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02.

Mar 2013

~nia

Ein Jahr im Frühling

Emily ist 28, gelernte Optikerin und lebt in Hamburg. Als ihr Freund wegen einer anderen Frau mit ihr Schluss macht, reist sie zum Trost für ein Wochenende nach Heidelberg. Sofort verliebt sie sich in die kleine Stadt am Neckar. Als einige Zeit darauf ihr kleiner Bruder an Krebs stirbt, beschließt Emily ihr Leben neu zu gestalten. Schon immer wollte sie gerne studieren - nun macht sie es einfach. Und welche Stadt wäre besser geeignet als Heidelberg, mit seiner schönen Altstadt, seiner großen Uni und der spontanen Zuneigung, die der Ort in Emily erweckt.
Kaum in Heidelberg angekommen, entpuppen sich die Vorlesungen in Soziologie als echte Herausforderung. Als Emily dann auf einem Friedhof einem dunkelhaarigen Mann begegnet, ist es um sie geschehen. Aus heiterem Himmel verliebt sie sich in den Unbekannten. Und nun hat Emily gleich mehrere Ziele. Den Unbekannten finden und erobern, das Studium meistern, einen schönen und einträglichen Job finden sowie die neue Stadt zur Heimat zu machen...

Ein Jahr im Frühling bietet gleich zwei Liebesgeschichten auf einmal. Natürlich die zwischen Emily und dem dunkelhaarigen Unbekannten, aber noch eher die zwischen Emily und Heidelberg. Das Buch ist wirklich eine Liebeserklärung an die kleine kurpfälzische Stadt im Norden Baden-Württembergs (Zur Erläuterung: Die Kurpfalz umfasst die ehemaligen pfälzischen Gebiete um Heidelberg und Mannheim). Soweit ich das als Wahlheidelbergerin beurteilen kann, hat Martina Nohl für das Buch hervorragend recherchiert. Zwar habe ich von den historischen Begebenheiten nicht so viel Ahnung, aber alle erwähnten Ausflugsziele und Cafes oder andere Lokalitäten sind treffend und sehr passend beschrieben. Deshalb war es auch eine Freude zu verfolgen, wie Emily sich immer mehr in ihre neue Heimat verliebt.

Nicht ganz so gut hat mir die eigentliche Liebesgeschichte zwischen Emily und Mr. Unbekannt gefallen (Namen werden dieses Mal nicht verraten, um nicht zu spoilern). So war mir Emily für eine 28-jährige Frau einfach zu naiv und unreif geraten. Vielleicht lag es daran, dass ich ihre Beweggründe einfach nicht so recht nachvollziehen konnte. Die Liebe auf den ersten Blick ist ja gut und schön, aber dann sollte man denjenigen dann auch wirklich kennen lernen. Bis Emily ihren Mr. Unbekannt überhaupt kennen lernt, dauert es aber ganz schön. Solange malt Emily sich eine kitschige Wunschbeziehung aus. Und dann braucht sie ziemlich lange, um zu erkennen, dass die Realität eben doch eine andere ist. So ein Verhalten würde mir im Traum nicht einfallen.
Emilys Mr. Unbekannt entpuppt sich in Ein Jahr im Frühling relativ schnell als komplexbeladener Problemfall, was ihre Freunde und Mitmenschen ziemlich schnell raus haben - Emily mit ihrem Wunschdenken aber einfach ignoriert. Noch vor der Hälfte des Buches, habe ich für mich selbst notiert, dass ein anderer Mann im Buch doch eigentlich viel besser zu ihr passen würde. Denn auch wenn ich Emilys Wünsche oft nicht nachvollziehen konnte, ist sie eine sehr liebenswerte, offene und sympathische Person, der man einfach Glück und eine große Liebe wünscht.

Natürlich darf sich der Leser zusammen mit Emily auf ein Happy End im romantischen Heidelberg freuen. Doch auch dieses glückliche Ende konnte mich nicht ganz zufrieden stellen. Es war nämlich zu kurz geraten. Beispielsweise hätte ich zu der Person des Mr. Happy End zum Ende hin gerne mehr erfahren. Wir erfahren zwar, dass er zuverlässig, freundlich und lustig ist, aber sehr wenig Persönliches. Und das Wenige, was wir erfahren, las sich teilweise ein bisschen seltsam. Hier hätte ich mir einfach mehr gewünscht: mehr Inhalt und mehr gelebte Freude am Ende. Beides hätte Emilys langen Weg in Ein Jahr im Frühling meiner Meinung nach ins rechte Licht gesetzt und mich als Leser mehr befriedigt.
Trotzdem hat mir das Lesen viel Freude bereitet, denn das Buch war wirklich unterhaltsam. Das lag zu einem Großteil daran, dass man als Freund oder Bewohner der Stadt Heidelberg besonders viel Spaß und eine Menge Aha-Erlebnisse mit Martina Nohls Werk hat.
Fazit: Eine schöne Liebesgeschichte und zwar eher über eine Stadt als einen Mann.

Ganz herzlich bedanke ich mich bei Martina Nohl für das Rezensionsexemplar.

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