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17.

Apr 2016

~ND

Broken

Endlich, nach langem Suchen und einigen Rückschlägen, ist es dem 27-jährigen Theodor gelungen, seinen Traumjob an Land zu ziehen. Zumindest fast. Er arbeitet wenigstens schon mal in der richtigen Branche, denn Holden House ist eines der größten Verlagshäuser Englands und Theo hofft, sich mit der Zeit von seinem niederen Bürojob hochzuarbeiten. Denn Theo liebt Bücher. Er ist leidenschaftlicher Leser, schreibt aber auch selbst und hat sich schon immer gewünscht bei einem Verlag zu arbeiten. Deshalb möchte er auch auf keinen Fall irgendetwas tun, das seinen Job aufs Spiel setzen könnte.
Doch genau das scheint jetzt passiert zu sein, als er nach seiner ersten Arbeitswoche am Montag wieder ins Büro kommt und feststellen muss, dass der dominante Mann, mit dem er eine kurze heiße aber leider auch sehr anonyme Begegnung in einem Club an diesem Wochenende hatte, niemand anderes ist, als James Holden, Erbe und CEO von Holden House. Theo hat sich sowieso schon schrecklich wegen diesem Ausrutscher gefühlt, denn bedeutungslose Eskapaden sind eigentlich gar nicht seine Sache. Als er auch noch herausfindet, dass James berüchtigt dafür ist, jeden seiner neuen Angestellten, der willig ist, ins Bett zu kriegen, ist Theo angewidert. Auf keinen Fall wird er diesen Fehler noch einmal machen und sich von seinem arroganten, anmaßenden Boss überrumpeln lassen.

James hat keine Ahnung, wieso er den jungen Mann, dem er am letzten Wochenende nur so kurz begegnet ist, nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Als er sich allerdings ein paar Tage später als einer seiner Angestellten entpuppt, denkt James gar nicht daran, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Er ist es schließlich gewohnt sich zu nehmen, was er will und was er will, ist Sex. Wenn er ehrlich mit sich ist, braucht er ihn sogar. Denn Sex ist eines der wenigen Dinge, die James dabei helfen, die Stimme in seinem Kopf verstummen zu lassen. Die Stimme, die ihm immer wieder sagt, dass er ein Versager ist, der nichts wert ist und ohne den alle besser dran wären...
Doch Theodor scheint kein Interesse an einer Wiederholung ihrer Begegnung zu haben und je mehr sich James um ihn bemüht, umso mehr stellt er fest, das ihm wirklich etwas an dem jungen Mann liegt - und er weiß, dass es Theo genauso geht. Doch James weiß auch, dass er sich genau deshalb von ihm fernhalten sollte, wenn er nicht auch noch Theos Leben zerstören will, schließlich ist er der letzte, der es verdient sich mit jemandem wie James herumschlagen zu müssen. Jemandem, der so fordernd ist. Arrogant. Kompliziert.
Und gebrochen.

Broken von Nicola Haken war ein Buch, das mich wirklich manchmal an den Rand der Verzweiflung getrieben hat - aber auf die bestmögliche Art, denn diese Geschichte geht wirklich unter die Haut.
Dabei fängt alles eigentlich erst mal ganz harmlos an. James und Theo lernen sich in einem Club kennen und nach ihrem unverhofften Wiedersehen in ihrem Unternehmen treffen sie immer wieder aufeinander, unter anderem auch deswegen, weil James sich einfach nicht fernhalten zu können scheint. Bis hierhin ist die Geschichte eigentlich noch relativ banal, doch man merkt auch hier auf den ersten Seiten schon, dass mit James irgendetwas nicht stimmt. Gegen seinen Willen ist Theo fasziniert von James und ihm fallen jede Menge Eigenschaften an ihm auf, die er sich nicht so richtig erklären kann. Im einen Moment ist er freundlich und charmant - eine Seite die er nur Theo zu zeigen scheint, wie dieser bald feststellen muss - und im nächsten ist er distanziert und abweisend. Er scheint sein wahres Ich mit allen Mitteln verstecken zu wollen und Theo bekommt das Gefühl nicht los, dass unter James cooler und kontrollierter Fassade etwas brodelt. Etwas, das ihm große Sorgen macht.
Und da liegt er natürlich vollkommen richtig, denn sobald man die Kapitel aus James Sicht zu lesen bekommt, wird klar, dass es ihm nicht gut geht. James wurden schon vor langer Zeit alle möglichen Krankheiten diagnostiziert, allen voran Depressionen und einer bipolaren Störung...mit suizidalen Tendenzen.
Nicola Haken hat auf sehr feinfühlige und zumindest zu Beginn ziemlich unterschwellige Art James Krankheit und seinen mentalen Zustand beschrieben. Je weiter die Geschichte fortschritt, umso beklemmender wurden die Kapitel aus seiner Sicht. Genau das hat Broken aber so besonders gemacht, denn man ist als Leser wirklich hautnah mit dabei, wie James sich immer tiefer in seiner Abwärtsspirale nach unten bewegt und einfach keine Hilfe zulässt. Es war faszinierend und zugleich schrecklich zu sehen, wie verzerrt James Weltanschauung wird, je mehr er seiner Depression verfällt. Kein Wunder also, dass dieses Buch eine absolute Achterbahn der Gefühle ist, das aber wirklich jede Sekunde wert ist. Es bietet einen sehr realistischen und tragischen Einblick in das Leben und Überleben mit so einer Krankheit, der entmutigenden Erkenntnis, dass sie niemals wirklich zu besiegen ist und was es bedeutet, ans Ende seiner Kräfte zu gelangen.

Trotzdem hat Broken auch wirklich schöne, leichte und romantische Momente, die das Buch perfekt abrunden und nicht zu schwer werden lassen. Dennoch sollte jedem Leser, der Broken lesen will klar sein, dass Nicola Haken in vielen Momenten nichts hinterm Berg hält und wer Probleme mit einer doch sehr drastischen Beschreibung von bzw. Gedanken zu Selbstverletzung, Selbstmord und natürlich psychischen Erkrankungen hat, dem könnte diese Geschichte schnell zu viel werden.
Allen anderen kann ich Broken von Nicola Haken aber wirklich nur wärmstens empfehlen.

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