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23.

Jun 2011

~ND

Am kürzeren Ende der Sonnenallee

Ostberlin, irgendwann in den 80er Jahren: Micha Kuppisch lebt am kürzeren Ende der Sonnenallee und kann es nicht fassen, dass gerade er das Pech hatte in dieser Straße geboren zu sein und so um unfassbare 60m das Leben im Westen verpasst hat - denn der Rest der 4km langen Straße liegt in Westberlin.
Ansonsten lebt er ein typisches DDR Leben. Er wohnt mit seinen Eltern und Geschwistern in einer viel zu engen Wohnung, weswegen er sich mit seinen Freunden auf die Straße (in Wirklichkeit ist es ein Spielplatz - Straße klingt cooler) flüchtet. Einzig das Hören verbotener Musik (mit Vorliebe die Rolling Stones) bringt ein bisschen Abwechslung in ihren Alltag. Dummerweise werden sie dabei vom ABV erwischt, was damit endet, dass dieser um eine Beförderung gebracht wird. Seitdem schikaniert er Micha wo er nur kann, meist in Form von Ausweiskontrollen, mit Vorliebe direkt vorm Aussichtsturm, was ihm jedes Mal wieder höhnische Rufe von Schülern aus dem Westen beschert.
Insgesamt ist Michas Leben also nicht so spannend wie er es gerne hätte. Bis Miriam kommt. Sie ist der Sonnenschein in seinem tristen Alltag. Dumm nur, dass sie das auch für so ziemlich jeden anderen Jungen an seiner Schule ist. Miriam selber scheint kein Interesse an irgendeinem von ihnen zu haben. Stattdessen sieht man sie ständig nur mit einem Fremden auf einem Motorrad davon fahren. Doch nun sieht Michael seine Chance gekommen. Er wurde zu einer Diskussionsarbeit (einem sozialistischen Vortrag vor der ganzen Schule) verdonnert – genauso wie Miriam. Und endlich fällt er ihr auf. Micha setzt alles daran, dass das auch so bleibt und bringt sich und seine Freunde, die eigentlich ganz andere Probleme haben, damit in die schwierigsten Situationen.

Thomas Brussigs Am kürzeren Ende der Sonnenallee ist durch die Zusammenarbeit mit Leander Haußmann zum gleichnamigen Film entstanden und eine humorvolle Sicht auf die Jugend der DDR. Es gibt eigentlich keine richtige Geschichte in dem Buch. Viel mehr sind es Episoden und Alltäglichkeiten aus dem Leben von Micha und seinen Freunden. Der einzige rote Faden, der eigentlich immer mehr oder weniger durch die Geschichte führt, ist Michas Beziehung zu Miriam. Doch auch einige seiner Freunde haben ihre eigenen Handlungsstränge.
Das Leben in der DDR wird sicher nicht in den schönsten Farben gezeichnet, dafür aber immer lustig und niemals verurteilend. Im Gegenteil, teilweise wirkt es fast liebevoll, wie der Autor (der übrigens selbst in Ostberlin aufgewachsen ist) mit den Klischees spielt. Im Endeffekt ist es einfach eine Satire und jeder, der sich irgendwie mit dem Osten beschäftigt hat wird zwangsweise ins Schmunzeln kommen und die ein oder andere Sache wieder erkennen. Der Sprachstil ist etwas schwierig. Relativ einfach und offensichtlich gehalten ist es zwar flüssig zu lesen, kann aber hier und da etwas komisch wirken. Dafür merkt man aber auch in jedem Satz den ironischen Unterton heraus.

Insgesamt ist Am kürzeren Ende der Sonnenallee ein Buch, dass auch über 20 Jahre nach der Wende immer noch lustig ist und eine etwas andere Sicht auf den grauen Osten bietet. Ein bisschen kurz ist es zwar geraten und durch den Sprachstil sicher nicht für jeden geeignet, bietet aber nach wie vor witzige und kurzweilige Unterhaltung.

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