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18.

Nov 2011

~ND

Geek Girl

Jen ist ein Bad Girl wie es im Buche steht, mit ihren rot-schwarz gefärbten Haaren, dunklen Klamotten und Piercings sieht sie nicht nur aus wie eines, sie hat auch die nötige Einstellung. Ihre einzigen Interessen scheinen Feiern, Trinken und Drogen zu sein. Auch ihre Clique ist nicht gerade der beste Einfluss, allen voran die Zwillinge Beth und Ella, die aber dem am nächsten kommen, was man als Freunde bezeichnen könnte. Aber selbst diese beiden lässt Jen nicht wirklich durch ihre harte Schale an sich heran. Das ist bei ihrer Vergangenheit auch kein Wunder. Von ihrer leiblichen Familie herumgestoßen, wird sie von einer Pflegefamilie in die nächsten geschickt, von denen die meisten nur die staatliche Unterstützung einsacken wollten.
Jen und ihre Freunde machen es anderen Leuten also wirklich nicht leicht und hecken ständig neue Streiche aus. Ein beliebtes Ziel sind da natürlich die Außenseiter, Nerds und Geeks ihrer Schule. Und da Jen gerade langweilig ist (und sie dringend ein neues Piercing braucht) geht sie mit Beth und Ella eine Wette ein: Sie soll Trevor Hoffman auf 'ihre Seite' holen und so etwas wie einen Bad Boy aus ihm machen. Dumm nur, dass Trevor ziemlich glücklich in seiner Rolle zu sein scheint. Er ist in der Schülerverwaltung, Schatzmeister, Einserschüler, sogar ziemlich beliebt – zumindest bei seiner Schar an ebenfalls ziemlich geekigen Freunden – und dazu noch ein absolut netter Kerl. Trotzdem ist Jen der festen Überzeugung, eine sichere Wette eingegangen zu haben. In ihrem Vorhaben an Trevor heranzukommen, muss sich Jen aber den schlimmsten Aufgaben stellen: Bowling, Science Fiction Filmnächte und Freiwilligenarbeit im Seniorenwohnheim.
Doch womit Jen keinesfalls gerechnet hätte ist, dass sie vielleicht sogar ein bisschen Spaß dabei haben könnte. Und dass Trev sich als ziemlich guter Freund entpuppt. Und dass er extrem schöne Augen hat. Und Grübchen. Jen bemerkt schnell, dass sie in großen Schwierigkeiten steckt und dass Geheimnisse, wie z.B. eine gemeine Wette, die Angewohnheit haben, nicht lange geheim zu bleiben.

Ich muss zugeben, dass ich am Anfang etwas skeptisch war, als ich die ersten Seiten von Cindy C. Bennetts Geek Girl gelesen hatte. Man wird zwar sofort ins Geschehen geworfen, denn das Buch fängt gleich mit der Wette an, trotzdem war ich ein bisschen misstrauisch, was die doch schon altbekannte Grundidee und den Sprachstil anging. Der war zunächst nämlich etwas knapp und gewöhnungsbedürftig. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass die Autorin ein paar grundsätzliche Handlungsteile möglichst schnell abschließen wollte, bevor sie mit der eigentlichen Erzählung anfing. Das legt sich aber relativ schnell und die Geschichte bekommt ihren eigenen Rhythmus und nimmt sich wesentlich mehr Zeit für das Geschehen und die Charaktere, bleibt dafür aber konstant clever und witzig geschrieben.
Am Anfang konnte ich Jen allerdings überhaupt nicht leiden. Sie war gemein und auf ihre eigene Art auch arrogant und hat keine Rücksicht auf die Gefühle anderer genommen. Gleichzeitig bekommt man aber auch Mitleid, wenn sich nach und nach das ganze Ausmaß ihrer Vergangenheit offenbart. Sie hat jede Menge Probleme und Ängste und das gleicht sie durch ihr Verhalten aus. Trevor ist so ziemlich ihr genaues Gegenteil. Er ist wirklich durch und durch ein netter Kerl und auch wenn er nicht perfekt ist (er ist tatsächlich ein ziemlicher Nerd), konnte ich gar nicht anders als ihn sofort zu mögen. Und als Jen ganz klammheimlich selbst ein paar sehr geekige Tendenzen entwickelt und sich selbst klarer sieht, hat sich automatisch auch meine Meinung zu ihr geändert. Trotzdem ist und bleibt sie kein einfacher Mensch, hat aber dabei erstaunlich viel Tiefe.
Im Großen und Ganzen ist Geek Girl hauptsächliche eine Liebesgeschichte. Es werden aber sehr viele weitere Themen behandelt. Familiäre Gewalt, Kindesmissbrauch und natürlich das Konzept von Pflegefamilien spielen eine große Rolle. Genauso wie die doch sehr harten Verhältnisse die Jugendliche für sich selbst in der Schule und Cliquen schaffen. Und natürlich dreht es sich auch um die Leistung, sein Leben zu verändern und für sich und seine Handlungen Verantwortung zu übernehmen.

Mit viel Humor und interessanten Charakteren schafft es Cindy C. Bennett mit Geek Girl nach einem zugegebenermaßen etwas schwachen Start, einer bekannten Geschichte frischen Wind zu verleihen. Wer eine Liebesgeschichte mit einem ernsten Unterton lesen möchte, die aber trotzdem eine gehörige Portion Witz mitbringt, der dürfte mit Geek Girl gut bedient sein.

Geek Girl erscheint in den USA am 8. Dezember 2011. Zu einem deutschen Erscheinungstermin ist mir noch nichts bekannt.

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