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15.

Okt 2015

~ND

The Air He Breathes

Als Elizabeths Mann Steven bei einem Autounfall ums Leben kommt, bricht für sie eine Welt zusammen. Er war ihr Seelenverwandter und sie ist sich sicher, nie wieder richtig glücklich werden zu können. Der einzige Grund, wieso sie sich wieder einigermaßen aufrappeln konnte, ist ihre Tochter Emma, für die sie einfach alles tun würde. Nach Stevens Tod sind die beiden erst einmal eine Weile bei ihrer Mutter untergekommen, doch nach über einem Jahr weiß Elizabeth, dass es nun an der Zeit ist, zurück nach Hause zu gehen und zu lernen, ohne Steven weiter zu leben.
In ihrer Heimatstadt Meadows Creek werden Elizabeth und Emma von ihren Freunden mit offenen Armen empfangen und auch wenn sie merkt, wie ihr die Normalität gut tut, bringt sie auch jede Menge schmerzhafter Erinnerungen mit sich. Und auch wenn ihre Freunde sich redlich bemühen, keiner von ihnen kann wirlkich verstehen, was in ihr vorgeht.
Doch dann lernt sie Tristan kennen, den Mann, der während ihrer Abwesendheit das Nachbarshaus gekauft hat. Alle raten Elizabeth so weit wie möglich von Tristan fern zu bleiben. Psychopath und Arschloch sind noch die harmlosesten Namen, die die Stadt für ihn hat und auch Elizabeth muss bald feststellen, dass er alles andere als ein höflicher, gesprächiger Nachbar ist. Doch sie erkennt etwas in ihm, dass sie auch in sich selbst sieht, als ob auch er einen schrecklichen Verlust erlitten hätte.
Elizabeth weiß, dass sie sich eigentlich von ihm fernhalten sollte, doch das ist bald leichter gesagt als getan. Sie beide wollen etwas - oder jemanden -, dass sie nicht haben können, doch vielleicht können sie zumindest für eine kurze Zeit gemeinsam vergessen und so tun, als wären die letzten Monate nicht passiert...und vielleicht können sie dann zum ersten Mal seit langer Zeit endlich wieder wirklich atmen.

They all warned me about Tristan, begging me to stay away. "He's an asshole, he's wild, and he's broken, Liz," they would say. "He's nothing but the ugly scars of his yesterdays," they swore. ~ Elizabeth

Das ist es, was Elizabeth von Anfang an in The Air He Breathes von Brittainy C. Cherry von ihren Freunden und Kollegen über ihren neuen Nachbarn hört. Doch sie ist niemand, der sich von Klatsch und Tratsch beeinflussen lässt und so gibt sie auch nicht so einfach auf, wenn es um Tristan geht. Und das bringt mich auch gleich zu den Dingen, die mir an The Air He Breathes gefallen haben:
Elizabeth hat mir als Charakter sehr gut gefallen. Sie hat ein sehr schlimmes Jahr hinter sich, doch sie hat bewiesen, dass sie mit ihrer Tochter an der Seite immer irgendwie durchkommt. Sie hat eine ruhige, stille Stärke, die mir gut gefallen hat. Sie lässt sich nicht so leicht von dem Gequatsche einer Kleinstadt einlullen und bildet sich erst einmal ihre eigene Meinung.
Auch Tristan hat mir gut gefallen. Er macht es dem Leser, Elizabeth und allen anderen zwar alles andere als einfach, das Gute in ihm zu sehen, wenn man aber erst einmal hinter seine Vergangenheit kommt, dann kann man alles viel besser nachvollziehen und verstehen. Seine Geschichte war noch bewegender als Elizabeths und Brittainy C. Cherry hat die Gefühle ihrer beiden Hauptfiguren sehr schön in Szene gesetzt. Und davon gibt es eine Menge! Die Stimmung war manchmal so dicht und bedrückend, dass ich kurz Pausen machen und alles setzen lassen musste. Doch genau das ist es, was ich an den Büchern dieser Autorin so mag.
Ebenfalls gewohnt blumig und poetisch war ihr Schreibstil. The Air He Breathes hat wirklich einige wunderschön geschriebene Stellen und Zitate, die ich so schnell nicht vergessen werde. Das liegt aber natürlich auch an der Thematik des Buchs. Sowohl Elizabeth als auch Tristan lieben ihre verstorbenen Angehörigen immer noch und haben sehr mit sich und ihren aufkeimenden Gefühlen zu kämpfen. Wie können sie über ihre Verluste hinwegkommen? Wie können sie sich trotzdem für immer an sie erinnern? Und wann ist es erlaubt, sich wieder zu verlieben? Bis die beiden Antwort darauf bekommen, müssen sie allerdings noch eine Menge durchmachen. Mir hat es hier besonders gut gefallen, dass Brittainy C. Cherry nicht immer den einfachsten Ausweg gewählt hat, sondern ihre Figuren auch einige Fehler machen ließ.

