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07.

Jul 2015

~ND

Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe

Als Bree Prescott in das kleine verschlafene Örtchen Pelion in Maine zieht, möchte sie nichts anderes, als ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Sie hat vor mehreren Monaten bei einem Verbrechen ihren Vater verloren und braucht nun ganz dringend einen Neuanfang. Welcher Ort würde sich da besser eignen, als der, an dem ihre Familie das letzte Mal wirklich glücklich war?
Pelion heißt Bree mit offenen Armen herzlich Willkommen. Die Leute sind freundlich, ihr kleines Häuschen am See wunderschön und sie findet auch schnell einen Job im örtlichen Diner. Doch besonders eine Person hat es Bree angetan: Archer Hale, der stumme Außenseiter der Stadt, der von fast allen einfach nur ignoriert wird.
Die meisten Bewohner von Pelion wissen, dass Archer bei einem Unfall nicht nur seine Eltern verloren hat, sondern auch seine Stimme. Was allerdings niemand ahnt, sind die genauen Umstände dieses Unglücks. Archer hat auch eigentlich nicht vor, jemals etwas daran zu ändern. Die Erinnerungen an diesen Tag sind zu schmerzhaft und er ist einfach nur froh, wenn die Leute ihn in Ruhe lassen und er weitgehend unter dem Radar fliegen kann.
Doch dann poltert Bree wie ein frischer Wind in sein Leben. Die junge Frau lässt sich von Archers kühler Art nicht abwimmeln und bald schon kann er gar nicht mehr anders, als sich ihr zu öffnen.
Archers Leben ist allerdings alles andere als einfach, und nicht jeder gönnt ihm das bisschen Glück, das er vielleicht mit Bree finden könnte...

Als ich auf Goodreads über Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe von Mia Sheridan gestolpert bin und die vielen guten Bewertungen gesehen habe (über 4,5/5 Sterne bei mehr als 35 000 Bewertungen), war ich natürlich gleich sehr neugierig. Und es war auch ein wirklich gutes Buch, dennoch waren meine Erwartungen am Ende wohl doch etwas zu hoch.
Die erste Hälfte von Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe war allerdings wirklich sehr schön. Bree kommt in Pelion an und wir begleiten sie dabei, wie sie es langsam aber sicher zu ihrer Heimat macht. Die Geschichte entwickelt sich sachte und gemächlich, wurde dabei aber nie langweilig. Zum einen lag das natürlich an den vielen neuen Eindrücken, die Bree sammelt, zum anderen aber auch an den Rückblenden, die wir zu lesen bekommen. Sowohl über Bree, als auch über Archer sehen wir sehr früh ein paar Einblicke in die Momente, in denen sich ihre Leben für immer verändert haben. Ein komplettes Bild können wir uns allerdings erst viel später machen, aber man bekommt als Leser dennoch früh einen Eindruck, was die beiden Schreckliches durchmachen mussten.
Als Archer und Bree sich schließlich kennenlernen, entwickelt sich auch ihre Beziehung ganz behutsam. Bree fühlt sich sofort zu Archer hingezogen, kann aber nicht wirklich beurteilen, woran das liegt. Zumindest zum Teil ist es sicher Mitgefühl, denn es wird sehr schnell klar, dass die ganze Stadt Archer schon lange abgeschrieben hat - und das, obwohl sie von seiner tragischen Vergangenheit wissen. Doch statt sich ihm anzunehmen, ignorieren sie ihn. Die meisten denken sogar, er wäre einfältig und hätte durch den Unfall einen geistigen Schaden davon getragen. Doch Bree blickt hinter Archers Fassade und lernt dadurch bald einen hochintelligenten, einfühlsamen, aber auch vollkommen unerfahrenen jungen Mann kennen. Archer hat sein Leben sehr abgeschottet und einsam verbracht und ist in mancher Hinsicht wirklich noch sehr naiv. Mir hat es sehr gut gefallen, wie viel Zeit sich Mia Sheridan gelassen hat, bis es Bree gelingt, zu Archer durchzudringen und ihm die Welt zu zeigen, was ihre Beziehung wirklich realistisch und dadurch nur umso schöner wirken ließ.

