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11.

Sep 2011

~nia

David und Juna

Vor 65 Jahren (im Jahr 2015) wollte eine Pharmafirma mit einem manipulierten Impfstoff ihren Gewinn steigern. Doch das Virus mutierte in einer Art und Weise, die das Schicksal der Menschen für immer verändert hat: Plötzlich empfanden Männer und Frauen keine Liebe, Freundschaft oder Verlangen füreinander sondern nur noch Hass und Abscheu voreinander. Innerhalb kürzester Zeit zerfiel die computer- und elektronikgestützte Zivilisation und nach wenigen Jahren war die Menschheit auf ein Zehntel geschrumpft.

Inzwischen herrscht ein brüchiger Frieden zwischen den Geschlechtern: basierend auf einem Pakt leben die Männer in der Stadt und die Frauen auf dem Land. Ein Zehntel der Ernte wird den Männern zur Verfügung gestellt, im Gegenzug kommen diese, um empfängnisbereite Frauen 'zu beglücken' und andere lebenswichtige Güter einzutauschen. Doch die ausgewählten Männer, die sogenannten Ritter der heiligen Lanze, werden von dem Kirchenoberhaupt der Stadt aufgewiegelt und für einen persönlichen Rachefeldzug gegen 'die Hexen' eingesetzt. Plötzlich überfallen sie Dörfer, stecken Tempel in Brand, vergewaltigen die Frauen und nehmen mehr Ware mit als ihnen zusteht.

Die 17-jährige Juna gehört zu den Brigantinnen, Kriegerinnen, die für den Schutz der Dörfer und Gemeinden der Frauen verantwortlich sind. Nach den ersten Zusammenstößen mit den Männern will der Rat der Frauen dem Treiben 'der Teufel' Einhalt gebieten und entwickeln einen Plan, der die Männer künftig an ihren Plünderungen hindern soll. Juna wird an dem Feldzug teilnehmen, obwohl ihre Mutter, die Oberpriesterin Arkana, sich deutlich gegen ein gewaltsames Vorgehen ausgesprochen hat.
Der 18-jährige David ist Mönch im Kloster. Er ist Lehrling beim Schreiber und Archivar und die Arbeit mit den Büchern ist ihm eine einzige Freude. Nur zu gerne liest er auch die verbotenen Liebesromane, besonders Shakespeares Romeo und Julia hat es ihm angetan. David ist ziemlich zufrieden mit seinem Leben, doch sein Freund Amon, ein Ritter der heiligen Lanze, hat andere Pläne für ihn. Und so kommt es, dass David sein geliebtes Kloster verlassen muss. Juna und David begegnen einander und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Ihre jeweilige Weltanschauung wird durch den anderen auf den Kopf gestellt. Sie erkennen, dass Männer und Frauen einfach nur Menschen sind, die ziemlich viel gemeinsam haben. Und dann ist da noch eine gegenseitige Anziehungskraft, die sie so mit ihren bisherigen gleichgeschlechtlichen Partnern noch nie erlebt haben...

Thomas Thiemeyers Roman David und Juna ist der Beginn eines düsteren, dystopischen Zyklus, der mit einer ziemlich guten Idee daherkommt. Dass Männer und Frauen einander seit Jahren hassen und entsprechend wenig miteinander in Kontakt kommen, ist eine tolle Ausgangssituation für die Begegnung zwischen David und Juna. Interessant ist es auch, dass der in Stuttgart lebende Autor seinen dystopischen Roman in Deutschland spielen lässt und man so ein seltsames Gefühl von 'Heimat' beim Lesen hat. Man weiß auch relativ schnell, in welcher zerstörten Stadt sich die Männer befinden.
Ein ebenfalls gelungener Einfall ist die, durch die Trennung von Männern und Frauen ausgelöste naturgemäße Bildung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften: diese sind völlig normal und akzeptiert. Das gilt für aufkommende Verbindung von David und Juna überhaupt nicht. Diese wird vom ein oder anderen Charakter sogar als unnormal und pervers angesehen. Gerade für ein Jugendbuch ist das eine recht ungewöhnliche, tolle Idee.

Doch es gibt auch Kritik. Manchmal erschien mir die Handlung sehr gedrungen; das sorgt zwar für Spannung und Action, aber lässt mach wichtige Szene auch arg knapp erscheinen. Außerdem hatte ich manchmal den Eindruck, dass der Autor Szenen und Beschreibungen einfügt, um bestimmte Beziehungen deutlich zu machen oder gewissen Verflechtungen zu zeigen. Das ist eigentlich kein Manko, sondern schriftstellerisches Handwerk, dem Leser sollte es als solches aber nicht so deutlich auffallen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, aufgrund der nicht ganz unerheblichen Kritikpunkte vergebe ich aber 'nur' (gute) 4 Sterne.

Ganz herzlich danke ich dem PAN Verlag für das Rezensionsexemplar.

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