Doch es gibt auch Dinge, die mir nicht gefallen haben:
Zum einen fand ich die Geschichte manchmal etwas vorhersehbar. Manche Details und Entwicklungen waren einfach von vornherein klar. Den großen Twist am Ende habe ich zwar nicht kommen sehen, allerdings muss ich auch sagen, dass er mir nicht sonderlich gut gefallen hat. Es war einfach ein bisschen zu übertrieben und hat die Geschichte, die bis dahin wunderbar von den Emotionen ihrer Figuren gelebt hat, ein wenig herabgesetzt und irgendwie billig gemacht.
Ebenfalls manchmal ein bisschen übertrieben war der Schreibstil. So gut er mir im Großen und Ganzen gefallen hat, manchmal war er auch ein bisschen kitschig. In manchen Dialogen war mir das einfach etwas zu viel und zu philosophisch, so dass es ein wenig den Realismus aus der Szene genommen hat. Glücklicherweise ging mir das aber nur an ein paar Stellen so.

Deshalb ist The Air He Breathes von Brittainy C. Cherry trotzdem eine wirklich schöne Geschichte von harten Niederlagen und neuen Anfängen, das mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Die übrigen Bücher der Elements-Reihe, die alle selbständig gelesen werden können und von anderen Charakteren handeln, werde ich deshalb bestimmt auch lesen.

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13.

Okt 2015

~ND

Wrecked

Als die 29-jährige Hollis nach ihrer gescheiterten Karriere zurück in ihre Heimatstadt San Clemente kehrt, möchte sie eigentlich nichts anderes, als still und heimlich ihre Wunden zu lecken. Das Strandhaus ihrer Großmutter scheint der perfekte Ort dafür zu sein, schließlich weiß Hollis, dass niemand ihrer Familie momentan in der Stadt ist und sie dort ihre Ruhe haben wird.
Doch als sie die Tür öffnet muss sie feststellen, dass sie alles andere als alleine ist. Denn Hollis trifft dort ausgerechnet auf die letzte Person, die sie je wieder sehen wollte - ihren Ex-Freund Kadan. Nach einem schweren Unfall und mehreren Operation versucht der Profi-Surfer gerade im wahrsten Sinne wieder auf die Beine zu kommen, möglichst ohne dass die Öffentlichkeit - und seine Sponsoren - mitbekommen, wie ernst seine Verletzung wirklich ist. Glücklicherweise hat Hollis Großmutter Kadan immer unterstützt und ihm ihr Strandhaus als Rückzugsmöglichkeit abseits des Rampenlichts angeboten.
Hollis will so weit wie möglich weg von Kadan– zumindest sollte sie das wollen. Doch er braucht offensichtlich Hilfe und so gehen die beiden einen Deal ein: Hollis kann bleiben und hilft Kadan mit seiner Verletzung und im Gegenzug halten sie gegenseitig ihren Aufenthaltsort geheim.
Doch es dauert nicht lange und Hollis wird an all die Dinge erinnert, wieso es zwischen den beiden nicht geklappt hat - und wieso sie Kadan trotz allem nach all den Jahren immer noch liebt.

