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23.

Aug 2010

~nia

Havenstar / Die Fährte des Blinden

Tags: Fantasy

Havenstar / Die Fährte des Blinden ist ein Fantasiebuch von Glenda Noramly, das mich seit Jahren begleitet und das ich immer wieder lese, weil es einfach richtig schön ist. Auf keinen Fall darf man sich von dem wirklich 'trashigen' Cover abschrecken lassen. Dieses hat rein gar nichts mit dem Inhalt zu tun.

Der Schauplatz:
Die Marktgrafschaft Malinawar besteht aus 8 Stabilitäten und dem dazwischen liegenden Unbeständigen. Die Stabilitäten und die Menschen darin, werden vom Schöpfer beschützt. So sagt und lehrt es jedenfalls die Kantorei, die Religionsgemeinschaft Malinawars. Im Unbeständigen regiert der Tilger, dessen Ziel es ist, Chaos zu verbreiten und jede Ordnung umzukehren. Aus diesem Grund ist im Unbeständigen nichts so wie es sein sollte; Logik und Physik sind außer Kraft gesetzt. Im Unbeständigen gibt es Feldströmungslinien, die das Land in bunte Farben tauchen, die vom Tilger besucht und von seinen Dienern, den Häschern, bewohnt werden. Auf Menschen, die die Feldströmung sehen können, übt diese einen ganz eigenen Zauber aus. Für Menschen, die die Feldströmung nicht sehen, bergen die Linien allerdings eine große Gefahr: sie können bei Kontakt verseucht und damit zu oft grotesk veränderten Ungebundenen werden. Dann dürfen sie - nach dem Willen und der Regel der Kantorei - nicht mehr in die Stabilitäten zurück.

Die Story:
Keris Kaylen ist Tochter des Kartenzeichners Piers Kaylen. Die angesehenen Kartenzeichner reisen das halbe Jahr durch das Unbeständige und zeichnen danach alle neu aufgetretenen Veränderungen in genaue Karten ein. Die begabte Keris wäre für ihr Leben gern Kartenzeichnerin, aber dieser Beruf ist ihr als Frau nach den Regeln der Kantorei versagt. Ihren Bruder Borl, den Erben des Geschäfts, interessiert Kartenzeichnen nicht. Er hat Angst vor dem Unbeständigen und sowieso andere Pläne. Als Keris Vater unter seltsamen Umständen im Unbeständigen stirbt und ihr Bruder sie gegen ihren Willen verheiraten will, nimmt sie auf Wunsch ihrer todkranken Mutter Reißaus ins Unbeständige. Aus einer geplanten kurzen Reise in die nächste Stabilität wird eine viel längere. Dies liegt zum einen an einer Hinterlassenschaft ihres Vaters und zum anderen an der seltsamen und faszinierenden Reisegruppe der sie sich anschließt. Was Keris nicht weiß: sie und ihre Reisegefährten sind Teil einer Prophezeiung, die Malinawar für immer verändern wird...

Schauplatz und Handlung erscheinen anfangs vielleicht verwirrend, da es viele fremde Bezeichnungen gibt, doch diese Vielfältigkeit macht den Zauber des Buches aus. Die Heldin ist zwar unscheinbar, was ihr Äußeres betrifft, doch ihr Innenleben ist komplex, herzerfrischend und von mitreißender Art. Glenda Noramly, die inzwischen unter ihrem Mädchennamen Glenda Larke publiziert, ist mit ihrem Debüt ein einmaliger Roman gelungen. So ein Detailreichtum habe ich in einem einzelnen Fantasiebuch seitdem nicht wieder gefunden und das, obwohl es nur eine Handvoll Protagonisten gibt. In dem Buch sucht man die inzwischen üblichen Fantasiewesen wie Elfen, Zwergen, Drachen, Trolle und auch Vampire oder Werwölfe vergeblich. Wer ein Exemplar auf einem Grabbeltisch liegen sieht oder es antiquarisch kaufen kann, sollte wirklich zuschlagen.

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