Allerdings gibt es auch ein paar Dinge, mit denen ich mich in Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe nicht so recht anfreunden konnte. Da wäre z. B. die Tatsache, dass Bree fast schon zu perfekt ist. Sie ist gebildet, schön, ehrlich, liebenswert und jeder, dem sie begegnet, schließt sie sofort ins Herz. Natürlich ist auch sofort jeder Mann an ihr interessiert. Es war ein bisschen wie mit Bella Swan - das neue Mädchen in der Stadt, dass ach so durchschnittlich ist und trotzdem liegt ihr jeder zu Füßen, weil sie im Grunde doch perfekt ist. Irgendwann hat mich Brees Gutmenschlichkeit einfach gelangweilt. Ich mag es, wenn Charaktere Ecken und Kanten haben, doch die sucht man bei Bree vergeblich.
Ebenfalls ein wenig übertrieben sind einige der Machenschaften der Bösewichte. Diese grenzen fast Soziopathie und hätten definitiv Schlimmeres verdient, als das was ihnen am Ende zustößt. Außerdem ist die Handlung recht vorhersehbar. Die "großen Wendungen" habe ich eigentlich alle kommen sehen und war somit eigentlich nie wirklich überrascht. Vor allem nicht vom großen Finale, mit dem man eigentlich ab der Mitte des Buches schon gerechnet hat.

Ein schönes Buch bleibt Archer's Voice / Die geheime Sprache der Liebe von Mia Sheridan aber dennoch. Es ist gut geschrieben, hat zumindest mit Archer und einigen der Nebencharakteren sehr spannende Figuren und ist wunderbar romantisch. Für Freunde von Liebesromanen also definitiv zu empfehlen.

Die deutsche Ausgabe erscheint voraussichtlich am 1. Februar 2016.

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05.

Jul 2015

~ND

Racing the Sun

Als Amber vor Monaten ihre Heimat Kalifornien verlassen hat, um die Welt zu reisen, wollte sie diese Zeit eigentlich nutzen, um sich selbst zu finden. Sie war in Neuseeland, Australien, Asien und hat mittlerweile auch fast ganz Europa gesehen. Und tatsächlich hat die einst eher schüchterne Amber positive Veränderungen an sich entdeckt. Zumindest ein paar.
Doch im Grunde weiß sie immer noch nicht so richtig, was sie vom Leben eigentlich will. Nur eines ist gewiss: Sie will nicht wie ihre Eltern enden, in einer Zweckehe und einem sicheren Job, nur um hinterher sagen zu können, dass sie "Erwachsen geworden" ist. Sie kann nicht zurück in ihr altes Leben. Allerdings steht Amber nun vor einem großen Problem, denn langsam aber sicher hat sie kein Geld mehr. All ihr Erspartes ist für ihre Reisen drauf gegangen und von ihren Eltern kann sie auch nicht mehr auf Unterstützung hoffen, denn die halten es für höchste Zeit, dass ihre Tochter nach Hause kommt. Selbst wenn sie wollte, momentan könnte sie sich nicht mal ein Flugticket nach Hause leisten.
So oder so, Amber braucht einen Job - und der findet sich auch schneller als gedacht. In einem Anwesen auf Capri wird eine Englischlehrerin für ein 7-jähriges Zwillingspaar gesucht. Amber hat zwar noch nie unterrichtet und mit Kindern hat sie auch keine Erfahrung, aber wie schwer kann es schon sein?
Als sie allerdings in der Villa dei Limoni Tristi (Villa der traurigen Zitronen) ankommt, muss sie feststellen, dass der Name dem Haus alle Ehre macht. Eine Tragödie hat die Familie vor zwei Jahren auseinandergerissen und ist an keinem der Bewohner spurlos vorbeigegangen. Die Zwillinge sind launisch und machen Amber das Leben schwer wo sie nur können und die einzige andere Angestellte ist eine grantige und wortkarge Haushälterin. Das wirkliche Mysterium ist aber der große Bruder der Zwillinge und Herr des Hauses, Desiderio Larosa. Er mag vielleicht aussehen, wie ein Supermodel, hat aber die Sozialkompetenz eines Steins und Amber gerät regelmäßig mit ihm aneinander. Doch je mehr sie über die traurige Geschichte der Familie erfährt, umso mehr möchte sie den Geschwistern helfen, vor allem dem jungen, gebrochenen Mann, den sie schon bald hinter Derios kühler und rauer Fassade durchschimmern sieht...