Als ich die ersten paar Seiten von Wrecked von Sinclair Jayne gelesen habe, dachte ich mir, dass das vielleicht gar nicht so schlecht werden könnte. Die Situation, in der Kadan und Hollis sich jeweils befinden, ist interessant und hat ein vielversprechendes Polster für die Geschichte geliefert. Die beiden haben es öfter miteinander versucht und es hat aus verschiedenen Gründen immer in einem Desaster geendet. Im Grunde lag es aber daran, dass Kadans Job zu viele Parties, falsche Freunde und willige Frauen mit sich bringt, was Hollis Unsicherheiten und Eifersucht bis ins Unerträgliche angestachelten hat.
Leider hat es aber gar nicht lange gedauert bis der gute Eindruck komplett verflogen ist. Nach c.a. 20% habe ich weder Hollis noch Kadan kaum noch ertragen können. Hollis hat kein bisschen Rückgrat und das Buch bestand im Grunde nur aus Beschreibungen wie sexy und heiss und toll Kadan doch ist und dass sie sich eigentlich von ihm fernhalten sollte. Ihr Körper hat da allerdings natürlich eine völlig andere Meinung und sie kann kaum einen normalen Satz in seiner Gegenwart sagen. Und so säuselt, stolpert und schmachtet sie sich durch das Buch (und ich will gar nicht erst von ihrem ständig feuchten Höschen anfangen...). Es war nicht zum aushalten - ich habe schon lange keine Heldin mehr erlebt, die mich dermaßen genervt hat. Dazu kommt, dass sie ständig zwischen ihren Gefühlen und Reaktionen hin und her springt und nie etwas durchziehen kann. Wenn sie sich endlich mal durchsetzt und Kadan die Meinung sagt, dann kommt sie spätestens 5 Minuten später zurück gekrochen und entschuldigt sich. Irgendwann bin ich einfach nicht mehr mitgekommen in ihrem Gefühlschaos und wollte es auch gar nicht.
Leider war mir Kadan nicht sympathischer. Er ist arrogant, großmäulig und kann über lange Strecken des Buches keinen normalen, ernsten Satz von sich geben. Er hat Hollis Vorwürfe untreu gewesen zu sein immer vehement abgestritten und das sei ihm auch durchaus gegönnt, aber er hat Hollis dennoch nicht viel Grund dazu gegeben ihm zu vertrauen. Im Grunde zeichnet Sinclair Jayne Kadan als wundervollen, selbstständigen Supertypen und Hollis als hysterische, eifersüchtige Freundin, die sich von ihren Unsicherheiten leiten lässt. Für mich ist Kadan aber nichts weiter als selbstgerechet und anstrengend und er geht kein bisschen auf Hollis Ängste ein.
Auch was den Rest der Geschichte angeht kann Wrecked nicht überzeugen. Es dauert gerade mal einen Tag bis zum ersten Kuss, nicht viel länger zum ersten (schrecklich übertriebenen) Sex und das Ende ist auch alles andere als überraschend - abgesehen vielleicht davon, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass die beiden emotional so viel weiter waren, als am Anfang der Geschichte. Zwischen diesen Eckpunkten werden allerlei weitere Themen angesprochen (Hollis Unsicherheit, ihre Angst vor Wasser, ihr Bruder und Kadans Freund Holland, ihre familiären Hintergründe), aber all das wird einfach so in den Raum geworfen und nur bei den wenigsten Punkten wird der Gedankengang auch zu Ende gebracht.

Eine einzige Sache gibt es aber, die ich an Wrecked gar nicht so schlecht fand und das war Sinclair Jaynes Schreibstil. Denn sie kann Schreiben, das war es auch was mich so angenehm überrascht hat in der frühen Phase des Buchs. Leider ist und bleiben die Geschichte und die Charaktere selbst einfach absolut nicht mein Ding.

