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06.

Aug 2016

~nef

Der Wildbach Toni

Tags: Reisen
Cover Der Wildbach Toni deutsch

In den Alpen geht es beschaulich zu. Jeder geht seiner Tätigkeit nach und lebt seine Rolle in der Gemeinschaft. So auch Toni. Er ist der hiesige Bergführer und hält verschiedene Seminare ab. Heute treffen 4 Leute aus verschiedenen Städten ein um mit ihm den Weg zum Berg zu gehen und ihre Sorgen und Nöte hinter sich zu lassen. Darunter sind ein Pärchen aus Berlin, ein älterer Herr und ein Mann mit Kinnbart. Alle machen nicht den hellsten Eindruck auf Toni, aber es ist sein Job und so begrüßt er sie mit der ihm angeborenen Herzlichkeit.

Gerade als er seine Kursteilnehmer in Schlemmerwirt. Der Gasthof ist Dreh- und Angelpunkt des Ortes und gerade als er ihnen das Essen, die gute Luft und die Freundlichkeit näherbringen will, fetzen sich zwei Männer ohne Gnade. Na das macht ja jetzt nicht den besten Eindruck.
Bis zum nächsten Morgen, so hoffte Toni, hätten seine Touris das wieder vergessen und er macht sich auf den Weg in sein Häuschen. Wie immer, in letzter Zeit, denkt er über das Zacherl nach. Das Zacherl ist eine Fahne, die es schon beinahe immer gegeben hat und die den Dorffrieden sichern soll. Doch ausgerechnet diese Fahne ist weg. Seit beinahe einem Jahr ist sie spurlos verschwunden und die kleinen Feindseligkeiten im Dorf nehmen rapide zu. Jetzt, wo es auf die Kirchweih zugeht, noch mehr, denn es ist Tradition das Zacherl am Tag zuvor an den Mast auf dem Dorfplatz zu hängen. Was sollte er nur tun? Der einzige Verdächtige hat ein Hieb- und Stichfestes Alibi.

Während Toni sich um die Kursteilnehmer kümmert, wird es im Dorf immer schlimmer. Die Dorfbewohner keifen sich an, streiten und streuen Missgunst. Ein Lichtblick ist Shanti. Der indische Verkäufer ist Tonis guter Freund und hat immer in offenes Ohr für seine Nöte. So gibt er ihm den entscheidenden Hinweis, im Berg nach jemandem zu suchen. Aber ob diese Begegnung ihm wirklich dem Zacherl näher bringt?

Die vier Touristen merken in der Zwischenzeit wie schön es in den Bergen ist. Wie sie ihre Sorgen vergessen und langsam wieder zur inneren Ruhe finden. Die Sorgen ihres Bergführers nehmen sie trotzdem war - allen voran der Alte. Er hat ein ungemütliches Interesse an der Geschichte des verlorenen Zacherls, aber eigentlich geht es ihn gar nichts an. Und doch ... er ist Toni sympathisch. Aber woher kommt er? Was macht er? Und braucht er eigentlich solch ein Seminar? Er wirkt nicht wie die anderen Teilnehmer und gibt zudem nichts von sich Preis. Das macht Toni stutzig.

Der Wildbach Toni ist vom Klapptext her ziemlich ansprechend. Man erwartet eine unterhaltsame Geschichte rund um Toni und die Suche nach dem Fähnchen. Was man bekommt, ist jedoch eine langatmige Geschichte um Toni, seine heile Bergwelt und viele bayrische Aussprüche. Die ersten Seiten haben mich erst einmal verwirrt, denn bis die eigentliche Geschichte anfängt, erzählt der Autor als Toni etwas vom Landleben und wie das alles so abläuft. Dann beginnt die Geschichte mit den Touristen, der Tour und einem kleinen anmerken, dass der Dorffrieden gestört wurde.
Bis man sich jetzt aber der eigentlichen Suche nach dieser Fahne widmet, gibt es allerhand Irrelevantes zu lesen. Gern wird sich auch wiederholt.

Die meisten bayrischen Ausdrücke und Sätze sind mit einer Fußnote versehen, damit man auch als Nicht-Bayer weiß, was gemeint ist. Bei vielen der Worte war es für mich überflüssig, da es gebräuchliche Worte wie 'Servus', 'Freilich' und 'fesch' waren. Braucht man dafür eine Fußnote? Traurig, wenn ja.

Was mich zudem gestört hat war die Art wie die Alpiner dargestellt werden. Statt traditionell, gesellig und friedliebend werden sie naiv, hinterwäldlerisch und zänkisch vorgeführt. Das wird den Menschen dort definitiv nicht gerecht.
Man muss sich durch viele Erzählungen, Erinnerungen und Nebengeschichten lesen, bis der Autor zum eigentlichen Problem zurück kehrt - der Suche nach dem Zacherl. Als die dann endlich an Fahrt aufnahm, hat mich das Buch tatsächlich auch noch begeistern können.

Bei einer Lesung in Berlin habe ich den Autor kennengelernt und nun frage ich mich - wie viel Moses Wolff steckt im Wildbach Toni - und anders herum? Er ist definitiv sympathisch und so habe ich mich von den ersten Kapiteln nicht abschrecken lassen. Wer also eine seichte Lektüre mit nicht wirklich ernst zu nehmenden Problemen mag, wird hier glücklich. Wer allerdings nicht gottesfürchtig ist, könnte bald von den vielen enthaltenen Lobpreisungen genervt sein.

Trotz allem einen lieben Dank an den Goldmann-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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