Wer Karina Halles Buch Where Sea Meets Sky gelesen hat, dem dürfte Amber MacLean bereits ein Begriff sein. Dort haben wir sie mit Josh und Gemma durch Neuseeland reisen sehen. Mit Racing the Sun widmet sich die Autorin nun Ambers eigener Geschichte.
Als Amber ihre neue Stelle als Englischlehrerin antritt, sieht sie es zunächst nur als Mittel zum Zweck. Sie braucht Geld und auch wenn der Job nicht übermäßig gut bezahlt ist, ist es zumindest ein guter Anfang. Doch es dauert nicht lange, bis sie mitten in diese dysfunktionale Familie gesogen wird - und dann ist sie mit Herz und Seele bei der Sache. Nicht zuletzt deswegen mochte ich Amber sehr gern. Sie ist ehrlich bemüht den Geschwistern zu helfen. Die sind allerdings erstmal noch ein bisschen widerspenstig - die Kinder machen es ihr alles andere als einfach und sie ist sich ziemlich sicher, dass ihr Boss Derio sie nicht sonderlich leiden kann. Doch ganz langsam aber sicher, fallen die Mauern, die alle Beteiligten um sich herum aufgebaut haben. Das ist allerdings erst der Anfang, denn die Probleme dieser jungen Familie reichen tief.
Doch auch sie mochte ich sehr gern. Die Zwillinge sind zwar in der Tat ein wenig schwierig, allerdings kann man ihnen das leicht verzeihen, wenn man bedenkt, was sie durchmachen. Es gibt mehr als eine Szene, in der man die beiden einfach nur drücken möchte. Es ist kein Wunder, dass es Amber, die bis dahin nicht gerade für ihre Mutterinstinkte bekannt war, da recht ähnlich ging. Doch der wirklich interessante Charakter ist natürlich Desiderio. Der frühere Motorradrennfahrer verbringt die meiste Zeit eingeschlossen in seinem Arbeitszimmer und Amber hat keine Ahnung, was er da tut. Trotzdem hat es auch bei Derio nicht lange gedauert, bis auch er mir sehr sympathisch wurde, was mich natürlich nur noch neugieriger über ihn gemacht hat. Die Romantik wird natürlich ganz groß geschrieben, auch wenn sich die Autorin viel Zeit lässt, bis sich wirklich etwas tut zwischen ihren beiden Protagonisten.
Wie immer steht aber auch das Reisen bei Karina Halle sehr im Vordergrund. Italien und vor allem Capri hat die Autorin ausführlich bereist (hier gibt es sogar einen Reiseblog dazu) und die Landschaft und Stimmung in ihrem Buch wirklich wunderbar eingefangen. Natürlich klappert sie auch ein paar der typischen Klischees über Italien/Italiener ab, die sich ihrer Erfahrung nach bestätigt haben oder eben nicht, und hat mich damit immer wieder zum Lachen gebracht. Außerdem musste ich ständig die ganzen wunderschönen Orte googlen, die Amber besucht, und muss sagen, dass Karina Halle ganze Arbeit geleistet hat, diese zum Leben zu erwecken.

Es gibt eigentlich nur zwei Punkte, an denen ich nicht ganz zufrieden mit Racing the Sun war, und das hatte beides mit einer etwas zu schnellen Entwicklung zu tun. Zum einen ist Derios Wandel, nachdem Amber endlich zum ihm durchdringen konnte, für mich ein wenig zu komplett gewesen. Er war fast wie ein anderer Mensch, was zwar sehr schön zu sehen, aber vielleicht ein wenig zu einfach gelöst war. Ein wenig mehr Konflikt bzw. ein langsamerer Wandel wäre hier vielleicht etwas realistischer gewesen.
Die zweite Stelle ist ähnlich, aber wesentlich später in der Geschichte, weswegen ich dazu eigentlich nicht viel sagen will. Allerdings betraf es in dem Fall Amber, deren Gemütszustand sich an dieser Stelle für mein Gefühl etwas zu schnell und nicht ihrem Charakter getreu geändert hat.

Doch all das konnte ich problemlos verzeihen, denn unterm Strich ist Racing the Sun von Karina Halle eine wirklich schöne Geschichte über zweite Chancen und Neuanfänge. Vor der wunderschönen Kulisse Capris hat die Autorin eine romantische, witzige und manchmal leichte, manchmal traurige Geschichte geschaffen, die ein perfektes Buch für den Sommer abgibt.

Racing the Sun erscheint am 28. Juli 2015.

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04.

