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08.

Jun 2012

~ND

Welcome to Temptation / Die Naschkatzen

Sophie Dempsey entstammt einer großen Familie von Betrügern, Gaunern, Hochstaplern und anderen Kleinkriminellen. Einzig sie und ihre jüngere Schwester Amy halten sich weitestgehend ans Gesetz und verdienen ihr Geld mit dem Filmen von Hochzeiten und Familienfeiern. Das ist nicht spannend, aber es ist wenigstens ehrliche Arbeit.
Doch als Amy Sophie nach Temptation, einem idyllischen Örtchen irgendwo in Ohio schleppt, um dort für die alternde Schauspielerin Clea ein Bewerbungsvideo zu drehen, weiß Sophie sofort, dass Ärger bevorsteht. Und kaum sind sie in Tempation angekommen, geht auch schon alles schief. Sie werden in einen Unfall verwickelt, das Haus in dem sie wohnen ist eine einzige Ruine und die Leute in Temptation stehen ihnen eher feindselig gegenüber. Denn hier werden Familienwerte groß geschrieben und eine Filmcrew um eine Schauspielerin mit eher fragwürdigen filmischen Erfolgen (=Pornos) kann nichts Gutes im Schilde führen.
Das bekommt auch schnell der Bürgermeister von Temptation, Phineas T. Tucker, zu Ohren. Ihm wird bald klar, dass mit dem Filmprojekt tatsächlich irgendwas nicht stimmt. Das ändert aber nichts daran, dass Sophie ihn wahnsinnig macht - im positiven, wie im negativen Sinn. Und das obwohl er sich eigentlich auf sein Amt und die sich anbahnende Wahl konzentrieren sollte, denn die Konkurrenz schläft nicht und setzt alles daran, ihn als Bürgermeister zu ersetzen.
Doch als immer mehr Fremde in der Stadt auftauchen und am Ende einer von ihnen das Zeitliche segnet, stellt sich Phin und Sophie die Frage, was die guten Bürger von Tempation alles tun würden, um ihre Ziele zu erreichen...

Wer die Autorin kennt, wird beim Lesen schnell feststellen, dass Welcome to Temptation / Die Naschkatzen ein typischer Jennifer Crusie-Roman ist. Wie in den meisten ihrer Bücher findet man auch hier eine Situation vor, die von Außen völlig normal aussieht, je mehr man aber in das Geschehen eintaucht und die einzelnen Charaktere kennenlernt, umso verrückter wird die Geschichte auch. So ziemlich jeder in Temptation hat so seine Geheimnisse und Laster und viele davon kommen nach und nach ans Licht. Und das war nicht nur spannend sondern auch sehr unterhaltsam und witzig. Der Humor wird bei Jennifer Crusie wie gewohnt groß geschrieben, vor allem im Hinblick auf Situationskomik.
Was die Figuren angeht, so war ich diese Mal jedoch ein wenig unschlüssig. Sophie ist ein wirklich toller Charakter. Ihr ganzes Leben lang kam bei ihr die Familie zuerst, was auch okay für sie war, doch nun hat sie keine Ahnung was sie eigentlich will - außer auf keinen Fall auf die schiefe Bahn zu geraten. Amy ist mancher Hinsicht ihr Gegenteil. Eigentlich ist sie eine typische Demspey; sie verfolgt ihre Ziele ruchlos und nutzt dabei Sophies Gutmütigkeit schon mal aus. Der schwierigste Charakter für mich war aber Phin. Er ist nicht unbedingt das, was man von einem Bürgermeister erwartet, und seine Einstellung dazu ist auch nicht unbedingt typisch. Interessant war er also allemal. Wenn er und Sophie aneinandergeraten sind auch amüsante und schlagfertige Dialoge sicher, aber oft war er mir einfach zu flapsig und distanziert. Das wird zwar im Buch thematisiert und schützt abgesehen davon das Buch davor schnulzig zu werden, ändert aber auch nichts daran, dass er mir dadurch manchmal ein wenig zu arrogant und gleichgültig rüberkam.
Ein weiterer kleiner Schwachpunkt war die schiere Masse an Charakteren. Prinzipiell war das eine gute Sache. Es gibt viele kleine und größere Erzählstränge, die Spaß gemacht haben und die man auch leicht im Überblick behalten konnte. Und trotzdem waren es doch so viele, dass ich das Gefühl hatte, Jennifer Crusie bekommt sie nicht mehr alle unter einen Hut. Am Ende verlaufen sich nämlich Einiges ins Leere oder wird sehr schnell abgehandelt. Das war kein Beinbruch, wirkte aber ein wenig plump.

Wer allerdings einfach nur eine leichte und lustige Sommerlektüre sucht, der ist mit Welcome to Temptation / Die Naschkatzen von Jennifer Crusie bestens bedient. Mit viel Charme, Witz und überwiegend unterhaltsamen Charakteren sind ein paar nette Lesestunden garantiert.
Außerdem sollte man sich nicht von dem schrecklich lieblosen und grauen deutschen Cover abschrecken lassen. Auch der Titel hat eigentlich absolut gar nichts mit dem Buch zu tun (für ein Jennifer Crusie-Buch spielt Essen diesmal eine relativ kleine Rolle) und es ist doch etwas einfallsreicher, als der fade Name einem weismachen will.

Mit Faking It / Verliebt in eine Diebin gibt es übrigens ein Sequel zu Welcome to Temptation / Die Naschkatzen, das sich aber um eine völlig eigene Geschichte hat und sich um ein anderes Mitglied der Familie Dempsey dreht.

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