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11.

Sep 2012

~ND

Grave Mercy / Grave Mercy - Die Novizin des Todes

Wäre es nach Ismaes Eltern gegangen, wäre das Mädchen niemals geboren worden. Tatsächlich haben sie sogar versucht, mithilfe der Kräuterhexe des Dorfes, ihre Geburt zu verhindern. Doch als das misslingt, ist allen klar, Ismea ist eine Tochter des Heiligen Mortain. Mortain ist der Gott des Todes und einer der neun alten bretonischen Götter. Und so wird sie von klein auf von ihrer eigenen Mutter gefürchtet, ihrem Ziehvater verachtet und verprügelt und von den meisten im Dorf gemieden.
Als Ismae schließlich mit 14 Jahren an einen Schweinebauern verheiratet werden soll, gelingt ihr die Flucht und mit der Hilfe von Priestern und Hexen schafft sie es schließlich bis zum Kloster von Saint Mortain. Dort erfährt sie von den sogenannten Mägden des Todes, allesamt Frauen wie sie und Töchter von Mortain. Sie werden zu Attentäterinnen ausgebildet, um den Willen ihres Gottes gegen die Feinde der Bretagne auszuführen. Ismae ist froh, endlich ein Zuhause gefunden zu haben. Sie weiß sofort, hier an diesen Ort gehört sie hin. Und so beginnt sie alles Wissen der Klosterschwestern aufzusaugen, damit ihr kein Mann je wieder etwas antun kann.
Als sie endlich nach dreijähriger Ausbildung ihre ersten Aufträge bekommt, ist sie eine Meisterin ihres Fachs. Und so wird sie an den Hof der Herzogin der Bretagne geschickt, um dort Informationen über feindliche Spione und Intrigen zu sammeln - und besonders ein Auge auf einen bestimmten Mann zu halten. Doch ausgerechnet dieser Mann schafft es, sich gegen ihren Willen in ihr Herz zu stehlen und bald weiß Ismae nicht mehr, wem sie folgen soll - ihrem Herzen oder ihrer Bestimmung.

Grave Mercy / Grave Mercy - Die Novizin des Todes von Robin L. LaFevers ist ein gutes Beispiel dafür, wie stimmig man einen historischen Roman und Fantasy miteinander kombinieren kann und dabei gleichzeitig auch noch jugendliche Leser anspricht. Denn die Autorin hat sich sehr bemüht, ihre Geschichte mit religiösem und historischem Hintergrund auszustatten, der sich weitestgehend (wenn auch nicht vollständig) an echte Tatsachen anlehnt. Durch die geschickte Verknüpfung von Liebesgeschichte, Fantasy-Elementen und Spionage-Story garantiert das Buch einen besonders leichten Lesefluss und vermeidet jegliche Langeweile.
Doch das spannendste an Grave Mercy / Grave Mercy - Die Novizin des Todes waren für uns wohl eindeutig das Kloster von Saint Mortain und die Mägde des Todes. Alles von der Ausbildung, über die eigentlichen Aufträge bis zu dem Glauben, dem die jungen Frauen folgen, war faszinierend zu lesen. Insbesondere Saint Mortain und der Tod sind hier auf eine andere und ungewöhnliche Weise dargestellt.
Ismae ist eine sehr sympathische und interessante Heldin, die in ihrem jungen Leben schon einiges mitgemacht hat. Deswegen ist es nur allzu verständlich, dass sie den Orden als ihren Retter und damit als unfehlbar ansieht. Alles, was sie dort lernt, nimmt sie für bare Münze und hält sich ausgestattet mit dem Wissen der Schwestern für entsprechend gebildet. Dem Leser wird aber bald klar, dass sie eigentlich hoffnungslos überfordert und nicht annähernd genug auf das vorbereitet ist, was sie in der echten Welt und am Hofe erwartet, und dass sie sich zu blind auf ihren Glauben und ihre Ausbildung verlässt. Auch deshalb wirkte Ismae manchmal sehr naiv und selbstüberzeugt. Gerade ihre Selbstüberschätzung war manchmal etwas anstrengend, da sie meist einfach fehl am Platze war. Denn eigentlich sind ihre Aufträge nicht die vollen Erfolge, die sie sich einzureden versucht und das macht ihre gesamte Existenz als berüchtigte Attentäterin ein wenig unglaubwürdig. Glücklicherweise schafft sie das aber im Laufe der Geschichte wieder wettzumachen. Sie wächst in ihre Rolle, beginnt zu hinterfragen und wirkt dadurch später wesentlich reifer und überzeugender.
An ihrer Seite steht eine ganze Riege an weiteren Charakteren, die mit der Zeit Ismaes Blick auf die Welt verändern. Einige sind ausgezeichnet gelungen und man will sofort mehr über sie erfahren. Hier ist besonders Duval zu erwähnen, der Mann, der ursprünglich ihren Auftrag darstellt und der sich, nach und nach in Ismaes Herz schleicht. Es gibt aber auch Figuren, die ein wenig zu sehr schwarz-weiß gezeichnet oder einfach nicht ausreichend genug beschrieben werden und daher etwas blas bleiben. Das kann aber auch an der schieren Masse der Nebenfiguren liegen. Beispielsweise bleiben die Intentionen der meisten Adeligen, etwa der Ratsmitglieder, zu lange im Dunkeln oder werden gar nicht thematisiert. Gerade bei 'den Bösen' wird da viel Potential verschenkt.

Insgesamt ist Grave Mercy / Grave Mercy - Die Novizin des Todes von Robin L. LaFevers aber ein unterhaltsamer Start in die His Fair Assassin-Trilogie. Trotz Potential bleibt aber auch noch Luft nach oben. Da die Figuren schon einige Entwicklungen durchgemacht haben, dürften manche unserer Kritikpunkte im zweiten Buch der Reihe, Dark Triumph (Amazon-Partnerlink*), (hoffentlich) nicht mehr so ins Gewicht fallen. Trotz des starken historischen Bezugs wird das Buch auch dahingehend sonst eher uninteressierten Lesern nicht zu langweilig werden. Stattdessen gibt es Spannung, Verrat, ein paar Tränen und viel Romantik.

Auf Deutsch ist Grave Mercy / Grave Mercy - Die Novizin des Todes am 10. September 2012 erschienen.
Der zweite Teil, Dark Triumph (Amazon-Partnerlink*), erscheint im Frühjahr 2013 und hält einen interessanten Perspektivenwechsel bereit.

Diese Rezension ist ein Gemeinschaftswerk von ~ND und ~nia.

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Kommentare

1 - 2 von 2 Kommentaren auf der Seite.

nef schrieb am 11.09.2012 20:20:01:

Hach, das klingt jetzt ja nicht sooo umwerfend. Schade. Ich bin am Samstag auch um das Buch herumgeschlichen =/
Grüßle

nia schrieb am 11.09.2012 20:29:05:

Ach, es ist schon nicht so schlecht. Beim Lesen selber ist das Buch sogar echt gut, aber im Nachhinein verliert es irgendwie an Wirkung. Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr hat man dran auszusetzen. War echt komisch, weil es uns beiden so ging.
Im Nachhinein würde ich sagen, es ist gute Urlaubslektüre...:).
LG nia

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