Jul 2015

~nia

Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug

Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug ist eine Geschichte in der Geschichte. Das Buch beginnt mit einer Reise in die Kriegsvergangenheit von Kurt Vonnegut selber, der den zweiten Weltkrieg und das Bombardement Dresdens im Februar 1945 als junger Mann selbst miterlebt hat. Überlebt hat Kurt Vonnegut nur, weil der Städtische Schlachthof Fünf von Dresden tatsächlich einen ordentlichen Luftschutzbunker hatte und nicht in Schutt und Asche zerfallen ist. Die Geschichte wechselt dann zu Billy Pilgrim (pilgrim bedeutet Pilger oder Wallfahrer), der im eisigen Winter 1944 an der Ardennenoffensive teilnimmt und hier in deutsche Kriegsgefangenschaft und nach Dresden gerät. Wir erleben aber nicht nur die Geschichte von Billy während des Krieges, nein, Billy hat nämlich ein Talent, dass sich manifestiert als er von den Außerirdischen des Planeten Tralfamadore gekidnappt wird - Billy kann durch die Zeit reisen.

Und so springt der Leser vorwärts und rückwärts in Billys Lebensgeschichte: Kindheit, Alter, Kriegsjahre, Ehejahre, Unfälle, Schicksale und die Zeit auf Tralfamodore. Alles wird in kleinen, aber schwer verdaulichen Häppchen serviert. Den Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug hat zwei zentrale Themen: Krieg und Tod.

Billy Pilgrims Reise ist ein Klassiker der modernen Literatur und ich wollte es schon lange einmal lesen. Seine Sprunghaftigkeit und seine zentralen Themen machen Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug zu einem leicht und schwer genießbaren Buch zugleich. Leicht, weil man nur so durch die kleinen Abschnitte fliegt. Auch leicht, weil jeder Tod (egal ob von Mann, Maus oder Bakterie) mit dem überleitenden "so it goes" (so geht das) abgeschlossen wird, leicht, weil die Geschichte - trotz aller Ernsthaftigkeit - in Teilen auch lustig ist.
Schwere Kost ist das Buch, weil das Sterben und der Tod nie leichte Themen sind. Auch nicht, wenn ihnen mithilfe von Phrasen (so it goes) oder Banalisierungen der Schrecken genommen werden soll. Im Endeffekt macht es das nur noch Schlimmer. Schwer, weil man sich beispielsweise auf die Philosophie der Tralfamodorianer - die die Menschheit wunderbar sezieren und ihre Schwächen perfekt benennen - einlassen muss. Schwer, weil Billy sich eigentlich seit dem Ardennenfeldzug (er ist 22 zu dem Zeitpunkt) nach dem Sterben sehnt und generell eine sehr lethargische Art hat.

Es hat mich eine gute Woche gekostet, bis ich überhaupt meine Gedanken zusammengesammelt hatte und wusste, was ich zu Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug schreiben soll. Es war auch nicht so einfach zu entscheiden, ob es ein gutes, sehr gutes oder nur mäßiges Buch für mich war. Beispielsweise hatte ich Schwierigkeiten, mich mit Billy zu identifizieren, aber nie mit den Einblicken, die Kurt Vonnegut in sein Leben gibt - man begegnet dem Autor noch mehrmals im Verlauf der Geschichte. Ich mochte den Humor und die Lebensweisheiten, die im Buch verstreut waren, fand aber manches Mal die Ereignisse zu weitschweifig erzählt.

Insgesamt konnten mich die sprunghafte Erzählweise und der moderne Ansatz (ich bin ein großer Fan von Metaebenen in Büchern) doch sehr faszinieren. Außerdem hat es gut getan, sich mal wieder ein wenig mit philosophischen Gedanken zum Leben und Sterben zu beschäftigen. Deshalb empfehle ich das Buch auch von Herzen, obwohl es keine volle Sternzahl bekommt.

Abschließend das Zitat eines Gelassenheitsgebetes, welches vermutlich aus der Feder des US-Theologen Reinhold Niebuhr stammt und 1941/42 entstanden ist. Und obwohl Kurt Vonnegut Atheist war, passt es ziemlich gut zu der Stimmung des ganzen Buches, und findet deshalb auch auf einem Amulett in Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug Verwendung:

"God, grant me the serenity to accept the things I cannot change, courage to change the things I can,
and wisdom always to tell the difference."

Übersetzung:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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02.