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11.

Okt 2015

~nia

The Half of Us

Jason Garcia (36) ist Herzchirurg, geschieden, ungeduldig und schwul. Er hatte sich immer eine große Familie um sich herum gewünscht und obwohl er zwei Kinder hat, glaubt er seinen Traum mit dem Scheitern seiner Ehe begraben. Seit seiner Scheidung kann er sich wenigstens hemmungslos flüchtigen sexuellen Abenteuern hingeben und tut dies auch zur Genüge. Eines Abends hört er ein unwiderstehliches Lachen in einer Bar und begegnet Abe...

Abraham Green (26) ist Lehrer, schüchtern und noch auf der Suche nach Mr. Right. Selbst das Leben im Sündenpfuhl Las Vegas hat ihn von diesem Traum nicht kuriert. Als er Jason an seinem Geburtstag in einer Bar begegnet, weiß er, dass das kein Mann fürs Leben ist. Dennoch zieht ihn dieser große, sexy Unbekannte wie magisch an. Nicht wegen seines Äußeren, obwohl das sicherlich auch eine Rolle spielt, sondern wegen seiner traurigen und ausdrucksvollen Augen. Er beschließt, sich ein Abenteuer mit diesem Bild von einem Mann zu gönnen. Doch dann wird aus einem Treffen zwei, aus zwei drei und schließlich muss sich Abe eingestehen, dass sein Herz Jason schon halb zu Füßen liegt…

The Half of Us ist ein solider Liebesroman von Cardeno C. und besonders Abe war ein Charakter nach meinem Herzen. Mit Jason habe ich mich etwas schwerer getan, weil der so einige gewöhnungsbedürftige Eigenschaften besitzt. Er ist nicht nur ungeduldig, sondern manchmal auch harsch, was seine Dominanz unterstreicht. Schwierig fand ich, dass er seine Exfrau Angela – die Mutter seiner Kinder und immer noch eine richtig gute Freundin – damals, während ihrer Ehe, nach Strich und Faden betrogen hat. Ich habe verstanden wieso, aber der sympathischste Zug ist Untreue nun mal nicht. Zum Glück war das mit Abe – der eben das richtige Geschlecht für Jason hat – anders, sonst hätte man als Leser vermutlich wirklich Schwierigkeiten mit The Half of Us bekommen. Mit dem Verlauf der Geschichte merkt man aber, dass auch Jason das Herz am rechten Fleck hat und seinem Verhalten einfach nur Frustration und Unglücksich sein zugrunde lagen. Sobald die Beziehung mit Abe Fahrt aufnimmt, zeigt sich Jasons sanftere Seite.

Die Familienverhältnisse spielen zusammen mit den Kindern eine große Rolle im Buch. Dadurch gewinnt die Geschichte an Tiefgang und Intensität. Insbesondere wie Abe sich in Jasons Familie zu integrieren beginnt und welche Probleme dabei zu bewältigen sind, war spannend zu lesen.

Was Cardeno C. wirklich gut kann – Sexszenen schreiben. Die werden nie langweilig, sind wirklich sexy und haben dennoch Tiefgang. Und obwohl Jason der dominante Partner und Abe eher der sich unterordnende ist, gibt es doch genug Abwechslung und auch die ein oder andere Überraschung.

The Half of Us hat mich nicht umwerfen können, vermutlich, weil mir die Geschichte zum Teil zu vorhersehbar war und ich eben anfangs meine Schwierigkeiten mit Jasons Charakter hatte. Insgesamt war es aber trotzdem ein unterhaltsames Buch, welches ich gerne gelesen habe.

The Half of Us erscheint am 13. Oktober 2015 in einer neuen Auflage. Das Buch ist der vierte Band der Family-Serie. Da bei Cardeno C. in der Regel alle Serientitel nur sehr lose zusammenhängen, kann man einfach irgendwo einsteigen und los lesen.

