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25.

Oct 2012

~ND

On Dublin Street / Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht

Jocelyn 'Joss' Butler war 14, als ihre Familie bei einem Autounfall ums Leben kam. Nachdem sie die nächsten Jahre in verschiedenen Pflegefamilien gelebt hat, beschloss sie für das Studium nach Schottland, der Heimat ihrer Mutter, zu ziehen.
Seit mittlerweile 4 Jahren lebt Joss nun in Edinburgh und hat sich dort ein Leben aufgebaut. Doch ihre harte Vergangenheit hat Spuren hinterlassen. Sie hat jegliche Erinnerung an ihre Familie ganz tief vergraben, kann sich nur sehr schwer auf Freundschaften einlassen und hat hohe Mauern um sich herum aufgebaut. Auch eine echte Beziehung zu einem Mann ist für sie undenkbar und selbst Sex hatte sie nun schon seit mehreren nicht mehr. Das hat sie eigentlich auch nie sonderlich gestört .Bis sie Braden, den Bruder ihrer neuen Mitbewohnerin Ellie, kennenlernt - und die sofortige sexuelle Spannung die Luft zwischen ihnen brennen lässt.
Für Joss, die überhaupt nicht weiß, was sie mit dieser bedenklichen Anziehung anfangen soll, ist klar, dass zwischen den beiden nie etwas passieren kann. Doch da hat sie die Rechnung ohne Braden gemacht. Der ist es gewohnt zu bekommen, was er will. Und er will Joss. Doch um einen Weg zu finden, durch den beide bekommen was sie wollen (d.h. Sex), treffen die beiden eine Vereinbarung - sie werden friends with benefits (Freunde mit gewissen Vorzügen). Doch irgendwie hat Braden die Fähigkeit Joss unter die Haut zu gehen. Und sie weiß ganz und gar nicht, ob das eine gute Idee ist...

Ehrlich gesagt, hatte ich nicht sonderlich große Erwartungen an On Dublin Street / Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht von Samantha Young. Jedes Mal, wenn ich in einem Klappentext etwas von einer ominösen 'Vereinbarung' lese, werde ich automatisch an Fifty Shades of Grey / Geheimes Verlangen erinnert. Deswegen (und wegen der Tatsache, dass beide bei Goodreads in den gleichen Listen geführt werden) habe ich auch On Dublin Street / Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht erst einmal mit Vorsicht genossen und mich auf einen Abklatsch eingestellt.
Zum Glück lag ich da aber absolut falsch. Die Probleme und Neurosen der Charaktere sind völlig anderer Natur und auch die eigentliche Geschichte ist eine ganz andere. Joss ist eine Protagonistin, wie man sie nur selten genießen darf. Denn in diesem Fall ist es definitiv eher die Frau, die sich bitten lässt und beziehungsunfähig ist. Außerdem schafft sie es irgendwie gleichzeitig lustig, unromantisch, clever, großmäulig, distanziert und ziemlich liebenswert zu sein. Dementsprechend verwirrt (und eingeschüchtert) sind auch die meisten Mitmenschen von ihr, wenn sie sie kennenlernen und auch als Leser braucht man ein bisschen, bis man sie einschätzen kann. Braden ist allerdings nicht wirklich besser. Auf den ersten Blick ist er das klassischen Alpha-Männchen: Reich, gutaussehend, dominant und wie gesagt immer gewohnt, seinen Willen zu bekommen. In Joss hat er allerdings seinen Meister gefunden. Die lässt sich nämlich von seinem Höhlenmensch-Gehabe nicht wirklich beeindrucken, was wirklich mal erfrischend war. Es gab Unmengen an Szenen in denen ich sowohl Braden als auch Joss am liebsten geschüttelt hätte, wütend wie ich war. Trotzdem war ich nie auch nur einen Moment genervt von ihnen und das ist eine ziemliche Leistung. Vor allem im Hinblick auf die Klöpper, die sich besonders Jocelyn immer wieder leistet.
Es dürfte offensichtlich sein, dass Joss schwere psychische Probleme hat. Und sie sucht sich tatsächlich Hilfe dagegen. Immer wieder sind hier und da an strategisch wichtigen Stellen kleine Fetzen von Besuchen bei ihrer Therapeutin eingebaut, die eine interessante Sicht auf die Dinge bietet. Insbesondere hier wurde mir immer wieder klar, wie realistisch Jocelyns Charakter gelungen ist. Sie ist ganz sicher nicht perfekt, aber ich fand doch selbst die größten Fehler, die sie begangen hat, immer nachvollziehbar und konnte mich mit ihr identifizieren.
Auch noch erwähnen möchte ich die Nebencharaktere, allen voran Jocelyns Mitbewohnerin und Bradens Schwester Ellie. Sie war eine tolle Persönlichkeit und jeder sollte einen Freund wie sie haben. Außerdem hat sie einige wichtige Einflüsse auf die Geschichte.
Übrigens ist On Dublin Street / Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht, auch wenn ich es als solches getagged habe, nicht unbedingt ein typisches Erotikbuch. Sex spielt keine zentrale oder entscheidende Rolle in diesem Buch. Trotzdem gibt es doch einige sehr heiße und detaillierte Szenen (meist nicht gerade Blümchensex), die es doch von einer einfachen, seichten Romanze deutlich abheben. Außerdem gibt es jede Menge Gespräche, die gespickt sind mit sexuellen Anspielungen und auch der Humor war stellenweise ziemlich derb und grob, hat meinen Geschmack allerdings genau getroffen. Trotzdem war das Buch wirklich erstaunlich elegant und flüssig geschrieben.

Ich muss wirklich sagen, dass ich kaum etwas an On Dublin Street / Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht von Samantha Young auszusetzen habe, außer vielleicht den einzeln verstreuten Rechtschreibfehlern, die übersehen wurden und definitiv nicht sein mussten. Ansonsten hat das Buch aber in meinen Augen alles richtig gemacht, was nicht zuletzt an den herrlich unvollkommenen Protagonisten und der psychologischen Ebene liegt. Ich kann es jedenfalls nur wärmstens empfehlen.

Das deutsche Taschenbuch erscheint am 15. Februar 2013, die Kindle-Version ist aber bereits ab dem 21. Dezember 2012 zu haben.

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