Jul 2015

~ND

The Vixen and the Vet

Als die 26-jährige Savannah zurück in ihren kleinen Heimatort Danvers, Virginia, zieht, will sie eigentlich nichts anderes tun, als ihre Wunden lecken. Sie arbeitete beim New York Sentinel, einer der renommiertesten Zeitungen des Landes, verlor allerdings ihren Job, nachdem sie ihr Ex-Freund und nach Strich und Faden manipuliert hat, um seine Firma durch ihren Enthüllungsbericht zu entlasten.
Nun muss Savannah überlegen, wie sie weitermachen soll. Es scheint wieder bergauf für sie zu gehen, als ihr ein Artikel in den Lifestyle Seiten einer Zeitung in Phoenix angeboten wird. Sie soll eine Geschichte schreiben, die pünktlich zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli die Herzen erweichen und zu diesem patriotischen Feiertag passen soll. Normalerweise schreibt Savannah keine solch seichten Geschichten, allerdings braucht sie dringend dieses Sprungbrett. Nun fehlt ihr nur noch eine Idee.
Und da fällt ihr Asher Lee ein, der Mann, der vor knapp 10 Jahren mit schwersten Verletzungen aus dem Krieg zurückkam. Um ihn ranken sich allerlei Schauergeschichten, denn seit mittlerweile 8 Jahren hat niemand mehr Asher zu sehen bekommen, obwohl er nach wie vor in seinem Haus lebt. Savannah wittert die perfekte Geschichte - was passt schließlich besser zum einem Nationalfeiertag, als die tragische Geschichte eines Helden, der für sein Land gekämpft hat? - und ist bereit alles für ihr Comeback zu tun.

Seit ein Sprengsatz in Afganistan ihm seine rechte Hand und die rechte Seite seines Gesichts gekostet hat, hat Asher mehr oder weniger aufgehört zu leben. Seine Heimatstadt hat ihn alles andere als willkommen geheißen und alte Freunde haben sich schnell von ihm abgewandt. Nun lebt er nur noch indirekt durch seine vielen Bücher, die er tagtäglich verschlingt.
Als eines Tages plötzlich eine junge Reporterin vor seiner Tür steht und seine Haushälterin um ein Interview mit ihm bittet, ist er im Zwiespalt: Auf der einen Seite will Asher sich weiterhin verstecken, doch auf der anderen Seite ist er auch fasziniert von Savannah. Er hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Menschen außer seiner Haushälterin und diversen Ärzten. Er kann sich diese Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen und stimmt dem Interview zu.
Asher hatte allerdings niemals damit gerechnet, dass Savannah hinter seine Narben zu blicken scheint und einen Mann entdeckt, den Asher schon lange tot geglaubt hat...

Vielleicht habt ihr es euch beim Lesen des Inhalts schon gedacht: The Vixen and the Vet von Katy Regnery basiert lose auf dem Märchen Die Schöne und das Biest. Da es mein absolutes Lieblingsmärchen ist, hat mich dieses Buch natürlich auch gleich interessiert. Leider waren meine Erwartungen aber wohl etwas zu hoch gesteckt.
Im Grunde war die Geschichte eigentlich ganz nett. Vor allem Savannahs Figur wirkte sehr ausgereift und die Autorin hat ihrem Charakter eine gewisse Tiefe verpasst. Das wurde besonders durch den Schauplatz klar. The Vixen and the Vet spielt im tiefsten Südstaatenidyll, in dem klassische Geschlechterrollen herrschen und wo die Uhren einfach anders ticken. Zwar sind viele der Menschen, denen wir in diesem Buch begegnen, herzensgut, sie sind aber auch ein wenig einfach gestrickt. Savannah bietet gegen diesen zuckersüßen Hintergrund aus amerikanischer Perfektion einen starken Kontrast. Sie ist dort zwar großgeworden, ihrer Vergangenheit aber ein wenig entwachsen. Mit Asher ist das natürlich noch viel extremer. Seine Heimat will nichts mehr mit ihm zu tun haben und in dem vermeintlichen Idyll hat ein „Biest“ wie er keinen Platz. Asher war zwar meiner Meinung nach nicht so vielschichtig, wie Savannah, doch er war unglaublich sympathisch. Er hat eine Menge mitgemacht, war die letzten 8 Jahre quasi abgeschottet von der Außenwelt gelebt, und trotzdem hat er nie aufgegeben.
Ebenfalls sehr gut fand ich, dass Katy Regnery mit Ashers Verletzungen nicht hinterm Berg gehalten hat. Er ist wirklich entstellt. Zwar ist die eine Seite seines Gesichts weitgehend unverletzt, doch die andere ist durch seine Verbrennungen vollkommen verändert. Es wird nichts romantisiert oder beschönigt, was ich sehr gut und den echten Opfern gegenüber als sehr respektvoll empfand. Und trotzdem hat Savannah das Schöne in Asher entdeckt, was nach wie vor der Kernpunkt ist, weshalb ich Die Schöne und das Biest so schön finde.

