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21.

Sep 2012

~ND

The Devil's Metal

Dawn Emerson hat einen großen Traum: Sie möchte Musikjournalistin werden. Doch es gibt jede Menge Konkurrenz und als Frau hat es die 21jährige im Jahr 1974 zusätzlich besonders schwer, sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen. Abgesehen von ein paar Artikeln in kleineren, lokalen Zeitungen, hat sie bisher kaum Stücke veröffentlichen können.
Wenigstens bleibt ihr so aber genug Zeit, sich um ihre Familie zu kümmern. Seit Dawns Mutter sich vor Jahren das Leben genommen hat, ist ihr Vater schwerer Alkoholiker und hat dadurch seine Farm zugrunde gerichtet. Außerdem leidet Dawns kleiner Bruder Eric an einer Form von Tourette. Zwar sind seine Attacken relativ harmlos, reichen aber aus, um ihm das Leben in seiner kleinen, ländlichen Heimatstadt zur Hölle zu machen. Dawn hat alle Hände voll zu tun, ihre Familie einigermaßen zusammen zu halten.
Doch dann bekommt sie einen Anruf von niemand anderem als dem Chef-Editor des Creem Magazine , das neben dem Rolling Stone das einflussreichste Musik-Blatt der USA ist. Sie soll als Journalistin die Tour von Hybrid, einer der erfolgreichsten Bands ihrer Zeit, begleiten. Dawn hat keine Ahnung, wieso ausgerechnet sie dafür ausgewählt wurde, will ihr Glück aber nicht hinterfragen oder die Chance auf ihren großen Durchbruch riskieren.
Doch schon nach wenigen Tagen mit ihren Idolen auf Tour muss Dawn feststellen, dass der Ausdruck Sex, Drugs and Rock'n'Roll nicht nur ein Klischee ist und ist erst einmal sehr ernüchtert. Schnell wird ihr aber auch klar, dass mit Hybrid und vor allem dem schwarzen Schaf der Band Graham, sowie dem stillen und geheimnisvollen Sage, der die kreative Kraft hinter der Gruppe ist, etwas ganz und gar nicht stimmt. Schon bald sind psychopathische Groupies und infernalische Träume Dawns kleinste Probleme...

Wenn es einen Song gab, der Karina Halle zu ihrem neuesten Buch The Devil's Metal inspiriert hat, dann war das mit ziemlicher Sicherheit Sympathy for the Devil von den Rolling Stones. Im Vorfeld fand ich diese Vorstellung ein bisschen klischeehaft, das hat sich aber schnell geändert, sobald ich erst einmal angefangen habe, das Buch zu lesen.
Zwar wird relativ früh klar, in welche Richtung die Geschichte gehen wird, ausgemacht hat das aber gar nichts. Dafür war allein schon die Grundprämisse viel zu spannend. Karina Halle ist bekannt dafür, ein großer Musik-Fan (tatsächlich war sie lange Zeit selbst Musikjournalistin) zu sein und das konnte sie in The Devil's Metal in vollsten Zügen auskosten. Ein großer Teil des Buches ist der Musik der 70er und dem Leben auf Tour gewidmet, mit allen schönen, aber auch schmutzigen Seiten. Alleine das hätte schon für ein sehr unterhaltsames Buch ausgereicht und dürfte jedem Fan von Filmen oder Büchern wie Almost Famous gefallen.
Doch natürlich ist das nicht alles, was die Autorin zu bieten hat. Denn bei Hybrid geht es tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu und Dawn hat mit ziemlich finsteren Kreaturen zu kämpfen. Wie schon in der Experiment in Terror-Reihe, wird es auch in The Devil's Metal stellenweise ziemlich gruselig und ist nichts für schwache Nerven (bei einer bestimmten Szene musste ich sogar das Licht in meiner Wohnung anmachen ;). Apropos Experiment in Terror: Beide Reihen spielen in der gleichen Welt und auch wenn dieses Buch nichts mit Perrys Geschichte an sich zu tun hat, so gibt es doch eine bestimmte Figur, über die wir zumindest indirekt einiges erfahren.
Am allerbesten haben mir aber - wie immer bei Karina Halle - die Figuren gefallen. Dawn ist eine sympathische junge Frau, die ihre Fehler hat und sich diesen durchaus bewusst ist. Sie wird als naives Mädchen vom Land in die Welt der Rockstars geworfen und reagiert erst mal so, wie es jeder von uns tun würde: Sie ist überwältigt und das Fan-Girl in ihr kommt zum Vorschein. Doch schon nach kürzester Zeit sieht sie hinter die Fassade. Einige der Band-Mitglieder sind wirklich kaputte Charaktere. Drogen, Alkohol und Sex sind an der Tagesordnung. Auch als Leser war ich zu Beginn dadurch etwas abgestoßen. Doch gerade diese Figuren wachsen einem mit der Zeit ans Herz. Ganz besonders gilt das für den Sänger Robbie, der kein Groupie auslässt und den eiskalt kalkulierenden Manager der Band Jacob. Und für Sage, hinter dem sich zwar ein dunkles Geheimnis versteckt, der dafür aber sehr glaubhaft geraten ist und nicht nur Dawn unter die Haut geht.

Einzig wegen dem Showdown muss ich einen halben Stern abziehen. Der ist mir etwas zu übertrieben geraten. Vielleicht liegt es daran, dass ich mittlerweile nur noch Reihen gewohnt bin, in denen es manchmal 3 Bücher dauert bis man bestimmte Details erfährt, aber in The Devil's Metal sind mir manche Dinge zu einfach bzw. zu problemlos erklärt worden. Gerade am Ende wirkt das dann wie gesagt etwas dick aufgetragen.

Trotzdem ist es Karina Halle mit The Devil's Metal gelungen, ein ausgesprochen unterhaltsames Buch zu schaffen. Nicht nur Fantasy- bzw. Horrorfans werden Spaß an diesem Buch haben, Musik-Freunde kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Die Geschichte ist spannend, die Charaktere schräg und das Setting in den 70er Jahren, sowie die Band und ihre Tour sind einfach mal was anderes.
Grundsätzlich ist The Devil's Metal in sich abgeschlossen, es wird jedoch ein Sequel mit dem Titel The Devil's Reprise geben, das im Frühjahr 2013 erscheinen wird. Das ist auch bitter nötig, denn nicht nur sind einige wichtige Details offen gelassen, sondern auch die Geschichte selbst gibt noch jede Menge her.

A big fat huge thank you to Karina Halle for providing me with an eARC.

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