestorben sind. Das ändert allerdings gar nichts an der Tragik dieses Ereignisses - es verleiht ihm nur noch mehr und tiefere Schichten.
Seit vier Jahren definieren Natasha und vor allem Brigs sich über die Schuldgefühle, die sie seit dem Unfall mit sich herumtragen. Beide hätte diese Nacht und die daraus resultierenden Konsequenzen beinahe umgebracht und erst jetzt beginnen sie wieder mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Kein Wunder also, dass ihr plötzliches und vollkommen unerwartetes Wiedersehen sie erst einmal komplett aus der Bahn wirft und jede Menge alte Gefühle - die meisten davon negativ - wieder aufwühlt. Es hat mir beim Lesen das Herz zerbrochen zu sehen, wie Natasha und Brigs leiden. Es ist aber auch wirklich eine schwierige Situation, in der sie sich befinden. Denn die beiden waren ehrlich verliebt ineinander und diese Gefühle gehen auch nach vier Jahren nicht einfach so weg. Keiner der beiden hat allerdings das Gefühl, dass sie es verdienen glücklich zu sein, am allerwenigsten natürlich miteinander. Mal ganz abgesehen davon, dass jeder sie verurteilen würde, der die Wahrheit über Brigs und seine "Affäre" mit Natasha wüsste, gibt es auch noch das kleine Problem, dass Natasha immer noch Studentin ist und Brigs ein Professor an der gleichen Uni.
Karina Halle hat ihren Charakteren in The Lie also wirklich allerlei Hürden in den Weg gelegt und es war wirklich eine sehr steinige Fahrt, einfach weil es so viele Momente gab, die wirklich an die Nieren gehen. Natasha muss damit leben, die "andere Frau" zu sein, obwohl sie nie eine körperliche Affäre mit Brigs hatte. Karina Halle hat es irgendwie geschafft, dieses sehr schwierige Thema realistisch umzusetzen und trotzdem ihre Charaktere stets sympathisch zu halten, so dass ich am Ende sogar vollstes Verständnis für sie hatte. Dabei hilft, dass die Geschichte abwechselnd in Kapiteln der Gegenwart und vor vier Jahren geschrieben ist, was dem Buch eine großartige Dynamik und einen sehr angenehmen Lesefluss verleiht.

Einen Punkt gibt es allerdings, der mir im letzten Drittel von The Lie ein wenig sauer aufgestoßen ist und zwar sind das die Sexszenen. Bis zu einem gewissen Punkt war The Lie ein Buch, das komplett von Emotionen getrieben wurde und eine vielschichtige Handlung bot. Dass es irgendwann zu Sex zwischen Natasha und Brigs kommt ist auch keine große Überraschung und vollkommen in Ordnung. Allerdings waren mir diese Szenen zu krass und "verdorben" geschrieben. Daran ist im Grunde auch nichts verwerfliches, allerdings hat es für mich einfach nicht zum Rest des Tenors gepasst und einen zu extremen Kontrast dargestellt. Es hat Brigs und Natasha irgendwie ein wenig ihre Besonderheit genommen, einfach weil es plötzlich alles zu körperlich geworden ist und die sonst hochemotionale Geschichte ein wenig entwertet hat.

Das ändert aber nichts daran, dass auch The Lie wieder ein wundervolles Buch von Karina Halle geworden ist. Außerdem sind Natasha und Brigs sehr schnell meine Lieblingsfiguren von allen Büchern um die McGregor Männer geworden.

The Lie ist ab heute erhältlich.

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