Soweit, so gut. The Vixen and the Vet hatte also eine Menge Potenzial. Leider wurde es für meinen Geschmack nicht genug ausgeschöpft. Zum einen war ich mir nie ganz sicher, ob Ashers Gefühle wirklich echt waren. Schließlich hat er jahrlange keinen Kontakt zu Frauen gehabt und eigentlich nicht erwartet, jemals wieder eine Partnerin zu haben. Hier ist es [Autor] nicht ganz gelungen, mich davon zu überzeugen, dass es wirklich Savannah war, in die er sich verliebt hat, und nicht einfach nur eine schöne, junge Frau.
Außerdem hat Savannah mit ihrem Artikel einen so offensichtlichen Fehler begangen, dass ich mich über weite Strecken der Geschichte sehr über sie geärgert habe. Sie redet sich ihre Taten schön, um ihr Gewissen zu beruhigen, doch im Grunde weiß sie genau, dass es falsch ist, was sie tut. Leider zieht sich das wie gesagt über weite Teile der Geschichte und hat damit einen Schatten über die gesamte Handlung gelegt, mit dem ich mich nicht ganz anfreunden konnte.
Auch die Romantik war mir hier und da etwas zu süßlich. Gekoppelt mit dem Schauplatz war mir das manchmal einfach etwas zu perfekt und dick aufgetragen.

Doch auch wenn The Vixen and the Vet meinen Geschmack nur bedingt getroffen hat, werde ich mir Katy Regnerys A Modern Fairytale Reihe trotzdem merken. Vielleicht findet sich ja noch ein neuaufgelegtes Märchen, das mich interessiert.

Übrigens geht ein Teil der Einnahmen von The Vixen and the Vet an Operation Mend, einer Organisation, die verletzten Soldaten mittels plastischer Chirurgie zu helfen versucht.

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30.

Jun 2015

~ND

Lying Out Loud

Wenn die 17-jährige Sonny Ardmore eines wirklich gut kann, dann ist es lügen. Warum auch nicht? Es ist einfach und hat ihr das Leben schon oft erleichert. Z.B. musste sie dadurch noch niemandem verraten, dass sie nicht mehr bei ihrer Mutter lebt, sondern schon seit Wochen heimlich bei ihrer besten Freundin Amy schläft. Oder dass ihr Vater kein erfolgreicher Geschäftsmann ist, sondern schon seit Jahren im Gefägnis sitzt. Lügen ist eben schlicht einfacher für Sonny.
Nur ihrer Freundin Amy gegenüber ist Sonny ehrlich. Meistens zumindest. Die beiden kennen sich schon aus dem Kindergarten und sind seitdem unzertrennlich. Nichts konnte jemals zwischen sie kommen. Doch dann verguckt sich Sonny in Ryder, ihren neuen Mitschüler, der vor einer Weile aus DC nach Hamilton gezogen ist. Ursprünglich fand Sonny ihn zwar arrogant und unaustehlich, doch je näher sie ihn kennenlernt, umso klarer wird ihr, dass sie sich in ihm getäuscht hat. Die Sache hat nur einen Haken: Ryder ist nämlich nur an Amy interessiert. Nachdem er und Amy sich online mehrmals unterhalten haben, ist er sich sicher, dass die beiden etwas verbindet.
Was Ryder allerdings nicht weiß ist, dass er sich die ganze Zeit über mit Sonny unterhalten hat. Zu Beginn war alles nur ein Missverständnis, das Sonny selbst erst am Ende ihres ersten Gesprächs entdeckt hat. Doch mittlerweile ist es zu spät ihm die Wahrheit zu sagen. Nun muss sie Ryder davon überzeugen, dass sie in Wirklichkeit das Mädchen ist, das er will. Doch dafür denkt sie sich einen Plan aus, der nur noch mehr Lügen bedeutet. Je tiefer sich Sonny in ihr Netz aus Lügen und Halbwahrheiten verstrickt, umso schwerer fällt es ihr, das ganze Gerüst aufrecht zu erhalten. Und am Ende könnte sie nicht nur ihre Chance mit Ryder verlieren, sondern auch ihre beste Freundin...