I received an ARC from The Romance Authors, LLC via NetGalley in exchange for an honest review. Thank you very much!

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10.

Okt 2015

~nia

Hamlet

Gibt es jemanden, der die Geschichte um Hamlet nicht kennt? Selbst wer William Shakespeares Werk nie gelesen hat, kennt zumindest die berühmten Zitate: Die Frage nach dem Sein oder Nichtsein (To be, or not to be: that is the question), die Aussage um den verfaulenden Zustand des Staates Dänemark (Something is rotten in the state of Denmark) und der Hinweis auf die Schwachheit, deren Name Weib ist (Frailty, thy name is woman!).

Das Stück basiert auf einer viel älteren Geschichte, die Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts in London sehr beliebt war und auf diesem Wege auch William Shakespeare zu Ohren kam.
Hamlet ist Prinz von Dänemark. Sein Vater (ebenfalls ein Hamlet) ist gestorben und seine Mutter, Gertrude, hat in höchst unziemlicher Hast nur einen Monat nach der Beerdigung den Bruder ihres verstorbenen Mannes, Claudius, geheiratet. Hamlet, der den Verlust des Vaters längst nicht verwunden hat, ist empört und verletzt. Als ihm dann noch der Geist seines Vaters erscheint und klar wird, dass sein Onkel den Bruder schändlich vergiftet hat, ist es ganz aus. Hamlet schwört Rache. Er beschließt, sich verrückt zu stellen und dem Onkel den Garaus zu machen. Doch Hamlet ist ein junger Mann und Student, gut mit Worten und dem Degen im Wettbewerb, aber längst nicht so kaltblütig und habgierig wie sein Onkel. Als er die Gelegenheit hat, Claudius alleine aufzulauern, zögert Hamlet und übt keine Rache. Da er aber Onkel und Mutter im Rahmen eines inszenierten Schauspiels bloßgestellt hat, will Claudius nun auch noch Hamlet loswerden. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf und die Beteiligten sterben wie die Fliegen. Am Ende überleben nur Hamlets Freund Horatio und Fontinbras, Neffe des benachbarten und konkurrierenden Königreichs Norwegen, um von Hamlets tragischem Schicksal zu berichten.

Es hat drei Anläufe gebraucht, bis ich Hamlet endlich erfolgreich bezwungen habe. In der Schule haben wir William Shakespeare nicht gelesen (mein Leistungskurs war Deutsch, nicht Englisch) und meine zwei Versuche, das Stück als Teenager und junge Erwachsene zu lesen, sind kläglich gescheitert - noch bevor Hamlet überhaut die Bühne betreten hat. Es brauchte tatsächlich einen reiferen geistigen Zustand und eine verlockende Aussicht, um mich zum Lesen von Hamlet zu motivieren. Eine meiner Freundinnen aus dem Sherlock-Fandom hat ihre Karten für die noch bis Ende Oktober stattfindenden (und längst ausverkauften) Aufführungen mit Benedict Cumberbatch als Hamlet im Barbican in London verkauft und da musste ich einfach zugreifen. Und natürlich gucke ich kein Stück auf der Bühne an, dessen Inhalt ich nicht wirklich kenne. Also war ich bei meinem dritten Hamlet-Anlauf motiviert genug. ;p

Selbst wenn meine englischen Sprachkenntnisse inzwischen wirklich nicht schlecht sind, ist das Englisch des 16. Jahrhunderts doch eine Herausforderung. Es war logisch, dass ich auch die deutsche Version brauchen würde. Nach etwas Recherche war klar, dass sich bei Hamlet die Geister scheiden, und so habe ich mir nicht nur eine, sondern zwei bilinguale Ausgaben besorgt - die sich im Englischen aber besonders im Deutschen unterscheiden. Schon William Shakespeare hat verschiedene Versionen von Hamlet geschrieben. Neben dem Ur-Hamlet existieren weitere drei Manuskript-Versionen. Kein Wunder, dass es bei den Übersetzungen nicht anders ist. Also habe ich verglichen: die alte Übersetzung, die im frühen 19. Jahrhundert von Ludwig Tieck und August Wilhelm Schlegel erstellt wurde, mit der neuen, die aus der Feder des aktuellsten Übersetzers Frank Günther stammt.

