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27.

Jan 2012

~nia

The Help / Gute Geister

Hintergrund: Schwarze und Weiße leben in den Südstaaten der USA Anfang der 1960er Jahre wie auf zwei fremden Planeten: Zwar ist die Sklaverei schon lange abgeschafft, aber die Rassentrennung ist eine Tatsache. Farbige dürfen nicht die gleichen Toiletten benutzen wie Weiße, es gibt Plätze für Weiße (vorne) und Farbige (hinten) in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Es gibt Supermärkte, in denen farbige Frauen nur einkaufen dürfen, wenn sie ihre Dienstbotenuniform anhaben, weil die Verkaufsgüter nur für Weiße gedacht sind. Gemischte Schulen, Universitäten, Paare und Ehen sind verboten. Mindestlohn und Urlaub für farbige Angestellte sind zwar vorgegeben, aber ob man das eine oder das andere wirklich bekommt, ist abhängig von der Güte der weißen Arbeitgeber.

Kathryn Stockett erzählt in The Help / Gute Geister die Geschichte dreier Frauen, die genau in dieser Zeit (1962) in Jackson, Mississippi leben:
Aibileen ist 52 Jahre alt. Vor zwei Jahren ist ihr geliebter Sohn Treelore mit 24 bei der Arbeit im Sägewerk ums Leben gekommen - ein schlimmer Schlag für die sanftmütige und freundliche Aibileen. Als es ihr danach wieder etwas besser ging, hat sie als Dienst- und Kindermädchen von Mae Mobley bei der Familie Leefolt angefangen. Insgesamt hat sie 17 Kinder aufgezogen und weiß genau, was Kinderherzen brauchen. Aibileen arbeitet 6 Tage die Woche und bleibt dabei so lange, wie ihrer Arbeit eben dauert. Sie kocht, putzt, backt, wäscht, bügelt und hütet Mae Mobley. Dass Mister und Miss Leefolt sie dennoch als Mensch zweiter Klasse betrachten, erfährt sie, als bei einem Bridgekränzchen beschlossen wird, Aibileen brauche eine eigene Farbigentoilette in der Garage...
Minny ist 36 und kann kochen wie niemand sonst. Da sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hält, hat sie dennoch schon ziemlich oft ihre Dienststelle wechseln müssen. Bis vor kurzem war sie Köchin bei der alten Misses Walters, doch deren Tochter, Hilly W. Holbrook, die unangefochtene Präsidentin der Damen-League von Jackson, hat ihre Mutter ins Pflegeheim einweisen lassen. Hilly wollte Minny als Dienstmädchen übernehmen, doch Minny wollte mit diesem Drachen von Frau nichts zu tun haben. Aus Rache hat Hilly das Gerücht in die Welt gesetzt, Minny habe die Familie bestohlen. Und damit wurde es für Minny fast unmöglich eine neue Anstellung zu finden. Zum Glück konnte Aibileen ihr behilflich sein und nun fängt Minny bei Celia und Johnny Foote an. Ein Arrangement von dem Hilly Holbrook möglichst nichts mitbekommen sollte, ist Johnny Foote doch einstmals ihr Verlobter gewesen, der dann doch lieber das ehemals arme und etwas seltsame Pächtermädchen Celia geheiratet hat...
Die dritte im Bunde ist die 23-jährige Miss Skeeter, eigentlich Eugenia Phelan. Die weiße junge Frau ist frisch vom College zurück in Jackson. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen und ihrer Mutter hat sie nicht das Ziel, einen passenden Mann zu finden, sondern Journalistin zu werden. Seit sie wieder Zuhause ist, läuft allerdings einiges schief in ihrem Leben: Constantine, das von Skeeter innig und heißgeliebte Dienstmädchen der Phelans, ist unter seltsamen Umständen entlassen worden. Und keiner will ihr erzählen, was eigentlich passiert ist. Sie kommt auch nicht an das Geld aus ihrem Treuhandfonds heran, weil allein der Vorschlag ihrer Mutter die Tränen in die Augen treibt. Zu allem Überfluss will Hilly sie für die "Initiative für Hauspersonalsanitäranlagen" der Jackson-League einspannen.

Stattdessen hat Skeeter aber eine ganz andere, unglaubliche Idee. Sie will ein Buch schreiben: über die guten Geister Jacksons, die farbigen Haus- und Dienstmädchen, die an so vielen familiären Dingen beteiligt sind, aber nie dazugehören. Die Partys, Kaffeekränzchen und alle Haushaltsdinge managen und trotzdem so oft schlecht, ungerecht und rassistisch behandelt werden. Zusammen mit Aibileen und Minny macht sie sich ans Werk...
The Help / Gute Geister ist ein Juwel unter den Büchern. Es ist lustig, warmherzig und einfühlsam, das Buch ist grausam, brutal und schonungslos, es ist wahnsinnig spannend und man wird von der ersten Seite an in die Geschichte gesogen wie ein Magnet. Darüber hinaus schreibt Kathryn Stockett über ein so schwieriges Thema wie die Rassentrennung mit einer Echtheit und Leichtigkeit, die nur jemand zuwege bringt, der das alles selbst erlebt hat - die Autorin wurde als Jüngstes von drei Kindern von Demetrie, einem farbigen Dienstmädchen in Mississippi aufgezogen. Mit dem Buch versucht sie eine Antwort auf die Frage zu finde, wie es sich für eine farbige Frau wie Demetrie angefühlt haben muss, bei einer weißen Familie zu arbeiten.
Ein Zitat bringt die wichtige und immer noch aktuelle Botschaft von The Help / Gute Geister auf den Punkt: "War das nicht der Sinn des Buchs? Dass Frauen erkennen: Wir sind einfach nur zwei Menschen. Uns trennt gar nicht so viel. Nicht annähernd so viel wie ich dachte."

The Help / Gute Geister habe ich im Rahmen der ABC Challenge 2023 gelesen. Ich kann nur hoffen, dass die weiteren Bücher, die dafür infrage kommen, sich als ebensolche Glücktreffer erweisen werden. Das Buch wurde übrigens 2011 unter dem Originaltitel The Help verfilmt.
Kathryn Stockett liegt eigentlich außerhalb jeglicher Bewertung, aber da dies nun mal nicht vorgesehen ist, vergebe ich aus vollem Herzen:

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