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21.

Mar 2012

~nia

The Carpet People / Die Teppichvölker

Glurk und Snibril Orkson sind Brüder. Glurk, der Ältere, denkt wie viele der Munrungs eher langsam und besonnen und so ist er in ihren Augen das ideale Stammesoberhaupt. Snibril ist eher klein und zierlich - jedenfalls im Vergleich mit seinem Bruder Glurk - doch flink und behände. Aus diesem Grund geht er bei Pismire, dem Schamanen des Stammes, in die Lehre und ist darüber hinaus ein richtig guter Jäger. Doch plötzlich hat der ganze Stamm der Munrungs ein Problem. Der Schreckliche Scheuerer - eine Gestalt aus Sagen und Mythen - fegt in grader Linie über den Teppich und zerstört dabei ihr Dorf. Als wäre das noch nicht schlimm genug, lauern in seinem Schatten schwarze Snargs und stürzen sich auf alles Leben, das der Scheuerer übrig lässt. Doch Glurk, Snibril und Pismire haben noch andere Sorgen: die Bahn des Scheuerers wird über kurz oder lang Wehr erreichen. Wehr, die größte Stadt des Teppichs, Hauptstadt des Dumii-Reiches und Sitz des Gebieters. Und so macht sich der ganze Stamm der Munrungs auf, die Zivilisation des Teppichs zu retten...

Damit klar wird, warum ich Terry Pratchetts The Carpet People / Die Teppichvölker so liebe, muss ich euch einen kleinen Ausschnitt (aus dem Prolog) präsentieren: "Am Anfang gab es nur eine unendliche Ebene. Dann kam der Teppich und bedeckte die grenzenlose Flachheit. Damals war er noch jung... und zu jener Zeit war der Teppich leer. Dann kam der Staub, fiel auf den Teppich, rieselte zwischen den Haaren herab und sammelte sich in dunklen Ecken. Immer mehr Staub kam, glitt lautlos durch die wartenden Haare, bis er schließlich eine dicke Schicht bildete. Und aus jenem Staub webte uns der Teppich. Zuerst entstanden die kleinen Kriecher, die in Bauen und hoch oben in den Haaren leben. Es folgten die Soraths, Schlussfadenbohrer, Bläser, Ziegen, Krustenknabberer und Snargs. Leben und Geräusche füllten nun den Teppich. ... Doch der Teppich hatte keine Ahnung von seiner Existenz. Und deshalb wurden wir aus dem Staub erschaffen, das Teppichvolk. Wir gaben dem Teppich seinen Namen, auch den Geschöpfen, und daraufhin war das Gespinst vollständig. ... und so erfuhr der Teppich von sich selbst. Selbst wenn der Schreckliche Scheuerer, Hasser allen Lebens im Teppich, auf uns herabtritt, selbst wenn Schatten über uns wachsen. Wir sind die Seele des Teppichs, und das ist eine wundervolle Sache." (Älteste Sage der Munrungs aus Terry Pratchett. Die Teppichvölker. 4. Auflage 1994, Heyne Verlag München. S. 9-10).

Die Idee von einem Teppich als Lebensraum und Welt finde ich einfach nur großartig. Auch beim x-ten Lesen ist dieses Buch extrem unterhaltsam. Da ich mir nie alle kleinen und größeren, alle witzigen oder alle skurrilen Details merken kann, habe ich tatsächlich jedes Mal meine helle Freude an dem Buch. Das einzige Manko: es ist zu kurz. Jedes Mal wieder frage ich mich, welche Abenteuer Snibril wohl erleben wird und warum ihn der Leser dabei nicht begleiten darf.

Vielleicht liegt es daran, dass The Carpet People / Die Teppichvölker Terry Pratchetts erste Geschichte war, die er im Alter von 17 Jahren geschrieben hat und die sich damals mehr schlecht als recht verkaufte. Nachdem der Autor die ersten großen Erfolge mit seinen Discworld / Scheibenwelt-Romanen hatte, wurde er bestürmt, die Geschichte doch noch einmal auflegen zu lassen. Doch Terry Pratchett hat etwas viel besseres gemacht: im Alter von 43 Jahren hat er das Buch noch einmal überarbeitet. Und so ist es (wie er selbst sagt) ein Buch geworden, dass er mit 17 so nicht geschrieben hat und mit 43 nicht mehr so schreiben würde. Trotzdem ist es eine Art Gemeinschaftsarbeit - und ich finde sie sehr gelungen.

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