Tatsächlich hat es richtig viel Spaß gemacht, das Werk zu lesen und zwar in beiden Sprachen. Ich kann ganz klar sagen, dass ich die neue Übersetzung bevorzuge. Nach der Hälfte des Textes mit der alten Übersetzung, war ich froh, wechseln zu können. Meines Erachtens ist die moderne Version viel lebensnaher und bringt viel mehr von dem weltlichen Charme rüber, den William Shakespeares Werk auf der Bühne hat. Mir ist klar, dass nicht jeder dieser Meinung ist, doch mich konnte die neuere Auflage wirklich weit mehr unterhalten, als die alte Version. Bei der sind im Englischen viele Vokale weggekürzt (insbesondere von Verben), was vielleicht William Shakespeares niedergeschriebenen Versionen näher kommt, das Verstehen der Worte aber noch schwieriger macht. Hinzu kommt, dass mir das altertümliche Deutsch verschwurbelter erschien als beispielsweise im zweiten Teil von Goethes Faust und ich dachte, dass sei fast unmöglich. Also, wer lesen möchte, worum es bei Hamlet geht, greife besser zur aktuelleren Version.

Doch noch besser ist es, sich das Stück anzugucken. Lesen ist gut und schön, doch Hamlet gehört auf eine Bühne. Es ist etwas komplett anderes, Hamlet dabei zuzusehen, wie er den Verrückten spielt oder darüber sinniert, ob sein Leben einen Sinn oder eben keinen hat. Wenn er seine Mutter auf Knien anfleht, den Onkel doch nicht ins Ehebett zu lassen, oder wenn er sich dem Mann im Duell stellt, dessen Vater er tatsächlich umgebracht hat.

Und für alle, die es wissen wollen: Benedict Cumberbatch war meiner Meinung ein fantastischer Hamlet, dem eine brillante Truppe zur Seite stand. Wer kann, sollte sich die Aufführung wirklich angucken. Etwa in der weltweiten Kinoübertragung, die am 15. Oktober live aus dem Barbican übertragen wird, und die auch noch zu weiteren Terminen danach im Kino laufen wird. Neben dem Star der Aufführung ist allein das Bühnenbild von Es Devlin Grund genug, in Ehrfurcht zu erstarren.

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08.

Okt 2015

~ND

Roustabout

Enthält leichte Spoiler für die ersten beiden Bücher der Traveling Reihe.

Tucker McCoy ist bekannt dafür, dass er einer Frau eine gute Zeit bescheren kann - allerdings nur für eine Nacht. Sein Lebensmotto ist niemals stehen zu bleiben, dann kann ihn auch niemand festnageln. Schließlich hat er als Teenager ziemlich schmerzhaft feststellen müssen, wie sehr das einen verletzten kann. Seitdem lebt er als Arbeiter beim Jahrmarkt bzw. seit einigen Jahren auch als Stuntman bei den Hawkins’ Daredevils. Er liebt das Leben auf Reisen und findet so auch immer wieder neue Eroberungen.
Doch dann lernt er die Schwester seines besten Freundes Kes kennen und alles ändert sich. Irgendetwas ist an Tera, das sie von anderen Frauen abhebt. Sie weiss was sie will und hat keine Angst davor, es durchzusetzen. Allerdings weiß Tucker, dass die beiden keine Zukunft haben, schließlich kommen sie aus völlig unterschiedlichen Welten. Tera ist die Tochter eines Senators, wohlhabend, gebildet und kann jeden Mann haben, den sie will. Tucker dagegen hat nicht einmal die High School abgeschlossen und kann ihr nichts bieten.
Eigentlich nimmt er sich vor, so weit wie möglich von ihr fern zu bleiben. Doch dann wird Tucker von seiner Vergangenheit eingeholt und Tera beweist ihm, wie viel ihr wirklich an ihm liegt...doch ausgerechnet nun könnte es für die beiden zu spät sein...