Lying Out Loud von Kody Keplinger war wirklich ein extrem anstrengendes Buch. Schon von Anfang an wird klar, dass der Titel hier tatsächlich Programm ist, denn Sonny lügt ständig. Egal ob es wichtige oder unwichtige Dinge sind, wirklich nötig oder nicht. Sie manipuliert Meschen, selbst wenn es auch anders gehen könnte, einfach weil sie sich immer aus allem rausreden will. Es ist eine Angewohnheit von ihr, die sie weder abschütteln kann und will, und das hat die Sache wirklich anstrengend gemacht.
Und das ist wirklich schade, denn im Prinzip mochte ich Sonny wirklich gerne. Sie ist lustig, intelligent, schlagfertig und ein bisschen schräg. Eigentlich wirkt sie nicht wie jemand, der sich verbiegt, genau das tut sie mit ihren Lügen aber oft. Das Schlimmste an der Sache war aber, dass ihr die meiste Zeit gar nicht bewusst ist, wie fatal sich ihre Lügerei eigentlich auswirkt. Ständig verletzt sie die Leute um sie herum, allen voran Amy, die ihr wirklich die beste Freundin war, die sie sein könnte. Außerdem bricht Sonny ein Versprechen nach dem anderen, so dass ich sie und ihre Vorhaben sehr schnell nicht mehr ernst nehmen konnte.
Das hat mir auch die restliche Geschichte ziemlich vermiest, was recht schade ist, denn Lying Out Loud hatte durchaus eine Menge Potenzial. Sonnys Freundschaft zu Amy war z.B. wirklich schön. Auch ihre sehr durchwachsene Freundschaft zu Ryder war interessant. Ryder selbst ist ebenfalls alles andere als einfach und macht es sich selbst wirklich schwer, wenn es darum geht, Freunde zu finden. Doch Sonny öffnet er sich - erst online, als er denkt sie wäre Amy, und später in Person, als er sich langsam mit Sonny anfreundet. Was Sonny - und in gewisser Hinsicht auch Amy, die sich von Sonny in alles mit hinein ziehen lässt - Ryder allerdings alles vorspielt, ist einfach nicht in Ordnung und als Leser ist einem natürlich die ganze Zeit klar, dass das kein gutes Ende nehmen kann.

Das Einzige, was ich wirklich gut an Lying Out Loud fand, war Kody Keplingers Schreibstil. Sie verleiht Sonny eine sehr humorvolle und gewitzte Stimme und hat es dadurch Gott sei Dank einfacher gemacht, das Buch zu lesen. Ich war das ein oder andere Mal nämlich wirklich kurz davor aufzugeben, wenn Sonny wieder mal eine neue Lüge zu ihrer Liste hinzugefügt hat.
Ebenfalls sehr schön, sind die Wiedersehen mit alten Bekannten. Kody Keplinger hat bereits einige Bücher geschrieben, die in Hamilton gespielt haben und vielen von ihnen hat sie ein paar Zeilen gewidmet. Vor allem Wes und Bianca aus The DUFF / Von wegen Liebe spielen aber eine wichtigere Rolle und ich habe mich sehr gefreut, die beiden wieder zu sehen.

Am Ende hat mir aber auch das nicht darüber hinweggeholfen, wie sehr mich Sonnys Lügen in Lying Out Loud von Kody Keplinger gestört haben. Es war einfach zu anstrengend und fast schon schmerzhaft zu lesen, wie sie sich selbst alles kaputt macht. Und das Schlimmste: Am Ende wird man noch nicht mal wirklich belohnt. Zwar wird dem Leser schon eine Richtung vorgegeben, wie sich alles entwickeln könnte, doch ein schönes rundes Ende bekommen wird nicht. Weder was Sonnys Zukuntfspläne angeht, noch die Sache mit Ryder. Nach all den Strapatzen hatte ich wirklich auf mehr gehofft. Sehr schade, denn das Buch hätte das Zeug gehabt, deutlich besser zu sein.

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