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26.

Jul 2016

~ND

All Note Long

Ist ist vermutlich für niemanden wirklich einfach, sich zu outen. Wenn man allerdings ein bekannter Country Musiker ist, dessen Publikum hauptsächlich aus konservativen Südstaaten Bewohnern besteht, wird die Sache noch komplizierter. Vor diesem Problem steht der bekannte Country Star Michelin Moses. Sehr lange Zeit war es kein Problem für ihn sich und sein wahres Ich zu verstecken. Doch in den letzten Monaten musste er immer wieder feststellen, dass er nicht wirklich glücklich ist - trotz seines Erfolgs und all seiner Fans.
Beim Besuch einer Schwulenbar, in der eines seiner musikalischen Protegees Geburtstag feiert, geschieht allerdings etwas für Michelin völlig Unerwartetes: Lucky, einer der Go-Go Tänzer des Clubs, erregt seine Aufmerksamkeit und die beiden kommen sich in der Umkleide für ein paar Minuten näher. Doch leider kann Michelin wohl niemandem trauen, denn schon am nächsten Morgen sind Fotos von ihm und Lucky im Internet - mit einer vollkommen zusammengereimten Geschichten, die Michelin und Lucky alles andere als gut dastehen lässt...

Das Letzte, was Lucky wollte, war Michelin in Schwierigkeiten zu bringen, auch wenn nichts von diesem ungeplanten Outing seine Schuld war. Trotzdem erklärt er sich dazu bereit, bei dem vollkommen irren Plan von Michelins PR Team mitzumachen: Lucky soll Michelins festen Freund spielen, um allen Gerüchten von vornherein entegegen zu wirken.

Doch keiner von beiden rechnet damit, welchen Wellen Michelins unvorhergesehenes Outing im ganzen Land schlagen wird - und das die vorgegaukelte Beziehung zwischen den beiden bald alles andere als gespielt ist...

Wenn es nur um die Charaktere gehen würde, würde ich All Note Long von Annabeth Albert vermutlich volle Punktzahl geben. Lucky allein war schon ein sehr sympathischer Charakter, der genau weiß, wer er ist und für sich und seine Träume kämpft. Besonders angetan hat es mir aber Michelin, der eine wahnsinnig komplexe Figur ist. Er ist zwar ein gefeierter Star, dabei aber extrem unsicher. Seine Anziehung zu Lucky ist etwas sehr Ungewöhnliches für ihn, denn es gelingt normalerweise kaum jemandem, Michelin aus der Reserve zu locken. Es war zwar manchmal zum Haare raufen, wie kritisch und fast schon fatalistisch er seine Rolle als jetzt offen schwuler Musiker gesehen hat, es war gleichzeitig aber auch sehr verständlich. Es war immer wieder schön zu sehen, wie Lucky versucht hat Michelin zu fordern und zu motivieren und ihm zu zeigen, dass es vollkommen okay ist er selbst zu sein. Dadurch hat sich eine sehr ungewöhnliche und interessante Dynamik zwischen den beiden entwickelt, denn obwohl Michelin deutlich älter und erfolgreicher als Lucky ist, ist es doch eindeutig Lucky, der für Michelin die Stütze ist, die ihm immer gefehlt hat. Dadurch haben sich natürlich auch immer wieder sehr schöne aber auch traurige emotionale Szenen ergeben.
Leider war mir aber der Rest der Geschichte zu chaotisch. Es ist das dritte Buch der Perfect Harmony Reihe und das merkt man auch, denn viele Charaktere werden nur knapp oder sogar sporadisch vorgestellt. Da sie aber sehr häufig auftreten und es eine ganze Menge von ihnen gibt, blickt man ganz schnell nicht mehr durch. Eigentlich soll man die Bücher unabhängig voneinader lesen können und was die Geschichte im Großen und Ganzen angeht stimmt das auch. Trotzdem haben die ständigen Anspielungen auf die anderen Bücher auf Dauer doch sehr gestört.
So sehr ich Lucky und Michelin selbst und ihre Beziehung auch mochte - es hat einfach an der Kommunikation zwischen ihnen gehapert. Die Geschichte hat oft stagniert und wenn es nicht diese fehlende Kommunikation gegeben hätte, hätte sich vieles flüssiger entwickeln können. So aber gibt es aber leider die ein oder andere sehr frustrierende Sequenz in diesem Buch, die man besser hätte lösen können. Allgemein hat mir ein wenig die konkrete Handlung in der Geschichte gefehlt. Annabeth Albert schneidet viele Themen an, bringt aber irgendwie nichts davon so richtig zu Ende und es gibt einige Details, die zunächst wichtig erschienen, dann aber nie wieder angesprochen werden.
Auch das Ende war für mich irgendwie eher ein Happy For Now anstatt ein Happily Ever After, was die Autorin definitiv nicht so geplant hatte. Für mich stand aber am Ende einfach zu viel im Raum, als dass ich die Charaktere in All Note Long mit einem wirklich guten Gefühl hätte zurück lassen können.

Unterm Strich war mir All Note Long von Annabeth Albert daher einfach nicht rund genug. Die Geschichte verliert immer ein wenig den Faden und konnte mich ab einem gewissen Punkt nicht mehr so wirklich packen - und das obwohl ich die beiden Hauptcharaktere absolut liebgewonnen habe. Sehr schade.

All Note Long erscheint am 2. August 2016.

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