In Roustabout von Jane Harvey-Berrick dreht sich nun alles um den Stuntfahrer Tucker und die Senatorentochter Tera (oder auch TC genannt), die wir beide bereits in The Traveling Man und The Traveling Woman, den beiden Büchern über Teras Bruder Kes, kennengelernt haben. Diese beiden sollten wie gesagt eigentlich keine Gemeinsamkeiten haben, doch TC sieht etwas in Tucker, das sie nicht mehr los lässt, und will trotz seines Rufs nicht so einfach aufgeben. Deswegen mochte ich Tera sehr gern. Sie lässt sich nicht kampflos abwimmeln oder mit Ausflüchten abspeisen. Wenn ihr jemand etwas sagt, bei dem sie vermutet, dass es einfach nicht stimmt, dann hat sie keine Hemmungen, die Leute zur Rede zu stellen. Das ist definitiv eine Eigenschaft, die ihr viel Respekt bei mir eingebracht hat. Leider gibt es aber auch zwei Menschen, bei denen ihr ihre Direktheit schwerfällt und das sind ihre Eltern. Seit ihrer Kindheit wurde ihr eingebläut wie sie sich als Politikertochter zu verhalten hat und das fällt Tera schwer abzulegen. Allerdings hat sie die rosarote Brille verloren, was ihren Vater angeht, nachdem was er ihrem Bruder Kes angetan hat. Es ist also eine spannende und sehr interessante Beziehung, die sich da zwischen Tochter und Vater entwickelt hat.
Natürlich ist der Senator auch alles andere als begeistert von Tucker, was ebenfalls eine ganze Reihe an Problemen mit sich führt. Ich fand es allerdings manchmal ganz schön übertrieben, was Teras Vater alles tut, um Tucker von seiner Tochter fernzuhalten. Das kombiniert mit der Tatsache, dass Tucker Tera lange nicht die Wahrheit darüber gesagt hat, fand ich manchmal schon sehr nervig und frustrierend. Überhaupt muss ich sagen, dass ich mit Tucker nicht so recht warm geworden bin. Seine Ausgangsposition war eigentlich ganz interessant: Unter seinen Freunden ist er der Clown; der, der immer für eine gute Stimmung sorgt und ein Lächeln auf den Lippen hat. Doch natürlich versteckt sich mehr hinter seiner fröhlichen Fassade. Er hat sein Elternhaus mit 17 verlassen und das hatte seine Gründe, die ihn jetzt langsam aber sicher einholen. Soweit so gut. Allerdings muss ich sagen, dass Tucker mir dennoch nie besonders sympathisch geworden ist. Seine Libido ist wirklich unersättlich, was mir relativ schnell auf die Nerven gegangen ist.
Was mich aber leider am meisten gestört hat, war der Schreibstil von Jane Harvey-Berrick. Sie kann schreiben, da besteht kein Zweifel, allerdings neigt sie bei ihren Dialogen zur übermäßigen Nutzung von Ausrufezeichen (was ich schon in unserer Rezension zu ihrem Buch Lifers angemerkt habe). Das ist etwas, das mich einfach unheimlich stört und jedes Gespräch vollkommen übertrieben wirken lässt. Dazu kommt, dass Tucker und Tera sowieso schon jede Menge belanglose Gespräche führen, die mehr oder weniger einfach nur Vorspiel waren und keinen echten Sinn hatten.

Unterm Strich war Roustabout von Jane Harvey-Berrick deshalb eher eine Enttäuschung für mich. Leider war Tucker nicht so ein toller Held, wie ich erwartet hatte und Jane Harvey-Berricks Stil hat ebenfalls ein wenig abgebaut. Schade, aber vielleicht kann sie es mit Zefs Geschichte, die sicher noch kommen wird, ein wenig gut machen.

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